Die Sperrstunde in
der Düsseldorfer Altstadt wird abgeschafft
Im Westen,
16.09.2009, Michael Mücke nrz
Düsseldorf. Die Düsseldorfer Altstadt ist bald rund um die
Uhr geöffnet. Die Sperrstunde von fünf bis sechs Uhr früh wird aufgehoben.
Die Kneipen müssen nicht mehr schließen. Die Weichen dafür werden FDP
und CDU stellen und gemeinsam mit den Grünen die Verwaltung beauftragen, mit
einer neuen Verordnung die Voraussetzungen für die Abschaffung der Sperrstunde
zu schaffen. Mit dem Vorstoß will die Politik die Polizei entlasten und
verhindern, dass zu viele Altstadt-Besucher um fünf Uhr früh die Lokale
verlassen. Gerade in der Sperrstunde würde es sich in den Gassen knubbeln - mit den bekannten negativen Folgen: Rangeleien
und Schlägereien zwischen angetrunkenen und rivalisierenden Gruppen.
„Wir wollen das alles entzerren”, betont der Ordnungsexperte
der CDU-Fraktion, Andreas Hartnigk. Die Liberalen
sehen darin eine Chance, dass es zu weniger Gewalt kommt. „Es wird friedlicher
in der Altstadt”, versichert FDP-Fraktionsgeschäftsführer Manfred Neuenhaus.
Die Grünen sind schon seit längerem gegen die Sperrstunde. „Um fünf Uhr früh
stürzten alle aus den Kneipen auf die Bolkerstraße
und dann gab es plötzlich ein großes Konfliktpotenzial”, beobachtete Günter Karen-Jungen bei einem morgendlichen Gang durch die
Altstadt.
Freiwillige Selbstbeschränkung gewünscht
Die SPD-Fraktion hat sich noch nicht festgelegt. Martin Volkenrath von der SPD-Fraktion bleibt skeptisch. Er glaubt
nicht, dass sich Gewaltprobleme dadurch lösen, „24 Stunden am Tag in der
Altstadt saufen zu können.” Er plädiert für eine freiwillige Selbstbeschränkung
der Wirte, die sich auf modifizierte Öffnungszeiten verständigen. Heisst: Die eine Kneipe schließt früher, die andere später .
Doch die Wirte sprechen bereits mit einer Stimme. Sie wollen
die Sperrstunde nicht - basta! Sprecherin Isa Fiedler
begrüßt die Initiative aus dem Rathaus: „Auf den Straßen wird es weniger Stress
geben.” Das hofft auch die Polizei, will aber erstmal Erfahrungen mit der neuen
Regelung sammeln.
Völlig vom Tisch ist die frühere Forderung des
Polizeipräsidenten Herbert Schenkelberg für ein Alkoholverbot auf den
Altstadt-Straßen in den Wochenend-Nächten. „Das wird
nicht kommen”, erklärt CDU-Ratsherr Andreas Hartnigk.
„Wir machen nichts, was wir später vom OVG Münster um die Ohren gehauen
bekommen”, sagt er mit Hinweis auf die Stadt Freiburg, die mit dem
Alkoholverbot eine juristische Schlappe erlitt.
Verbot von Glasflaschen?
Ob Düsseldorf nun dem Beispiel Hamburgs folgen wird, ist
unklar. Dort darf im Vergnügungsviertel keine Glasflasche mitgeführt werden -
egal, was drinnen ist. Damit soll verhindert werden, dass Flaschen als
Wurfgeschosse gegen andere Gäste oder gegen Polizeibeamte missbraucht werden.
Die Düsseldorfer Polizei würde eine solche Regelung
grundsätzlich befürworten. Die Initiative müsste aber von der Politik kommen -
und dort scheint man von dieser Idee noch nicht überzeugt zu sein. „Wir werden
mit den Hamburgern sprechen und uns über das Projekt dort informieren”, kündigt
Hartnigk an. Er sieht hier (wie SPD-Mann Volkenrath) mögliche rechtliche Probleme. So dürfe laut Hartnigk einem Anwohner nicht verboten werden, Getränke in
Glasflaschen zu seiner Wohnung zu tragen, der er
gerade im Supermarkt gekauft habe. Wirtin Fiedler dagegen ist für ein
Glasverbot: „Wenn jeman eine Flasche über den Kopf
kriegt, ist es doch egal, ob da Bier oder Cola drinnen war.”