Streit um Wohnraum wird schärfer

Das Bündnis „Bezahlbarer Wohnraum“ möchte die hohen Mieten in Düsseldorf zum gesellschaftlichen Thema machen und demonstrierte gestern auf einem Baugelände in Bilk. Im Planungsausschuss fragten die Grünen nach der Berücksichtigung von studentischem Wohnraum bei Neubauplänen.

VON CHRISTINA STAHL UND SONJA SCHMITZ


Das neu gegründete Bündnis „Bezahlbarer Wohnraum in Düsseldorf“ protestierte gestern gegen Wohnungsnot und unbezahlbare Mieten. Vierzig Demonstranten kamen nach Bilk. Dort will ein Investor entlang der Witzelstraße auf einem ehemaligen Werksgelände rund 300 neue Wohnungen und Häuser bauen. Davon sollen 30 bis 50 Wohneinheiten sozial gefördert und weitere 50 im Bereich des „bezahlbaren Wohnens“ liegen.


Zuwenig, finden die Demonstranten. „Düsseldorf braucht eben keine neuen Luxuswohnungen. Es fehlen jetzt schon 6400 bezahlbare Mietwohnungen“, sagt Oliver Ongaro vom Straßenmagazin Fiftyfifty. Auch die Definition von „bezahlbar“ ist umstritten: „Die Stadt plant eine Preisbindung an den aktuellen Mietspiegel. Der liegt in Bilk bei 8,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Das können sich eben viele nicht mehr leisten“, so Ongaro.


Weitere Mitglieder des Bündnisses sind die Altstadt-Armenküche, der AStA der FH Düsseldorf, die Katholische Arbeitnehmerbewegung und die Linkspartei. „Ein breites Spektrum“, sagt Ongaros Kollegin Julia von Lindern. Sie ist sich sicher: „Das Thema braucht mehr gesellschaftliches Engagement. Bisher findet die Diskussion hauptsächlich zwischen den Parteien statt.“ Deshalb plant das Bündnis eine Unterschriftenaktion mit Postkarten in Kneipen und eine weitere Demo an einem publikumswirksameren Samstag.


In der Tat entwickelt sich das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ immer mehr zum Streitpunkt zwischen den Parteien. So auch gestern im Planungsausschuss. Die Grünen hatten angefragt, inwieweit studentischer Wohnraum bei den geplanten Wohngebieten am neuen FH Campus, nördlich Westfalenstraße, Karolinger Höfe und an der Witzelstraße vorgesehen seien. Die Antwort der Verwaltung: Die Stadt entwickle ein vielfältiges Wohnraumangebot, das alle Lebensformen in allen Preissegmenten berücksichtige. „Alle genannten Plangebiete befinden sich in einem frühen Stadium der städtebaulichen Planung, lassen aber Wohnstrukturen für Studenten und Studentinnen zu.“ Weil dies den Grünen zu wenig aussagekräftig war, hakte Grünen-Ratsfrau Astrid Wiesendorf nach und entlockte Planungsdezernent Gregor Bonin die Zusage: „Wir werden es explizit ausschreiben und verfolgen“, und setzte der Deutlichkeit halber hinzu: „Ja, es ist offen. Ja, es ist möglich. Ja, wir werden es tun.“

 

Publikation

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe

Rheinische Post Düsseldorf

Erscheinungstag

Freitag, den 26. Oktober 2012

Seite

28

 

 

 

 

Demo gegen Wohnungsnot und teure Mieten

VON CHRISTINA STAHL - zuletzt aktualisiert: 25.10.2012 - 17:11

Düsseldorf (RPO). Das neu gegründete Bündnis „Bezahlbarer Wohnraum in Düsseldorf“ protestierte am Donnerstag gegen Wohnungsnot und unbezahlbare Mieten. Vierzig Demonstranten kamen nach Bilk. Hier will ein Investor entlang der Witzelstraße auf einem ehemaligen Werksgelände rund 300 neue Wohnungen und Häuser bauen.

Die Demonstranten auf dem Brachgelände, wo die Neubauten entstehen sollen. Foto: RPO Stahl

Davon sollen 30 bis 50 Wohneinheiten sozial gefördert und weitere 50 im Bereich des „bezahlbaren Wohnens“ liegen.

Zuwenig finden die Demonstranten: „Düsseldorf braucht eben keine neuen Luxuswohnungen. Es fehlen jetzt schon 6.400 bezahlbare Mietwohnungen.“ Auch die Definition von „bezahlbar“ ist umstritten: „Die Stadt plant eine Preisbindung an den aktuellen Mietspiegel. Der liegt in Bilk bei 8,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Das können sich eben viele nicht mehr leisten“, so Oliver Ongaro vom Straßenmagazin fiftyfifty.

