DGB kritisiert
VRR-Sozialticket als zu teuer
Die Linke demonstriert vor dem Essener Rathaus gegen die
Pläne von CDU und Grünen ein Sozialticket im VRR für 29,90 Euro einzuführen.
Foto: Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool
Essen
Bochum. Ab November soll im VRR-Gebiet
ein Sozialticket für 29,90 Euro eingeführt werden. Dem Deutschen
Gewerkschaftsbund, der schon lange dafür kämpft, ist das Ticket zu teuer.
Gewerkschaftsvertreter bezeichnen das Ticket schon jetzt als Flop.
Kritik am Sozialticket. Sowohl der Deutsche Gewerkschaftsbund als auch der
Sozialverband Deutschland halten das geplante
Sozialticket im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für zu teuer. „Das, was jetzt
als Sozialticket eingeführt werden soll, ist ein sozialpolitischer,
verkehrspolitischer und betriebswirtschaftlicher Flop, sagte der
DGB-Vorsitzende der Region Ruhr Mark, Michael Hermund.
Politik und Verkehrsbetriebe hatten sich Anfang der Woche geeinigt, dass zum
1. November im VRR-Gebiet ein Sozialticket für
monatlich 29,90 Euro eingeführt werden soll. Es basiert auf dem Ticket 1000 der
Preisstufe A und kostet damit etwa die Hälfte des normalen Ticketpreises.
Vielen Betroffenen helfe das Ticket nicht, weil es zu teuer ist, so Hermund. Er forderte einen Sozialticket-Preis von 15 Euro.
Mehr sei im Hartz-IV-Satz für Mobilität im Nahbereich
nicht eingeplant. Auch der Sozialverband Deutschland in NRW kritisiert den
Preis: "Der Hartz-IV-Regelsatz sieht für Mobilität
nur knapp 20 Euro vor - daran muss sich der Preis orientieren", so die
Landesvorsitzende Gerda Bertram.
Laut Hermund würden zudem bei einem Ticketpreis
von 15 Euro deutlich mehr Menschen Bus und Bahn nutzen als bei einem
Ticketpreis von 30 Euro. Hermunds These: Bei einem
niedrigeren Ticketpreis gibt es mehr Kunden und unter dem Strich auch mehr
Einnahmen als bei dem 30-Euro-Modell. Letzteres würde sogar zu
Einnahmeverlusten führen, warnt er. Das hätten entsprechende Tests in Dortmund
gezeigt. Als in Dortmund das Ticket 15 Euro kostete, hätten es 24.000 Menschen
genutzt. Als der Preis sich verdoppelte, leisteten sich nur noch 8000 Personen
das Sozialticket.
Hermund befürchtet daher, dass der zunächst auf
ein Jahr festgelegte Test im VRR zu dem Ergebnis kommt, dass das Sozialticket
unrentabel für die Verkehrsunternehmen ist. „Diese Test kann man sich sparen,
weil die Ergebnisse aus Dortmund bereits vorliegen“, sagte er. Er bezeichnete
daher die Einigung als Mogelpackung.
Die Ruhr-SPD dagegen begrüßte das Vorhaben: „Wir
haben mit dem Sozialticket eine Lösung gefunden, die vielen Menschen im
Ruhrgebiet die Teilhabe am öffentlichen Leben und Mobilität ermöglicht“,
erklärte Frank Baranowski, Sprecher der Ruhr-SPD.
Am Dienstag wird die Vertreterversammlung
im VRR über das Sozialticket entscheiden. Hermund
fordert die im Gremium sitzenden Politiker auf, „klar Farbe zu bekennen, ob sie
ein Sozialticket wollen, das den Namen auch wirklich verdient hat“. (jgr)