Schwierige Suche nach bezahlbarer Wohnung

VON ARNE LIEB - zuletzt aktualisiert: 08.01.2013 - 08:00

Düsseldorf (RPO). Sebastian Krombholz sucht seit langem vergeblich eine Wohnung in Bilk, die er sich leisten kann. Die steigenden Mieten werden die Politik weiter beschäftigen.

Sebastian Krombholz sucht nach einer größeren Wohnung in Bilk. Seit seiner Geburt lebt der 28-jährige Erzieher in dem Stadtteil. Foto: Schaller,Bernd

Hohe Ansprüche an eine Wohnung haben Sebastian Krombholz (28) und seine Frau Stephanie (27) nicht mehr. Drei bis vier Zimmer würden sie gern mieten, mit mindestens 75 Quadratmetern, also etwas mehr Platz als in der jetzigen Wohnung. Denn es soll Raum für ein Kind vorhanden sein. Garten ist nicht nötig, Wanne auch nicht, aber vielleicht ein Spielplatz in der Nähe. Und Bilk, da wollen sie auf jeden Fall bleiben, schließlich wohnt Sebastian Krombholz dort schon immer.

Gefunden haben sie noch keine Wohnung, obwohl sie seit mehr als zwei Jahren suchen. Sie sagen, es liegt an den gestiegenen Preisen. Die Krombholz’ arbeiten beide als Erzieher, mehr als 850 Euro Miete im Monat können sie sich kaum leisten. Die Wohnungen, die in dieser Preisklasse liegen, seien heiß begehrt, sagt Krombholz. Wenn sie sich beworben hätten, habe es zum Teil 100 andere Interessenten gegeben – eine Zusage haben sie bislang nicht bekommen.

Anfrage

22 Wohnungen aus Landesmitteln

Anfrage Im Wohnungsausschuss hat die Stadt am Montag auf Anfrage der SPD Zahlen zu öffentlich geförderten Wohnungen genannt.

Antwort Der Großteil der Landesmittel wurde nicht beantragt. 4,2 Millionen Euro für Neubau von Eigentum etwa wurden nicht verwendet. 22 vom Land geförderte Wohnungen wurden errichtet.

Folge Vergleichbare Städte hätten die Mittel auch nicht abgefragt. Der Städtetag habe das Land deshalb zur Nachbesserung der Regeln aufgefordert.

Sebastian Krombholz ärgert sich, dass die Suche so schwierig ist. „Eine Stadt lebt von den Menschen, die schon lange dort wohnen“, sagt er. „Es kann nicht sein, dass nichts Bezahlbares für uns zu finden ist.“ Er fragt sich, warum die Stadt nicht eingreift, um günstigen Wohnraum zu sichern. „Man könnte doch ein Limit für Mietpreise setzen“, schlägt Krombholz vor. „Ich kann außerdem nicht nachvollziehen, wieso die Stadt die Fördermittel für sozialen Wohnungsbau nicht abruft.“

So wie den Krombholz geht es vielen Wohnungssuchenden. Die Preise für Neuvermietungen sind in vielen Stadtteilen deutlich gestiegen. Düsseldorf ist begehrt, die Einwohnerzahl wächst. Gerade bei den Mieten im unteren Preissegment hat es zuletzt eine deutliche Steigerung gegeben: Laut einer Studie der Hamburger Landesbank HSH-Nordbank sind die Preise für neuvermietete Wohnungen im unteren Preissegment allein im Jahr 2011 um 12,3 Prozent gestiegen.

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Das betrifft Wohnraum mit Preisen im niedrigsten Drittel Düsseldorfs. Die steigenden Mieten im niedrigen Segment haben einen heftigen politischen Streit ausgelöst, der den Stadtrat 2013 weiter beschäftigen wird. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob die Stadt dem Phänomen mit sozialem Wohnungsbau begegnen kann.

Die SPD beklagt sich, dass von den 11 000 Wohneinheiten, die in Düsseldorf bis 2016 entstehen, nur 6,2 Prozent sozial gefördert sind. Sie bemängelt, dass die Stadt die verfügbaren Landesmittel nicht ausreichend in Anspruch nimmt. So hat Düsseldorf beispielsweise von 21,5 Millionen Euro, die für sozialen Mietwohnungsbau zur Verfügung standen, nur 1,9 Millionen Euro beantragt.

NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) warf Düsseldorf deshalb „Luxus-Ghettoisierung“ vor. Die Stadtspitze weist die Kritik zurück. Sie beschwert sich im Gegenzug, dass die Programme des Landes für Düsseldorf nicht passen und fordert Nachbesserungen. CDU und FDP denken über eine Quote nach, die Investoren verpflichten soll, bei Neubauprojekten einen Anteil von 20 bis 25 Prozent an sozial gefördertem Wohnraum zu errichten. Entschieden ist das noch nicht.

Die Stadtspitze räumt aber auch ein, dass sich Wohnungssuchende wegen der großen Nachfrage flexibel zeigen müssen. Es gebe keinen „Wohnungsnotstand“ in Düsseldorf, meint Oberbürgermeister Dirk Elbers. Es sei aber normal, dass Menschen sich auf der Suche auch im Umland umschauen. „Ein Wohnungsmarkt wie der Düsseldorfer kann nicht auf das Stadtgebiet allein beschränkt bleiben.“

Für Sebastian Krombholz ist ein Umzug in einen anderen Stadtteil oder in die Vorstadt keine Option. Er und seine Frau wollen weitersuchen. „Wir wollen in Bilk bleiben.“

http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/duesseldorf/nachrichten/schwierige-suche-nach-bezahlbarer-wohnung-1.3126792

 

 

Wohnungsbau Ulmer Höh?: Keine Antwort vom Land


(sg) In Sachen Grundstückspreis für den Wohnungsbau auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt an der Ulmenstraße hat sich der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes, dem 3,5 Hektar des Areals gehören, noch nicht geäußert. Man habe „mehrfach das Gespräch gesucht“, berichtete Dezernent Burkhard Hintzsche gestern im Wohnungsausschuss. Doch der BLB sei nach eigener Aussage „noch in der internen Prüfung zur möglichen Umsetzung des im Wettbewerb gefundenen Ergebnisses“.


Der Ausschuss hatte in seiner Novembersitzung die Landesregierung aufgefordert, auf dem Gelände der Ulmer Höh? mehr preiswertes Wohnen zu ermöglichen und an den BLB appelliert, die Flächen des Landes zu einem Preis anzubieten, der Investoren auch erlaube, günstigen Wohnraum zu schaffen. Die Stadtverwaltung hatte den Beschluss am 27. November an das zuständige Bauministerium weitergeleitet. Der BLB habe nun mitgeteilt, man werde nach Abschluss der internen Überlegungen auf die Stadt zukommen - voraussichtlich im ersten Quartal 2013, so Hintzsche.


Nachdem im Oktober Bauminister Michael Groschek (SPD) der Stadt vorgeworfen hatte, zu viele Luxuswohnungen zu bauen, war zwischen Stadt und Land ein Streit entbrannt, in dessen Mittelpunkt auch das geplante Projekt „Ulmer Höh“ geraten war. Auf dem Fünf-Hektar-Gelände sollen 350 Wohnungen und ein Park um die Gefängniskapelle entstehen, die erhalten bleiben soll. Dem Sozialen Wohnungsbau sollten demnach fünf bis zehn Prozent des geplanten Wohnraums zugeordnet werden. Verzichtet das Land auf den Maximalpreis für seinen - den größten - