Textaufgabe für ein besseres Sozialticket

 

 

Am Dienstag soll die Verbandsversammlung des VRR über die Einführung eines Sozialtickets entscheiden. Das Ticket soll knapp 30 € kosten und soll ab November testweise eingeführt werden. Da es sich nicht um ein Regelangebot des VRR handelt, bleibt es den Kommunen freigestellt mitzumachen.

 

Mit einer Textaufgabe reagiert DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund auf die wirtschaftlichen Bedenken, die Vertreter der Verkehrsunternehmen im Vorfeld aufgeworfen haben.

 

In der Rechenfibel für angehende und fortgeschrittene Verkehrspolitiker wird folgende Aufgabe gestellt:

 

Ein Verkehrsunternehmen will seinen Umsatz erhöhen und viele neue Kunden erreichen. Es gibt drei Möglichkeiten.

 

1. Das Verkehrsunternehmen macht nichts und bietet kein Sozialticket an. Verkehrspolitiker wissen, es gibt viele Kunden, die gerne mit Bussen und Bahnen fahren, für die es aber kein passendes Angebot gibt.

 

2. Das Verkehrsunternehmen bietet ein Ticket für den Preis von 30 € an. 8.000 Kunden entscheiden sich für dieses Ticket. Fortgeschrittene Verkehrspolitiker wissen, dass in der Hauptsache bereits vorhandenen Kunden auf das billigere Ticket umsteigen und kaum neue Fahrgäste gewonnen werden.


3. Das Verkehrsunternehmen bietet ein Sozialticket für 15 € an. 24.000 Menschen kaufen diesen Fahrschein. Fortgeschrittene Verkehrspolitiker wissen, mit diesem neuen Produkt werden viele Menschen angesprochen, die bisher noch keine Kunden des öffentlichen Nahverkehrs waren.

 

Mit welcher Möglichkeit kann das Verkehrsunternehmen den größten Umsatz erzielen, gleichzeitig viele neue Fahrgäste gewinnen und sogar seinem öffentlichen Auftrag zur Daseinseinvorsorge gerecht werden?

 

 

Die Zahlen entsprechen dem Feldversuch aus Dortmund. Bekanntlich hatte das dortige Nachverkehrsunternehmen ein Sozialticket zunächst für 15 € angeboten. Die Verdoppelung des Preises hat die Verkaufszahlen um 2/3 absacken und den Umsatz deutlich sinken lassen

 

Hermund appelliert an die Verkehrspolitiker im VRR Parlament: „ Wer ein Sozialticket will, das möglichst viele Kunden in Busse und Bahnen bringt und das gleichzeitig für den größtmöglichen Umsatz sorgt, muss ein Ticket anbieten, dass die Menschen bezahlen können. Nur so entstehen Vorteile für beide Seiten.“

 

Mit Spannung erwartet Hermund die Entscheidung der Politiker und das Ergebnis des Rechentests.

Textfeld: PM 29 2011
19/07/11