Wohlstandsreport: Die Welt wird immer reicher

 

Wohlstandsreport: Die Welt wird immer reicher

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Luxus pur: Jachten im Hafen von Monaco.
 Foto: rtr

 

Die Allianz legt den Wohlstandsreport vor. Zwar wird die Welt insgesamt
reicher, das Vermögenswachstum verlangsamt sich 2015 allerdings deutlich
gegenüber den Jahren davor.

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Die Reichen werden immer reicher, die
Armen immer ärmer: Diesem Tenor zahlreicher Verteilungsberichte aus den
vergangenen Jahren folgt der Global Wealth Report des Allianz-Konzerns
allenfalls zum Teil. Der am Mittwoch veröffentlichte Bericht über die
Vermögensentwicklung privater Haushalte in 50 Ländern zeichnet vielmehr
ein uneinheitliches Bild.

Global betrachtet ist
die Vermögensmittelschicht in den vergangenen 15 Jahren gewachsen,
während der Anteil der Oberklasse am weltweiten Geldvermögen geschrumpft
ist. Diese Entwicklung ist allerdings fast ausschließlich
Schwellenländern mit hohen Wachstumsraten, allen voran China, zu
verdanken. Für ein Drittel der untersuchten Staaten stellt der Report
hingegen eine allmähliche Auszehrung der Vermögensmittelklasse fest.

Insgesamt
hat sich das Vermögenswachstum 2015 gegenüber den drei davor liegenden
Jahren deutlich verlangsamt: Hatte das Vermögen der Privathaushalte
zwischen 2012 und 2014 weltweit um durchschnittlich neun Prozent
jährlich zugelegt und damit doppelt so stark wie das globale
Wirtschaftswachstum, fiel der Zuwachs 2015 mit 4,9 Prozent deutlich
geringer aus. Gleichwohl ist die Summe des globalen Bruttogeldvermögens
(Vermögen ohne Abzug von Schulden) privater Haushalte schwindelerregend:
Sie belief sich 2015 auf 155 Billionen Euro, oder anders beziffert: auf
155 000 Milliarden Euro.

Historisch niedrige Zinsen

Für
den gebremsten Zuwachs sind neben der schwächeren Konjunktur in
wichtigen Wirtschaftsnationen wie China und Brasilien laut
Allianz-Report vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Zum einen
befinden sich die Zinsen in Europa, den USA und Japan auf historisch
niedrigem Niveau. Sparguthaben wachsen daher kaum noch oder sie
schrumpfen sogar. Diese Entwicklung verdeutlicht der Report am Beispiel
deutscher Privathaushalte mit ihrer traditionell hohen Sparquote. Dem
Allianzreport zufolge haben die Deutschen in den vergangenen vier Jahren
40 Prozent ihres Geldvermögens mit realen Verlusten bei den Banken
geparkt. Verrechnet mit der Teuerungsrate betrug die Einbuße pro Jahr
minus 0,4 Prozent.

Hätten die Deutschen nur 30
Prozent ihres gesamten Geldvermögens in Höhe von rund 5000 Milliarden
Euro derart unrentabel angelegt, die übrigen zehn Prozent aber je zur
Hälfte in Aktien und Investmentfonds, so wären zusätzliche
Vermögenseinnahmen von 200 Milliarden Euro erzielt worden.

Zweiter Faktor, der den Vermögenszuwachs 2015
bremste, ist nach Worten von Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise die
nachlassende Dynamik an den Aktienbörsen: „Offensichtlich verliert die
extrem expansive Geldpolitik auch als Treiber der Wertpapierpreise
langsam an Wirkung. Ein wichtiger Faktor des Vermögenswachstums fällt
damit weg.“ Besonders stark machte sich dies 2015 in den USA und in
Westeuropa bemerkbar, wo die Vermögen nur noch um 2,4 und 3,2 Prozent
und damit halb so kräftig zulegten wie im Schnitt der Vorjahre.
Demgegenüber verzeichnete Asien (außer Japan) 2015 ein Plus von 14,8
Prozent. Asiatische Haushalte verfügen mittlerweile über 18,5 Prozent
des globalen Bruttogeldvermögens und haben die Eurozone mit einem Anteil
von 14,2 Prozent überflügelt.

Das starke
Wachstum in Asien ist auch wesentlich dafür verantwortlich, dass sich
die Vermögensverteilung im Weltmaßstab verbreitert hat. Zwar gehört die
Mehrheit der Menschen in den 50 untersuchten Ländern noch immer der
Vermögensunterklasse an, die über weniger als 7000 Euro verfügt.
Allerdings zählen nicht mehr wie noch im Jahr 2000 vier Fünftel der
Menschen zu dieser Klasse, sondern nur noch gut zwei Drittel.

Zugleich
ist die globale Vermögensmittelklasse mit Vermögen zwischen 7000 und 42
000 Euro seit 2000 um 100 Prozent auf mehr als eine Milliarde Menschen
angewachsen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung der untersuchten Länder
stieg von zehn auf 20 Prozent, ihr Anteil am Geldvermögen hat sich
sogar verdreifacht und erreichte Ende 2015 rund 18 Prozent des
Weltgeldvermögens.

Auch die Vermögensoberklasse
(mehr als 42 000 Euro) ist um 100 Millionen Menschen breiter geworden
und umfasst nun 540 Millionen Menschen.

http://www.fr-online.de/wirtschaft/wohlstandsreport-die-welt-wird-immer-...