DGB kämpft in Bochum
weiter fürs Sozialticket
Prof. Heinz Bontrup beim
vierten Ratschlag des DGB fürs Sozialticket: „Wir müssen die
Massenarbeitslosigkeit bekämpfen.“ Foto: Monika Kirsch
Bochum. Alle bekamen sie ihr Fett weg: „Ich
finde es erbärmlich, dass CDU, SPD und Grüne im VRR wegen persönlicher
Eitelkeiten und Taktierereien die Einführung eines Sozialtickets blockieren.“
Michael Hermund, Vorsitzender der DGB
Region Ruhr Mark, schlug zu Beginn des vierten Ratschlags zum Sozialticket am
Montag im Jahrhunderthaus die Pflöcke ein. Zwar habe die rot-grüne
Landesregierung angekündigt, das Sozialticket finanziell zu fördern, doch nach wiederholten
Aufschüben „wissen wir, dass lediglich die Einführung von Vierertickets geplant
ist, und die verdienen nicht den Namen Sozialticket, zumal sie hoch
subventioniert würden. Eine Monatskarte wäre ab sechs Fahrten billiger“.
"Das Grundrecht auf Mobilität wird verwehrt"
Seit 2008 kämpft der Bochumer DGB für die Einführung des Sozialtickets und hat Kampagnen auf die Beine gestellt. Die Kritik: Es gebe
Spezialtickets für Schüler, Studenten und Senioren, nicht aber für die Ärmsten.
Prof. Heinz-Josef Bontrup, Betriebswirtschaftler
an der Fachhochschule Gelsenkirchen in Recklinghausen, sprach in seinem Referat
von einem „Skandal, dass in einer reichen Volkswirtschaft das Grundrecht auf
Mobilität verwehrt wird“. Massenarbeitslosigkeit werde nicht systemisch
empfunden, sondern zunehmend als individuelles Versagen, als Faulheit. Und das
habe gesellschaftliche Ausgrenzung zur Folge. „Die Forderung nach einem
Sozialticket ist eine falsche; vielmehr sollten wir die Arbeitslosigkeit
beseitigen.“
Symbolische Aktion zur Erinnerung
Was folgte, war ein volkswirtschaftlicher Diskurs des Sprechers der
Arbeitsgruppe alternative Wirtschaftspolitik: „Wir brauchen Vollbeschäftigung;
das geht nur durch Verknappung der Arbeit, durch radikale Verkürzung der
Arbeitszeit. Wenn das gelänge, müsste niemand mehr über die Notwendigkeit eines
Sozialtickets reden.“
Video
Sozialticket wird teuer (2:31)
Sozialticket wird teuer Das für 2011 geplante Sozialticket würde
NRW rund 30 Millionen Euro kosten.
Ende des Monats, so Hermund gegenüber
der WAZ, tagt der VRR noch einmal zum Thema Sozialticket. Zu diesem Anlass will
der DGB aus den Städten Bochum, Gelsenkirchen und Witten zur VRR-Zentrale nach Gelsenkirchen fahren und jeweils
Sozialtickets einlösen. Michael Hermund: „Es wurde
die Einführung zum 1. Juni versprochen, Daran wollen wir mit dieser
symbolischen Aktion erinnern.“
VRR-Vertreter wollten sich zudem das System in
Köln ansehen, wo das Sozialticket seit 2008 gilt und ohne große Subventionen
der Stadt auskommt, wie Gastredner Peter Burggraf in Bochum versicherte. Ein
wenig Resignation herrscht dennoch: Hermund: „Ich
halte es für unwahrscheinlich, dass sich in den nächsten acht Tagen noch etwas
bewegt. Doch vielleicht geht ja doch noch was.“