„Feste Quote für Sozialwohnungen“
Die Debatte um den richtigen Weg bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
in Düsseldorf hält an. SPD-Chef Andreas Rimkus
hatte im RP-Interview gefordert, nach dem Vorbild Münchens eine feste Quote
von sozialem Wohnungsbau bei Neubauvorhaben festzuschreiben. Gleichzeitig
hatte er kritisiert, dass im neuen Quartier Grafental
nur 35 von 1000 Wohnungen gefördert sind. CDU und FDP hatten dies empört zurückgewiesen.
CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen hatte im Fall Grafental
eingewandt, ein höherer Anteil an Sozialwohnungen könne zu einem sozialen
Brennpunkt führen. FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus hatte gesagt, er finde
es unproblematisch, wenn Zuzügler nach Erkrath oder
Monheim zögen. Jetzt äußert sich Hartmut Miksch,
Präsident der Architektenkammer, zu dem kontroversen Thema.
Herr Miksch, 3,5 Prozent der Neubauwohnungen in Grafental sind sozialer Wohnungsbau. Ist diese Zahl hoch
genug?
Miksch Allgemein hat sich bei Diskussionen unter
Fachleuten herausgestellt, dass die so genannte Drittelregel die beste
Faustformel ist. Das heißt, in jedem neuen Quartier wird ein Drittel
geförderter Wohnraum geschaffen, ein Drittel privat finanzierter Wohnraum und
ein Drittel Eigentumswohnungen.
Das sind relativ betrachtet aber fast zehnmal so viele Sozialwohnungen wie im
gerade entstehenden Grafental, die CDU warnt vor
sozialen Brennpunkten.
Miksch Eine solche Mischung führt definitiv nicht
zu sozialen Brennpunkten. Auch nicht in Grafental.
Sie müssen bedenken, wer die Bewohner dieser so genannten Sozialwohnungen
sind. Das sind Polizisten, junge Familien mit zwei Kindern,
Krankenschwestern, Beschäftigte in der Gastronomie - alles Menschen, die hart
arbeiten für ein normales Durchschnitts-Einkommen. Wir dürfen nicht
vergessen, dass 40 Prozent der Düsseldorfer ein Anrecht auf einen
Wohnberechtigungsschein für eine Sozialwohnung haben, oder hätten, wenn sie
einen beantragen würden. Einige Politiker tun gerade so, als würden jetzt
ganz schnell Ghettos entstehen. Das ist Panikmache.
Die FDP sagte, es gebe keine Wohnungsnot in der Stadt, und Zuzügler sollten auch in Betracht ziehen, in das
benachbarte Umland zu ziehen.
Miksch Wir sollten die Diskussion versachlichen.
Dazu gehört es auch, anzuerkennen, dass wir einen akuten Wohnungsmangel im
Bereich von bezahlbaren Wohnungen in Düsseldorf haben. Und daher kann man
nicht einfach sagen, wir verdrängen Menschen ins Umland nach Mettmann,
Erkrath, Haan oder Monheim. Wir dürfen nicht
vergessen, dass wir durch eine solche Politik ganze Berufsgruppen aus
Düsseldorf verdrängen.
Sie werden ja nicht verdrängt, sie werden lediglich zu Pendlern.
Miksch Das genau ist ja das Problem. Düsseldorf
erstickt schon jetzt fast am Verkehrsinfarkt. Hunderttausende pendeln morgens
aus dem Umland in die Landeshauptstadt und abends zurück. Das führt über kurz
oder lang zum Verkehrsinfarkt. Auf bezahlbare Wohnungen in Ratingen zu
verweisen ist einfach kein Weg. Außerdem macht eine Siedlung ausschließlich
bestehend aus den oberen Zehntausenden auch keine spannende Stadt aus.
Was halten sie von der Art, wie die Stadt München das Problem angeht?
Miksch Die Münchner Lösung ist absolut vorbildhaft.
Dort gibt es eine Quotenregelung bereits seit einigen Jahren. Wenn ein
Investor dort Wohnungen bauen will, müssen 30 Prozent davon geförderter
Wohnraum mit niedrigeren Mieten sein. Ich sehe überhaupt keine andere Lösung
für dieses Problem. Die Düsseldorfer Politik sollte sich das Münchner Modell
einmal genau anschauen.
Was ist mit den Kosten?
Miksch Das Münchner Quotenmodell verlagert ja die
Kosten auf die Investoren nach dem Motto: ,Wer hier
Geld verdienen will, muss auch preiswerten Wohnraum auf eigene Rechnung
schaffen?. Außerdem wird in Düsseldorf unterschätzt,
wie hoch die Kosten werden, wenn sich viele ärmere Senioren keine Wohnungen
hier mehr leisten können. Dann muss die Stadt zahlen.
Thorsten Breitkopf führte das Gespräch
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