Weitere Mitglieder des Bündnisses sind etwa die Altstadt-Armenküche, der AStA der FH Düsseldorf, die Katholische Arbeitnehmerbewegung und die Linkspartei. „Ein breites Spektrum“, sagt Ongaros Kollegin Julia von Lindern. Sie ist sich sicher: „Das Thema braucht mehr gesellschaftliches Engagement. Bisher findet die Diskussion hauptsächlich zwischen den Parteien statt.“ Deshalb plant das Bündnis eine Unterschriftenaktion und eine weitere Demo an einem Samstag.

Am Schluss berichten die Teilnehmer von eigenen Erlebnissen bei der Wohnungssuche: „Ich wohne mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter direkt am Bahnhof“, erzählt Sozialarbeiter Holger Kirchhöfer, der in der Altstadt-Armenküche arbeitet: „Wir würden gerne umziehen, um näher an der Schule und etwas grüner zu wohnen. Doch die Preise sind utopisch. Wir möchten aber gerne in Düsseldorf wohnen bleiben.“

http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/duesseldorf/nachrichten/demo-gegen-wohnungsnot-und-teure-mieten-1.3044406

 

 

 

 

Thema des Tages

Steigende Mieten in Düsseldorf

Bündnis kämpft für mehr günstige Wohnungen

Die Mietpreise in Düsseldorf sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Mit derzeit rund 8,30 Euro pro Quadratmeter ist die Durchschnittsmiete so teuer wie in keiner anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen. Vor allem Menschen mit wenig Geld finden kaum noch günstige Wohnungen, klagt das neu gegründete Bündnis für bezahlbaren Wohnraum.

Düsseldorf: Schwierige Suche nach günstigen Wohnungen

Düsseldorf wächst – und das seit Jahren, gegen den Trend in Deutschland und NRW. Dieser Umstand wirkt sich immer mehr auf die Wohnungssituation in der Landeshauptstadt aus: Die Nachfrage ist groß, entsprechend steigen die Mietpreise. Allein im vergangenen Jahr ist die Miete pro Quadratmeter in Düsseldorf um mehr als vier Prozent gestiegen, nur in Münster wurde ein stärkerer Anstieg verzeichnet. Nach dem aktuellen Wohnungsmarktreport 2012 der Immobilienfirma LEG liegen in Düsseldorf die teuersten Wohnungen in NRW. Die Folge: Viele Menschen, vor allem mit niedrigem Einkommen, finden immer schwerer eine bezahlbare Wohnung. Zum Beispiel haben Erstsemester gerade zu Studienbeginn große Schwierigkeiten.

Aktuell fehlen rund 7.000 Sozialwohnungen

Bündnis-Sprecherin Julia von Lindern

Das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ will das nicht länger hinnehmen. Der Zusammenschluss aus Obdach- und Arbeitslosenverbänden, aber auch studentischen Gremien der FH und der Universität Düsseldorf fordern die Stadt auf, bei aktuellen Bauvorhaben stärker einzugreifen und nicht privaten Investoren das Feld zu überlassen. Denn so habe die Stadt keinen Einfluss mehr auf die Mietpreise. „Die Stadt schöpft die Fördergelder für den öffentlichen Wohnungsbau nicht aus“, erklärt Julia von Lindern vom Bündnis. Hier sollte die Stadt deutlich aktiver werden, denn sonst fehlten in den nächsten Jahren bis zu 20.000 geförderte Wohnungen:

Bündnis-Sprecherin Julia von Lindern fordert mehr städtisches Handeln

Unbebaute Flächen für preiswerten Wohnraum nutzen

Das Aktionsbündnis demonstriert für preiswerteren Wohnraum

Auf den wenigen noch unbebauten Flächen könnte die Stadt günstige Wohnungen bauen, schlägt das Bündnis vor, die anschließend auch in den Händen der Stadt bleiben. Deshalb versammelten sich das Bündnis heute zur Protestaktion vor dem Baugelände entlang der Witzelstraße. Hier sollen rund 140 Wohnungen entstehen, die Preise werden an den aktuellen Mietspiegel gekoppelt, der bei rund 8,30 Euro pro Quadratmeter liegt. Für das Bündnis ist das schlicht „Mietwahnsinn“.

Stadt weist Vorwürfe zurück

Die Stadt Düsseldorf sieht die Situation nicht so dramatisch. „Es muss ein breites Angebot für alle Menschen, für alle Lagen und Qualitätsklassen geben“, sagt Baudezernent Gregor Bonin. Es gebe auch Bemühungen der Stadt, günstigen Wohnraum zu schaffen. Außerdem sei die Zahl der Wohnungssuchenden in Düsseldorf momentan eine der niedrigsten seit zehn Jahren. Trotzdem will er das neue Bündnis nicht ignorieren und zeigt sich offen für Gespräche.

Baudezernent Gregor Bonin zur Wohnungssituation

Bündnis plant weitere Aktionen

Von möglichen Gesprächen zwischen Stadt und Bündnis werden sicherlich auch die weiteren Aktionen der Initiativen abhängen. Bislang ist geplant, mit Postkarten im ganzen Stadtgebiet auf die Problematik aufmerksam zu machen. Möglicherweise strebt das Bündnis auch ein Bürgerbegehren an, um so die Stadt zum Handeln zu zwingen.

Mehr zum Thema

Stand: 25.10.2012

http://www.wdr.de/studio/duesseldorf/serien/themadestages/2012/10/wohnraum.html

 

 

http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/lokalzeit_duesseldorf.xml

(25.10. Kompakt)

 

 

 

Breites Bündnis für bezahlbaren Wohnraum

25.10.2012 | 17:58 Uhr

Die Protest-Aktion des Bündis für Bezahlbaren Wohnraum vor dem Gelände an der Ecke Witzelstraße und Auf´m Hennekamp in Düsseldorf am Donnerstag den 25.10.2012. Foto: Lars Heidrich / WAZ FotoPoolFoto: Lars Heidrich

Winfried Gather von der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) ist ein bedächtiger Mann, doch bei diesem Thema bricht es aus ihm heraus: „Es ist eine dreiste Unverschämtheit“, sagt er, und „ein Skandal, wenn die Stadt für Neubaugebiete nur 5 bis 10 Prozent Sozialwohnungen vorschreiben will.“

Angesichts ständig steigender Wohnungskosten und immer weniger bezahlbarem Wohnraum „hat die Stadt durchaus Möglichkeiten, durch Fördermittel und eigener Initiative Einfluss auf dem Mietpreis zu nehmen“, stellt Julia von Lindern von Fiftyfifty fest. Sie und Gather gehören zum neu gegründeten „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“, das gestern vor dem Neubauareal an der Ecke Witzelstraße/ Hennekamp gegen zu hohe Mieten und zu knappen billigen Wohnraum protestierte.

Zu diesem Bündnis haben sich der KAB, die Altstadt-Armenküche, die Franziskaner mit „Vision teilen“, Attac, Fiftyfifty, und der Studierenden Ausschuss (AStA) der Fachhochschule zusammen geschlossen, die Gewerkschaft Verdi und der Asta der Heine-Uni planen ebenfalls beizutreten.

Auf dem Areal an der Witzelstraße sollen rund 250 Wohnungen entstehen. Darunter, wie berichtet, etwa 50 Einheiten „bezahlbarer Wohnraum“, der allerdings am Mietspiegel orientiert um die 8,50 Euro kalt pro Quadratmeter kosten soll. „Wer das als bezahlbar bezeichnet, hat keinen Bezug zur Realität“, moniert Ben Klar (Linke). Schließlich hat gut die Hälfte der Düsseldorfer Haushalte, betont Oliver Ongaro (fiftyfifty), Anspruch auf eine geförderte Wohnung. Normalverdiener, „allein Erziehende oder Menschen mit niedrigen Löhnen können sich das nicht leisten“, weiß Gather (KAB).

Das Bündnis fordert daher von der Stadtverwaltung, das mindestens 30 Prozent bei Neubaugebieten wie an der Witzelstraße für geförderte Wohnungen vorgeschrieben werden. „Die Stadt hat genug Möglichkeiten. Bisher wurden ja die Fördermittel des Landes gar nicht komplett genutzt“, beschriebt von Lindern Ziele des Bündnisses. Zudem sollen Grundstücke und Häuser in städtischer Hand bleiben und nicht an private Investoren verkauft werden. Auch die städtische Wohnungsgesellschaft soll mehr bezahlbaren Wohnraum bauen, fordert sie. denn hohe Mieten in einem Viertel ziehen auch höhere Wohnkosten im umliegenden Stadtteil nach sich. Die Initiative plant nun mehrere Aktionen.

Infos unter www.bezahlbarer-wohnraum-duesseldorf.de

Jo Achim Geschke

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http://www.derwesten.de/nrz/staedte/duesseldorf/breites-buendnis-fuer-bezahlbaren-wohnraum-id7229517.html