Bezahlbare Wohnungen fehlen
Jede Woche schreiben Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft ihren
Standpunkt zu aktuellen Themen. Heute: Georg Rotthege,
Rechtsanwalt in Düsseldorf und stellvertretender Vorsitzender des
Gutachterausschusses für Grundstückswerte: „Es sind zwei Faktoren, die die
Grundstücks- und Immobilienpreise in Düsseldorf massiv ansteigen lassen. Zum
einen die Sicherheit einer Kapitalanlage, die durch Kursschwankungen nicht
oder nur wenig berührt wird, in Verbindung mit historisch niedrigen Zinsen.
Zum anderen die Tatsache, dass der Wohnungsbau seit vielen Jahren rückläufig
ist und erst in jüngster Zeit einen Aufschwung erfährt. Insbesondere
bezahlbare Wohnungen in Ballungsräumen werden künftig Mangelware sein.
Tatsächlich erleben Wohnimmobilien seit der Finanzkrise eine Renaissance als
Vermögensanlage, was sich vielerorts spürbar in den Preisen für Wohnungen und
Häuser niederschlägt. Erste Warnungen vor einer Immobilienblase werden laut,
wofür es derzeit jedoch keine handfesten Anhaltspunkte gibt. Einzelne Märkte
erscheinen allerdings als ausgereizt bis leicht überhitzt. In Düsseldorf sind
die Grundstückspreise seit 1960 etwa um das Zehnfache gestiegen, wie der
Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Düsseldorf errechnet hat. Die Finanzkrise
beflügelt auch hier den Markt. Die Anzahl der Transaktionen nahm in
Düsseldorf seit dem Jahr 2009 kontinuierlich zu und stieg im Jahr 2011 im
Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 11Prozent. Bauland ist in Düsseldorf mit
515 Euro je Quadratmeter das teuerste in NRW. Der mittlere Wohnflächenpreis
liegt in Düsseldorf bei 2920 Euro je Quadratmeter. Am deutlichsten fielen
2011 die Preissteigerungen für Einfamilienhausgrundstücke mit zehn Prozent
Zuwachs aus. Getoppt wurde dies nur durch die
Preise für Eigentumswohnungen im Neubau mit einer Steigerung von 14Prozent
gegenüber dem Vorjahr. Ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit kaum absehbar,
weil der Düsseldorfer Markt noch eine Menge Potenzial bietet. Denn mit den
Preisen steigt auch die Zahl der Wohnungsnachfrager, seien es Selbstnutzer
oder Mieter, so dass weiterer Wohnraum benötigt wird. Auch der Trend zurück
in die Stadt scheint ungebrochen zu sein.Grund zur
Vorsicht gibt es allerdings mit Blick auf die Zinsen. Denn das heutige
niedrige Zinsniveau wird nicht auf Dauer bestehen bleiben. Wer heute zu günstigen Zinsen finanziert, sollte also einen Teil des
ersparten Zinsaufwandes für Sondertilgungen verwenden.
Georg Rotthege ist stellvertretender Vorsitzender
des Gutachterausschusses für Grundstückswerte. Foto: Privat
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