Rätselraten um das
Sozialticket
P
Hattingen. Beteiligt sich der EN-Kreis an der
verbilligten Monatskarte? Viele Fragen sind noch offen. Kosten deutlich unter
einer Million.
Beim Sozialticket hängt der Kreis noch ziemlich in der Luft. Auch nach dem
Beschluss im Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR), die
Monatskarte ab November probeweise ein Jahr lang für sozial Schwächere
einzuführen, ist nicht klar, ob sich der Ennepe-Ruhr-Kreis
beteiligen wird.
Eine der wichtigen Fragen, die noch nicht beantwortet wurden, sind die Kosten,
die auf den EN-Kreis und die Städte womöglich zukommen. Hier zeichnet sich
allerdings schon jetzt ab, dass sie deutlich niedriger ausfallen dürften als
ursprünglich angenommen.
2009, als der Kreis noch mit einem Preis von 15 bis 25 Euro für das
Sozialticket kalkulierte, keine Landesförderung einplante, eine Nutzung für den
gesamten Kreis (Preisstufe B) berechnete und von einer Inanspruchnahme von 25
Prozent aller Berechtigten ausging, wurden die Mindereinnahmen der
Verkehrsbetriebe auf 1,3 Mio Euro geschätzt.
Inzwischen gehen die Planer von deutlich weniger als einer Million aus – weil
der VER 15 Mio Euro Fördermittel vom Land bekommt,
weil das Ticket nur für die Preisstufe A gilt, mit 29,90 Euro teurer wird und
deshalb die Nachfrage mit zehn bis 14 Prozent vermutlich deutlich geringer.
Welche Rolle der Preis spielt, zeigt das Beispiel Dortmund, das das
Sozialticket bereits eingeführt hat. Nachdem der Preis von 15 auf 30 Euro
heraufgesetzt wurde, ging die Zahl der Nutzer laut Kreis drastisch zurück – von
rund 30 000 auf etwa 8000.
Nach dem jüngsten Beschluss von CDU und Grünen im VRR-Verwaltungsrat
spricht die SPD-Fraktion in der Verbandsversammlung des VRR von einer
„Mogelpackung“. Sie erinnert an die Nothaushalte der Städte, die durch die
Einnahmeausfälle der Verkehrsbetriebe zusätzlich belastet würden. Denn die
Kommunen müssten diese Einbußen ausgleichen.
Deshalb hatte die SPD im VRR ein gesplittetes
Sozialticket gefordert – eines ab 9 Uhr für 29,90 Euro und ein Vollzeit-Ticket
für 34,90 Euro. Diesen Vorschlag, glaubten die Genossen, hätte man ohne Defizit
umsetzen können. „Damit hätten dann alle Kommunen die Möglichkeit gehabt, das
Sozialticket einzuführen.“
Nach den Mehrkosten fragt auch die CDU im EN-Kreis. Kreistagsfraktionschef
Friedrich-Wilhelm Nockemann will wissen, ob sogar
eine Erhöhung der Kreisumlage zur Finanzierung des Sozialtickets nötig wäre.
All diese Fragen will der Kreis mit einer Vorlage beantworten, die er im August
vorlegt und die die „Grundlage für eine Entscheidung zur Teilnahme an dem
Pilotprojekt bilden soll“.
Bis dahin will der Kreis auch die wichtige Frage klären, welches Verfahren
zur Prüfung des Anspruchs angewendet wird. Brauchen die Jobcenter oder
Sozialämter dafür womöglich mehr Personal? Immerhin wären allein rund
26 000 Hartz-IV-Empfänger im Ennepe-Ruhr-Kreis
anspruchsberechtigt. Auch hier erhofft sich der Kreis nähere Informationen
durch den VRR. Der Verkehrsverbund wolle alle betroffenen Behörden in den
nächsten Wochen zu Regionalkonferenzen einladen, heißt es.
Preise
Das Sozialticket soll Menschen mit wenig Einkommen ermöglichen, die Angebote
des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr zu nutzen. Die Monatsfahrkarte wird 29,90 Euro
kosten. Sie basiert auf dem Ticket 1000, Preisstufe A, das sonst 59,15 Euro
kostet. Im Kreis könnte man mit dem Sozialticket z.B. Bus und Bahn in Schwelm, Ennepetal u n d Gevelsberg oder im Stadtgebiet von
Hattingen nutzen. Wer weiter fahren will (Preisstufe B), erwirbt ein
Zusatzticket für 2,60 Euro.
http://www.derwesten.de/staedte/hattingen/Raetselraten-um-das-Sozialticket-id4912017.html