21.000 Wohnungslose in NRW untergebracht

 

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen
Presseinformation – 575/7/2016 vom 26.7.2016
Minister Schmeltzer: NRW setzt verstärkt auf die Prävention von Wohnungslosigkeit
Sozialminister stellt Wohnungslosenstatistik 2015 vor

Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales teilt mit:
Sozialminister Rainer Schmeltzer hat die Wohnungslosenstatistik 2015 für NRW vorgelegt. Danach waren am Stichtag 30. Juni 2015 insgesamt 20.914 Menschen in Obdachlosenunterkünften untergebracht oder vo-rübergehend in anderen Einrichtungen oder auch bei Bekannten unter-gekommen.
„Wer heute seine Wohnung verliert, hat es gerade in den Ballungsräu-men mit knappem Wohnungsangebot und steigenden Mieten schwer, eine neue Bleibe zu finden“, sagte Schmeltzer zur Vorstellung der neu-en Zahlen. „Deshalb setzen wir verstärkt auf die Vorbeugung gegen Wohnungslosigkeit.“ Das Sozialministerium habe sein Aktionsprogramm „Hilfen in Wohnungsnotfällen“ neu justiert und werde künftig präventive Ansätze verstärkt fördern.
In diesem Jahr sind zwei vom Land geförderte Modellprojekte zur Prä-vention neu angelaufen. Im Rhein-Sieg-Kreis betreibt der SKM (Katholi-scher Verein für Soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis e.V.) eine zentrale Fachstelle zur präventiven Wohnungsnotfallhilfe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen bei Mietschulden, Kündigungen, Räumungskla-gen und Zwangsräumungen durch Beratung und Begleitung der Be-troffenen. Die jeweiligen Kommunen und Gemeinden reichen eingehen-de Räumungsklagen an die Fachstelle weiter, die dann umgehend den Kontakt zu den Betroffenen sucht, um einen Wohnungsverlust nach Möglichkeit noch zu vermeiden.
Und im Oberbergischen Kreis entwickelt die Diakonie Michaelshoven gemeinsam mit allen verantwortlichen kommunalen Akteuren und Job-centern ein Konzept zur Prävention von Wohnungslosigkeit. Menschen, denen ein Verlust ihrer Wohnung droht, sollen ein auf ihre individuelle Situation zugeschnittenes Hilfeangebot erhalten. Dies beispielsweise durch frühzeitige Kontaktaufnahme sowie Beratung und Unterstützung bei der Beantragung von Mietschuldenübernahmen etc.
Mit seinem Aktionsprogramm gegen Wohnungslosigkeit unterstützt das Sozialministerium die für die Unterbringung wohnungsloser Menschen zuständigen Kommunen sowie freie Träger der Wohnungslosenhilfe un-ter anderem durch die Förderung von Modellprojekten. Hierfür stehen jährlich 1,12 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Zusammensetzung der Gruppe wohnungsloser Menschen hat sich gegenüber dem Vorjahr wenig verändert. Rund 30 Prozent der erwach-senen Wohnungslosen haben einen Migrationshintergrund und gut ein Viertel (27,8 Prozent) zählt zu den jungen Erwachsenen (18 bis unter 30 Jahre). Drei Viertel (74,7 Prozent) der erwachsenen Wohnungslosen sind Männer.
Weitere NRW-Zahlen für das Jahr 2015:
 Von den insgesamt 20.914 wohnungslosen Personen in NRW waren 10.282 von den kommunalen Behörden untergebracht, 10.632 wurden von den freien Trägern der Wohnungslosenhilfe betreut. (Zahlen zu den Krei-sen und kreisfreien Städten in NRW finden Sie im Anhang der Wohnungs-losenstatistik)
 8,2 Prozent der Wohnungslosen sind jünger als 18 Jahre. Die aller-meisten leben in einem Haushalt mit einem über 18-jährigen Allein-erziehenden bzw. einem Paar.
 84,3 Prozent der von den Ordnungsbehörden untergebrachten Personen leben in Obdachlosenunterkünften, mehr als die Hälfte (55,2 Prozent) von ihnen länger als zwei Jahre. Die übrigen Personen sind in Normalwohnun-gen untergebracht.
 37,6 Prozent der von den freien Trägern erfassten Wohnungslosen sind bei Bekannten untergekommen; insbesondere für wohnungslose Frauen hat diese Unterbringungsform eine große Bedeutung (der Anteil beträgt hier: 46,1 Prozent; bei den Männern: 35,8 Prozent).
 32,5 Prozent der erwachsenen ordnungsrechtlich untergebrachten Perso-nen haben einen Migrationshintergrund. Von den erwachsenen Woh-nungslosen, die in Einrichtungen der freien Träger betreut wurden, hatten 34,5 Prozent einen Migrationshintergrund.
Die seit dem Jahr 2011 völlig neu gestaltete Statistik liefert sehr viel konkretere Aussagen über Art und Umfang der Wohnungslosigkeit als je zuvor. Außerdem erfasst sie erstmals neben den von den Kommunen ordnungsrechtlich untergebrachten Wohnungslosen auch Personen, die von den freien Trägern betreut werden. Es handelt sich um eine Stich-tagserhebung (Stichtag: 30. Juni).

In der ersten Wohnungslosenstatistik für NRW im Jahr 2011 wurden insgesamt 15.826 wohnungslose Menschen gezählt. Die höheren Zah-len für die Folgejahre sind ganz wesentlich auf eine methodisch verbes-serte Erfassung von Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und zusätz-liche Maßnahmen zur Qualitätskontrolle zurückzuführen. Eine Ver-gleichbarkeit der Zahlen für die einzelnen Jahre wird erst nach einer Konsolidierung der statistischen Erfassung möglich sein. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 20.420 wohnungslose Menschen gezählt. In früheren Veröffentlichungen sind zunächst höhere Zahlen genannt worden. Diese wurden in der aktuellen Statistik bereinigt, da die Stadt Köln ihre Werte für das Berichtsjahr 2014 und die vorangegangenen Jahre rückwirkend korrigiert hatte.
Infos zu den Modellprojekten und die NRW-Wohnungslosenstatistik fin-den Sie unter: https://www.mais.nrw/hilfe-bei-wohnungslosigkeit
Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales, Telefon 0211 855-3118.
Dieser Pressetext ist auch über das Internet verfügbar unter der Internet-Adresse der Landesregierung http://www.land.nrw