Makler: Wohnungen statt Ackerland

Immobilienmakler Wulff Aengevelt fordert, Ackerland als Bauland auszuweisen und so den Wohnungsmangel zu beheben. FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und die CDU sind strikt dagegen. Die SPD will manche Lagen zumindest prüfen.

VON THORSTEN BREITKOPF

 

Geht es nach dem Vorschlag des Düsseldorfer Maklers Wulff Aengevelt, dann ist die drohende Wohnungsnot in Düsseldorf beherrschbar. Sein Plan: Ackerland soll für die Errichtung von preiswerten Wohnungen als Bauland ausgewiesen werden. Land ist in Düsseldorf immer knapper. „Neben der der Umwidmung von alten Industriearealen muss man auch prüfen, ob Ackerflächen bebaut werden können“, sagte Aengevelt im RP-Gespräch. „Es ist doch besser, das Problem der Wohnungsengpässe zu lösen, als in Düsseldorf Mais anzubauen. Der Wohnungsmangel ist für die Menschen wohl das drängendere Problem, da muss man abwägen“ so der Immobilienmakler weiter. Aengevelt betonte, dass es nicht darum gehe, Grünflächen oder Wälder zu bebauen, sondern landwirtschaftlich genutzte Äcker. „Laut statistischem Landesamt hat Düsseldorf im Jahr 2025 635 000 Einwohner, das sind 29 000 Menschen mehr als von der Stadtverwaltung prognostiziert - und die brauchen 16 000 weitere Wohnungen“, sagt Wulff Aengevelt. Ohne weitere Bauflächen gebe es langfristig in Düsseldorf auch kein weiteres Wachstum

 

FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann läuft Sturm gegen die Vorschläge des Maklers. „Die landwirtschaftlichen Flächen, Felder Wiesen und Wälder, sind Teil des Charmes dieser Stadt. Wir dürfen diese Areale nicht einfach zubauen“, sagt die Bürgermeisterin. „Auch ein Maisfeld ist erhaltenswert.“ Ob Hamm, Himmelgeist oder Angermund, die freien Flächen gehörten zum speziellen Ortsbild, dass unbedingt zu erhalten sei. „Die Menschen wünschen sich auch in der Großstadt ein zurück zur Natur, die wollen auch mal über ein Stoppelfeld oder eine Wiese laufen“, sagt die FDP-Politikerin. Man dürfe die Stadt nicht komplett zubauen. „Irgendwann ist die Stadt voll, es kann kein unbegrenztes Wachstum geben. „Wir haben beispielsweise in Angermund und Hamm Arrondierungen erlaubt, aber mehr auch nicht“, so Strack-Zimmermann.

 

Die CDU sieht das ähnlich. „Die Umwidmung von Ackerland zu Bauland, um billige Wohnungen zu errichten, ist der falsche Weg“, sagt Klaus Mauersberger (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Liegenschaften. Auf alten Bahndämmen oder Industriebrachen gebe es genug Alternativen für Wohnbebauung. „Ich glaube ohnehin nicht, dass man die Pendlerströme nach Düsseldorf durch billigen Wohnraum bremsen kann“, so Mauersberger.

 

Makler Aengevelt kann die Aufregung um seine Äußerungen nicht verstehen. „Vor der Olympiabewerbung im Jahr 2002 hatte die Stadtverwaltung die Ausweisung von Baugebieten im ländlichen Düsseldorf erlaubt. 140 Hektar wollte der damalige OB Erwin bebauen. So sollten 16 000 neue Wohnungen entstehen. Damals wäre das kein Problem gewesen, wenn die Spiele gekommen wären“, sagt Aengevelt.

 

Die SPD bejubelt die Idee zwar nicht, allerdings: „Es gibt sicherlich Landwirtschaftsflächen, die heute schon ohnehin versiegelt sind. Dort stehen beispielsweise Gewächshäuser. Man sollte vorsichtig prüfen, ob eine Wohnbebauung möglich ist“, sagt SPD Andreas Rimkus. Auch durch den Verzicht auf die Ausweitung der Friedhöfe könne man wertvolle Flächen für Wohnungen gewinnen. „Man sollte auch prüfen, ob die Blumenbauern am Rhein nicht vorübergehend nicht genutzte Industrieareale für die Zucht von Topfpflanzen nutzen könnten. Auch dadurch kann man Platz für Wohnungen schaffen“, so Rimkus.

 

Und was sagen die Landwirte als Eigentümer der umstrittenen Ländereien? „Es gibt einige kleine Äcker, beispielsweise in Flehe oder Volmerswerth, die sind kaum kostendeckend nutzbar“, sagt Blumengärtner Clemens Baum aus Volmerswerth. „Diese kleinteiligen Flächen mit Wohnungen zu bebauen wäre für uns als Gärtner sicherlich wirtschaftlich attraktiver“, meint Baum.

 

Weitläufige Ackerflächen im Düsseldorfer Norden bei Angermund. Ländereien wie diese böten zumindest in Teilen ein riesiges Potenzial für Wohnungen. Aber es gibt eine Reihe Argumente dagegen. Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf

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Samstag, den 08. September 2012

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