Konzepte gegen die Wohnungsnot

Düsseldorf wächst, und damit wird bezahlbarer Wohnraum knapp und teuer. Die Politik sucht nach Lösungen. Doch Düsseldorf ist kein Einzelfall. Auch andere Städte kennen dieses Problem seit Jahren. Hamburg, Köln und München haben Wege gefunden, preiswerten Wohnraum zu schaffen.

VON THORSTEN BREITKOPF UND NICOLE LANGE

 

Die meisten Städte in Deutschland spüren den demografischen Wandel: Sie schrumpfen von Jahr zu Jahr. Düsseldorf zählt zu den Kommunen, die weiter wachsen. Es werden zwar neue Immobilien gebaut, doch die meisten bewegen sich im Luxussegment, weil Investoren damit mehr verdienen. Die Folge ist, dass Wohnungen im niedrigeren und mittleren Segment zunehmend Mangelware werden. Das Problem ist kein Düsseldorfer Einzelfall. Auch Hamburg, Köln und München kämpfen mit dem Problem des Wohnungsmangels, mit unterschiedlichen Konzepten.

 

Hamburg Dort wurden in den vergangenen Jahren deutlich zu wenige Wohnungen gebaut. Die Hansestadt will die Zahl der fertiggestellten Wohnungen steigern. Das Ziel sind 6000 neue Wohnungen pro Jahr. Ein Drittel davon sollen geförderte Wohnungen sein - vor allem für Haushalte mit mittlerem Einkommen. 1200 Wohnungen davon fallen unter den so genannten „Ersten Förderweg“, das heißt, das Einkommen eines einzelnen Mieters darf 11 760 Euro nicht überschreiten, bei Paaren sind es circa 17 000, jede weitere Person plus 4000 Euro. Die restlichen 800 fallen unter den „Zweiten Förderweg“, wo die Einkommensobergrenzen etwa 60 Prozent höher sind. Zudem wurde ein spezieller Fonds zur Nutzung städtischer Grundstücke etabliert.

 

München Hat 1994 das Instrument „Sozialgerechte Bodenplanung“ eingeführt. „In jedem Neubaugebiet gibt es mindestens 30 Prozent geförderten Wohnungsbau“, sagt eine Stadtsprecherin. Der Stadt obliege die Planungshoheit - und neues Baurecht werde nur dann erteilt, wenn der Anteil an geförderten Wohnungen zugesichert sei. Hintergrund der Einführung war, dass die Planungen mit finanziellen Belastungen für die Stadt verbunden sind, die nicht allein aus den Haushaltsmitteln finanziert werden konnten. Stattdessen sollten sich diejenigen beteiligen, denen die bei der Bebauung erwarteten Wertsteigerungen der Grundstücke zufließen. Von 1993 bis 2010 wurden in München 22 471 Wohnungen öffentlich gefördert und fertiggestellt und 1870 Millionen Euro an Fördermitteln ausgegeben. 785 Millionen Euro stammten von der Stadt. Das Instrument funktioniere sehr gut, sagte die Sprecherin weiter. „Wir sind stolz darauf, dass wir überall in der Stadt eine Durchmischung der sozialen Schichten haben. Sie werden hier nirgends Ghettos finden, weder von ärmeren, noch von reichen Menschen.“ Dies gelte sogar in besonders hochwertigen Neubaugebieten.

 

Köln Setzt bei der Förderung preiswerten Wohnraums auf billige Kredite. „Wir subventionieren die Zinsen für den Bau von preiswerteren Wohnimmobilien mit 35 Millionen Euro, weitere 65 Millionen kommen vom Land“, sagt Michael Schleicher, Leiter des Amtes für Wohnungswesen.

 

Düsseldorf Hinkt bei der Ausweisung von Sozialwohnungen hinterher, sagt Andreas Rimkus, Vorsitzender der SPD. Im neuen Quartier Grafental entstehen 1000 neue Wohneinheiten. Gerade mal 35 davon sind sozialen Wohnungsbau. „Düsseldorf braucht eine aktive Wohnungsbaupolitik“, sagt Rimkus. Die Modelle aus Hamburg und München sieht er als Vorbild für die NRW-Landeshauptstadt. Dabei schließt er auch den Bau von Wohnhochhäusern nicht aus, schränkt aber ein: „Ab 20 Mietparteien am Klingelschild wird es problematisch, dann wird es anonym.“ Wohnhochhäuser seien aber für hochwertiges Wohnen geeignet. Außerdem fordert er, die Erlöse aus dem Verkauf städtischer „Filetgrundstücke“ nicht im Haushalt untergehen zu lassen, sondern in einem gesonderten Topf für preiswertes Wohnen zu verwalten.

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(Bild: Durchschnittlich 8,60 bei Neuvermietung in 1. Quartal. 2012, München 12,10; Hamburg 9,-; Köln 8,70)

 

 

 

Publikation

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe

Rheinische Post Düsseldorf

Erscheinungstag

Montag, den 02. Juli 2012

Seite

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