Erfolgreiche Schlichtung. VRR-Sozialticket kommt im Herbst

DORTMUND Erfolgreiche Schlichtung beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR): Im Herbst wird als Pilotprojekt für zunächst ein Jahr für den Preis von monatlich 29,90 Euro ein Sozialticket eingeführt.Von Oliver Volmerich 13.7.11

Das verkündete der Grünen-Fraktionssprecher im VRR, Mario Krüger, am Mittwoch in Dortmund. Die Verkehrsunternehmen hatten Bedenken wegen möglicher Verluste von 9 bis 10 Mio. Euro pro Jahr angemeldet. Im Rahmen der Schlichtung wurde ihnen nun allerdings zugesichert, dass eventuelle Defizite über den VRR ausgeglichen werden.

Nicht zuletzt hoffen Grüne und CDU, die den Kompromiss federführend ausgehandelt hatten, auf zusätzliche finanzielle Hilfen des Landes. Die vorgesehenen Mittel für 2011, die wegen der verspäteten Einführung des Sozialtickets nicht komplett abgerufen werden, sollen nun zusätzlich für 2012 zur Verfügung stehen, hofft Grünen-Sprecher Mario Krüger. Aus den geplanten 15 Mio. Euro Landesförderung könnten so gut 20 Mio. Euro werden.

Ausstiegsklausel für klamme Kommunen

Darüberhinaus gibt es für das VRR-Sozialticket eine Ausstiegsklausel für Kommunen, die etwa nicht frei über ihren Haushalt verfügung können. Sie könnten per Ratsbeschluss auf die Einführung des Sozialtickets in ihrem Bereich verzichten. Entsprechende Überlegungen gibt es u.a. in Wuppertal.

Das Ticket soll zum 1. Oktober, spätestens aber zum 1. November eingeführt werden. Nach dem Vorschlag von CDU und Grünen würde das Sozialticket als Monatskarte der Preisstufe A 29,90 Euro im Monat kosten. Eine zeitliche Beschränkung für die Nutzung und einen "Abo-Zwang" soll es nicht geben.

Berechtigt für einen Bezug wären Hartz IV-Empfänger und Geringverdiener mit Wohngeldbezug. Nachweise für die Berechtigung sollen unbürokratisch über die Jobcenter und die Sozialämter ausgegeben werden. "Ziel muss es sein, dass mit der Ausstellung eines Leistungsbescheides automatisch den Berechtigten ein entsprechender Ausweis zur Inanspruchnahme des Sozialtickets ausgestellt wird", sagte Krüger.

 

http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund/VRR-Sozialticket-kommt-im-Herbst;art930,1346300

 

 

 

Finanzielle Risiken. Bochumer Beteiligung am Sozialticket noch nicht entschieden

BOCHUM Das Sozialticket für den VRR wird zum 1. November eingeführt. Ob auch Bochumer einsteigen dürfen, ist hingegen noch völlig offen. Von Jürgen Koers

 

Nach dem jüngsten Vorschlag der Schlichtungsstelle soll das Sozialticket als Pilotprojekt eingeführt werden. Ob sich Bochum daran beteiligt, ist allerdings offen. Die Frage ist, ob sich die Stadt die Lizenz zum Ticket leisten kann.

Grundsätzlich wünschenswert

„Wir brauchen eine rissfeste Regelung“, sagte Bogestra-Vorstand Dr. Burkhard Rüberg auf Anfrage dieser Zeitung. Logisch, denn die Unternehmen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) befürchten Verluste: „Wenn ein Ticket statt 60 Euro nur noch 30 Euro kostet“, so Rüberg, „dann ist das mit gewissen Risiken verbunden.“

Auf den „Ausgleich der Mindererlöse“ besteht der Verkehrsverbund. Heißt im Klartext: Klafft in der Bogestra-Kasse ein Minus, müsste die Stadt Bochum einspringen. Und das ist problematisch.

„Das Sozialticket ist grundsätzlich wünschenswert. Aber zusätzliche Sozialleistungen sind schwierig aufzubringen“, sagte Sozialdezernentin Britta Anger. Im Rathaus muss erst gerechnet werden, auf welche Kosten man sich denn einlässt.

Uneinheitliche Entscheidungen problematisch

„Kommunen, die sich das Sozialticket finanziell nicht leisten können, etwa weil sie bereits in der Haushaltssicherung stecken, sollten das Sozialticket nicht einführen“, fordert Rüberg. Kompliziert wird es, wenn sich die fünf von der Bogestra bedienten Kommunen und Kreise (Bochum, Gelsenkirchen, Herne, Ennepe-Ruhr-Kreis und Recklinghausen) nicht einheitlich entscheiden sollten.

Dann könnte etwa ein Hartz-IV-Empfänger aus Witten mit dem Sozialticket fahren, während ein Bochumer dem Zug hinterherschaut. Aber das ist Zukunftsmusik. „Wir werden genau hinschauen, wie sich die Kommunen entscheiden“, sagt Rüberg. „Wir müssen uns abstimmen, mit der Bezirksregierung und mit den anderen Kommunen“, sagt Anger.

 

http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/bochum/Bochumer-Beteiligung-am-Sozialticket-noch-nicht-entschieden;art932,1346696