Streit über Sozialwohnungsbau
Ramsauer fordert mehr Engagement der Länder. Mieterlobby
sieht auch Bund in der Pflicht
Bundesbauminister Peter Ramsauer hat bei den Bundesländern
den Bau von Sozialwohnungen angemahnt. Angesichts steigender Mieten in
Ballungsräumen müssten "ausreichend Wohnungen für Menschen mit niedrigen
Einkommen gebaut werden", sagte der CSU-Politiker der Bild-Zeitung.
Kritiker machten sich zwar Ramsauers Problemanalyse zu eigen,
nicht aber den Lösungsansatz. Sie forderten, der Bund müsse die Mittel für den
sozialen Wohnungsbau aufstocken.
Die Länder hätten bei der Föderalismusreform wunschgemäß die
Zuständigkeit für die soziale Wohnraumförderung bekommen, sagte Ramsauer.
"Sie müssen jetzt dafür Sorge tragen, dass ausreichend Wohnungen für
Menschen mit niedrigen Einkommen gebaut werden", forderte er und warf den
Ländern vor, die vom Bund bereitgestellten Finanzmittel für den sozialen
Wohnungsbau von 518 Millionen Euro im Jahr nicht sachgerecht einzusetzen.
"Einige geben das Geld offenbar für andere Dinge aus. Damit versündigen
sie sich an den sozial Schwachen", sagte er.
Der Abgeordnete der Grünen, Sven-Christian Kindler, nannte
die Äußerung des Ministers "schizophren". Ramsauer sei es gewesen,
der die Mittel für das Programm "Soziale Stadt" gekürzt habe. De
facto würden die Städtebauförderungsmittel beim Bund abgewickelt, meinte er.
Der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, begrüßte zwar Ramsauers Äußerung:
"Angesichts fehlender Wohnungen und ständig steigender Mieten muss die
Politik reagieren." Auch wenn in erster Linie die Länder zuständig seien,
dürfe sich der Bund "nicht aus der Verantwortung stehlen".
Nach Einschätzung des Mieterbundes fehlen in den Großstädten
mehr als 100 000 Wohnungen. "Wenn auf jetzigem Niveau weitergebaut wird,
wird sich bis zum Jahr 2017 eine Lücke von 825 000 Mietwohnungen in Deutschland
auftun", rechnete er vor. (dapd) fr 26.6.12