22.04.2014 | 17:49 Uhr
Das Sozialticket ist deutlich weniger gefragt als erwartet. Foto: Peggy Mendel/WAZ FotoPool
Essen. Der Verkehrsverbund
Rhein-Ruhr hatte mit einer großen Nachfrage gerechnet. Doch nur sechs bis acht
Prozent der 1,4 Millionen potentiellen Nutzer kaufen „Mein Ticket“. Immerhin:
Das Land bezuschusst es mit 30 Millionen Euro pro Jahr. Jetzt werden Stimmen
laut, das Billig-Billet abzuschaffen.
Das Sozialticket soll arme Bürger mit Bus und Bahn mobil machen. Doch gut
zwei Jahre nach seiner Einführung ist die Nachfrage nach dem Fahrschein viel
geringer als erwartet. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) rechnet vor: „Es
gibt 1,14 Millionen potenzielle Nutzer im VRR-Gebiet.
Wir sind davon ausgegangen, dass 12 bis 17 Prozent das Sozialticket kaufen. Im
Moment liegen wir bei der Hälfte“, sagte VRR-Sprecher
Johannes Bachteler. Zurzeit sind das monatlich im
Schnitt 90 000 verkaufte Tickets.
Große Verkehrsbetriebe im Ruhrgebiet bestätigen, dass der Fahrschein ein
Flop ist. So nutzten in Duisburg im Februar 2014 rund 7600 Bürger das
Sozialticket. Das sind 3000 mehr als zum Start des Angebots im November 2011.
„Aber eigentlich war der VRR in Duisburg von 14 000 Nutzern
ausgegangen“, sagt Thomas Nordiek von der Duisburger
Verkehrsgesellschaft.
Auch bei der Essener Evag heißt es: „Ein Renner
ist das Sozialticket nicht.“ Die Dortmunder Stadtwerke DSW 21
verkauften im Februar 2014 insgesamt 12 251 Sozialtickets. Bis
Ende 2010 gab es in Dortmund ein anderes, mit 15 Euro viel billigeres Ticket.
Damals war die Nachfrage mit rund 23 000 verkauften Sozial-Fahrscheinen doppelt so hoch. Nur die Bogestra (Bochum, Gelsenkirchen, Herne, Witten) meldet eine
gute Nachfrage: Rund 110 000 Sozialtickets wurden im ganzen Jahr 2013
verkauft – 20 000 mehr als erwartet.
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Das
Sozialticket kommt nicht in Fahrt
Es sollte Menschen mit niedrigem Einkommen zu mehr Mobilität verhelfen –
doch wirklich erfolgreich ist es bisher nicht. Das Sozialticket, mit 30
Millionen Euro im Jahr vom Land subventioniert, kommt nicht richtig in Fahrt.
Der VRR war vor Einführung des rund 30 Euro teuren Tickets von einer doppelt...
Im Ruhrgebiet heißt der Fahrschein „Mein Ticket“ und wird für 29,90 Euro pro
Monat verkauft. Fahrten in angrenzende Städte kosten Aufpreis. Das Land NRW
bezuschusst das Angebot mit 30 Millionen Euro im Jahr.
Angesichts der geringen Nachfrage fordern Landespolitiker eine Analyse des
Problems. Reiner Breuer (SPD) sieht wie die Piraten ein Problem im hohen
Ticketpreis: „Sozialhilfeempfänger bekommen im Monat nur 20 Euro für die
Nahverkehrs-Nutzung. Dafür kann man kein vollwertiges Ticket erwerben.
Sozialpolitisch wichtig wäre es, die Regelsätze für Mobilität auf ein
realistisches Niveau zu bringen.“
Die Piraten kritisieren zudem, dass etwa die Hälfte der Berechtigten in
Orten lebten, in denen es das Ticket nicht gebe. Die
Grünen halten eine Bewertung für zu früh. Ralf Witzel
(FDP) spricht von einer „Fehlkonstruktion“. Das Sozialticket gehöre
abgeschafft.