OB Elbers greift Bauminister an
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Publikation |
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH |
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Lokalausgabe |
Rheinische Post Düsseldorf |
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Erscheinungstag |
Freitag, den 26. Oktober 2012 |
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Seite |
28 |
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Politischer Streit eskaliert
zuletzt aktualisiert: 26.10.2012 - 02:30
Düsseldorf (RP). Der Düsseldorfer OB Dirk Elbers (CDU) wirft NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) "Kampfrhetorik" und "plumpe
Parolen" vor. Außerdem verbittet er sich Belehrungen durch die
Landesregierung. Damit reagiert Elbers auf ein
Interview, in dem Groschek der Landeshauptstadt
angesichts der teuren Mieten eine verfehlte Wohnpolitik vorwirft.
"Offensichtlich sind bestimmte Bevölkerungsschichten in dieser Stadt nicht
gewünscht", so Groschek, die Stadt entwickele
"geradezu feudalistische Strukturen". Elbers
nennt das einen "Schlag ins Gesicht vieler Menschen, die in der
Landeshauptstadt leben" und verweist auf ein "städtisches Programm
zur Aktivierung des geförderten Mietwohnungsbaus". Der Düsseldorfer
Sozialetat sei seit Jahren kontinuierlich gestiegen. Steigende Wohnraumpreise
prägten derzeit alle Wachstumsräume in Deutschland.
Die wohnungspolitische Sprecherin der Grünen, Daniela Schneckenburger, sprang Groschek
zur Seite: "Es ist unzweifelhaft so, dass die Wohnungspolitik der Stadt
Düsseldorf vor allem auf die obersten Einkommensschichten ausgerichtet
ist."
Quelle: RP
http://nachrichten.rp-online.de/regional/politischer-streit-eskaliert-1.3045068
Interview mit NRW-Minister Groschek
"Düsseldorf entwickelt feudalistische Wohn-Struktur"
zuletzt aktualisiert: 25.10.2012 - 18:15
Nordrhein-Westfalens Wohn- und Bauminister Michael Groschek (SPD) will gegen "Luxus-Ghettos" und Armutsviertel vorgehen, wie er im Interview mit unserer
Redaktion sagte.
Sie haben mit Ihrer Forderung nach einer Befreiung der
Mieter von Makler-Gebühren ein bundesweites Medienecho ausgelöst. Sind Sie
überrascht?
Groschek Ja. Die
breite Zustimmung zeigt, dass der Ärger über die bisherige Praxis größer ist,
als ich dachte.
Gibt es zu wenig Wohnraum in NRW?
Groschek Es gibt
nicht zu wenig Wohnraum, er ist nur falsch verteilt. Wir haben Ballungsräume
wie Düsseldorf, wo die Knappheit zu nicht mehr akzeptablen Mieten und
Kaufpreisen geführt hat. Es gibt aber auch Regionen mit großen Leerständen –
etwa im Ruhrgebiet oder im Sauerland. Da stehen ganze Wohnblöcke vor der
Verwahrlosung und ruinieren den Wohnwert der an sich intakten Nachbarschaft.
Was kann die Landesregierung tun?
Groschek Wir werden
das Recht der Wohnungsaufsicht schärfen. Außerdem brauchen wir einen neuen
Förderansatz, indem wir künftig ganze Quartiere in den Blick nehmen.
Die neuen Förderangebote sollen sich also an große
Wohnungsgesellschaften richten?
Groschek Ja. Wir
bereiten dazu gerade ein Bündnis mit den Verbänden der Wohnungswirtschaft vor.
Warum wenden Sie sich nicht direkt an die großen
NRW-Wohnungsunternehmen?
Groschek Das
Engagement ausländischer Investoren hat den Charakter der LEG, der Annington und der Gagfah
verändert. Diese Wohnungsunternehmen arbeiten heute eher profitorientiert und
nicht bündnisorientiert. Die Privatisierung der zuvor landeseigenen LEG war ein
großer Fehler, wie sich an diesem Beispiel zeigt. Man kann Wohnungen eben nicht
als normales Handelsobjekt betrachten. Wohnungsbestände in dieser Größenordnung
sind vor allem ein Politikum.
Welche Prognose haben Sie für die Mieten und Kaufpreise in
den NRW-Hochpreisregionen?
Groschek Die Mieten
bei Neuverträgen sind hier allein in den letzten drei Jahren um 20 Prozent
gestiegen. Blickt man nach Hamburg, München oder London, sieht man: Da gibt es
nach oben kaum Grenzen. Es sei denn, wir steuern ordnungsrechtlich dagegen.
Genau das haben wir vor.
Gibt es in NRW bereits Ghettos?
Groschek Eindeutig
ja. Und zwar in beide Richtungen: Es gibt in NRW bereits Luxus-Ghettos und Armutsviertel. Einige Städte in NRW, dazu gehört
Düsseldorf, entwickeln geradezu feudalistische Strukturen. Düsseldorf ruft zum
Beispiel seit Jahren weniger Geld für den sozialen Wohnungsbau beim Land ab,
als der Stadt zusteht. Offensichtlich sind bestimmte Bevölkerungsschichten in
dieser Stadt nicht gewünscht. Die Lebenserfahrung zeigt: In Luxus-Ghettos ist
das Leben am Ende fast so trostlos wie in Armutsvierteln.
Ihre Regierung hat die Grunderwerbsteuer erhöht. Schreckt
das nicht Investoren vom Bau neuer Wohnungen ab?
Groschek Die
Landesregierung hat sich zu einer soliden Haushaltspolitik verpflichtet, dazu
gehört auch die Verbesserung der Einnahmenbasis. Bislang zeigt sich nicht, dass
die Erhöhung der Grunderwerbssteuer Investoren abschreckt.
Thomas Reisener führte das
Gespräch.