DGB Verteilungsbericht 2016. Ungleiche Verteilung von Vermögen gefährdet Wohlstand

 

29.02.2016

DGB Verteilungsbericht 2016

Ungleiche Verteilung von Vermögen gefährdet Wohlstand

Gerecht verteilen, Wohlstand sichern

Einkommen und Vermögen sind in Deutschland extrem
ungleich verteilt. Das geht aus dem neuen Verteilungsbericht des DGB
hervor. "Diese Schieflage ist nicht nur sozial ungerecht, sondern
schadet der gesamten Wirtschaft", sagt DGB-Vorstandmitglied Stefan
Körzell.

DGB/Simone M. Neumann

"Steuerliche Privilegien für Reiche müssen zurückgenommen werden."

In kaum einer anderen entwickelten Volkswirtschaft sind
Einkommen und Vermögen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Das
reichste eine Prozent der Bevölkerung hält über 24 Prozent des
Gesamtvermögens, 70 Prozent der übrigen Bevölkerung besitzen zusammen
gerade einmal neun Prozent. Zur Veröffentlichung des DGB
Verteilungsberichts 2016 sagte Vorstandsmitglied Stefan Körzell in
Berlin:

„Einkommen und Vermögen sind in Deutschland, auch im internationalen
Vergleich, extrem ungleich verteilt: Während 10% der Bevölkerung etwa
60% des Vermögens halten, besitzen rund 30% überhaupt keine Rücklagen
oder sind sogar verschuldet. Diese Schieflage ist nicht nur sozial
ungerecht, sondern schadet der gesamten Wirtschaft. Durch eine so
ungleiche Verteilung der Einkommen und Vermögen geht Wohlstand
unweigerlich verloren.

Für mehr Verteilungsgleichheit sorgen

Daher gilt es auch aus ökonomischen Gesichtspunkten, für
Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen. Steuerliche Privilegien für Reiche
müssen zurückgenommen und Vermögende stärker zur Finanzierung des
Gemeinwohls herangezogen werden. Dazu brauchen wir dringend wieder eine
Vermögensteuer, eine wirkungsvolle Erbschaftsteuer sowie eine höhere
Einkommensteuer für Reiche. Auch die Abgeltungsteuer, die
Kapitaleinkünfte pauschal mit 25 % besteuert, steht dem Anspruch der
Steuergerechtigkeit diametral entgegen.

Wir können uns eine derart ungleiche Verteilung von Einkommen und
Vermögen schlichtweg nicht leisten. Deutschland braucht mehr denn je
Investitionen in Infrastruktur, den Ausbau öffentlicher Dienstleistungen und in Bildung. Die Bekämpfung der Ungleichheit ist eine der zentralen Fragen unserer Zeit."

DGB Verteilungsbericht 2016

Wie sind Einkommen und Vermögen in Deutschland verteilt? Wie stehen
wir im internationalen Vergleich da? Das haben die Wirtschaftsexperten
des DGB untersucht und einen 90seitigen Verteilungsbericht erstellt.
Datenbasis sind unter anderem Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Aus
den Ergebnissen:

  • Die Einkommenungleichheit in Deutschland hat in den vergangenen
    Jahren im Trend zugenommen. Von 2005 bis 2014 stieg sie um 18 Prozent.
    Aktuell liegt sie über dem Niveau des bisherigen Spitzenjahres 2007.
  • Derzeit gelten gelten 15,4 Prozent der Beschäftigten als einkommensarm, 8,2 % als einkommensreich.
  • Die Gehälter der Top-Manager konnten in den vergangenen Jahren
    kräftig zulegen. Ein Dax-Vorstandsvorsitzende erzielt im Mittel das
    167fache eines durchschnittlichen Einkommensbeziehers, ein MDAX-Vorstand
    immerhin das 58fache.
  • Die Vermögenskonzentration und -ungleichheit ist unter entwickelten
    Volkswirtschaften fast nirgends so ausgeprägt wie in Deutschland.
  • Die reichsten 10 Prozent der hiesigen Bevölkerung verfügen über 57,5
    Prozent, das wohlhabendste 1 Prozent über 24 Prozent des
    Gesamtnettovermögens. Am anderen Pol der Vermögensverteilung besitzen 70
    Prozent der Bevölkerung gerade einmal 9 Prozent des Gesamtvermögens.
  • Auch innerhalb Deutschlands stellt sich die Vermögenssituation
    unterschiedlich dar. Die Bevölkerung der alten Bundesländer verfügt im
    Mittel über höhere Vermögen als Personen in Ostdeutschland. In den neuen
    Bundesländern sind die Vermögen hingegen ungleicher verteilt. Der
    Anteil der Personen mit Schulden oder ohne Vermögen ist höher und im
    Zeitverlauf steigend.

DGB Verteilungsbericht 2016: Gerecht verteilen, Wohlstand sichern
(PDF,
1 MB)

http://www.dgb.de/themen/++co++94dbaac0-dc6f-11e5-a23e-52540023ef1a