Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung wird im kommenden Jahr kaum sinken

Experten: Kassen-Zusatzbeitrag 2015 bei 0,9 Prozent

Gesundheit kostet Geld: Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung
wird im kommenden Jahr kaum sinken. Foto: Patrick Pleul/Archiv

Bonn/Berlin –  

Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung wird
im kommenden Jahr zwar noch weitgehend stabil bleiben, könnte danach
aber deutlich steigen.

Die vom Gesetzgeber
beschlossene Beitragssenkung um 0,9 Prozentpunkte dürfte durch die
Wiedereinführung von Zusatzbeiträgen der einzelnen Kassen in
durchschnittlich gleicher Höhe 2015 wieder weitgehend aufgezehrt werden.

Zu diesem Ergebnis kam der Schätzerkreis von Bundesversicherungsamt,
gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und Bundesgesundheitsministerium.
Kritiker erwarten für die Folgejahre einen deutlichen Anstieg. Die 0,9
Prozentpunkte entsprechen rund 11 Milliarden Euro.

Durch
die Beitragssatzsenkung zum 1. Januar von 15,5 auf 14,6 Prozent und die
Möglichkeit, dann den Zusatzbeitrag selbst zu bestimmen, will der
Gesetzgeber mehr Wettbewerb zwischen den einzelnen Krankenkassen
erreichen. Denn die Versicherten können künftig vergleichen, welche
Kasse das günstigere Angebot hat. 20 der rund 130 gesetzlichen
Krankenkassen haben bereits angekündigt, aufgrund ihrer stabilen
Kassenlage einen Zusatzbeitrag unter den 0,9 Prozentpunkten anbieten zu
können.

Für das Jahr 2015 rechnet der Schätzerkreis mit Einnahmen des Gesundheitsfonds, aus dem die Kassen
ihren jeweiligen Anteil erhalten, von 198,3 Milliarden Euro. Der
Bundeszuschuss beträgt demnach voraussichtlich rund 11,5 Milliarden
Euro. Die Ausgaben der Krankenkassen werden mit 209,5 Milliarden Euro
veranschlagt. Das Ministerium legt den rechnerischen durchschnittlichen
Zusatzbeitrag auf Basis der Schätzung per Verordnung bis zum 1. November
fest.

Das Gesundheitsministerium erklärte, der
individuelle Zusatzbeitrag einer Krankenkasse «richtet sich zum Beispiel
danach wie wirtschaftlich eine Kasse arbeitet und ob die Kassen ihre
hohen Finanz-Reserven von rund 16 Milliarden Euro im Sinne der
Versicherten nutzen».

Gesundheitsminister Hermann
Gröhe (CDU) hatte schon zuvor immer wieder betont, dass durch die
Gesetzesänderung Millionen von Versicherten entlastet würden. Allerdings
dürften auch viele Versicherte zusätzlich belastet werden.

Kritiker rechnen auch damit, dass in den Folgejahren die Zusatzbeiträge wegen
steigender Kosten deutlich zulegen. Der Kieler Gesundheitsökonom Thomas
Drabinski geht davon aus, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag - je
nach Entwicklung bei den Reserven im Gesundheitsfonds - bis 2018 auf
mehr als 2,3 Prozent steigen könnte.

Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes der Kassen, Doris
Pfeiffer, erklärte zu dem Schätzergebnis: «Wir gehen davon aus, dass
künftig alle Kassen einen Zusatzbeitrag nehmen müssen.» Durch die
Senkung des allgemeinen Beitragssatzes entstehe eine Finanzierungslücke
von elf Milliarden Euro. «Gleichzeitig steigen die Leistungsausgaben
weiter. Die Finanzierungslücke kann nur über die Zusatzbeiträge
geschlossen werden.» (dpa)

http://www.fr-online.de/politik/experten--kassen-zusatzbeitrag-2015-bei-...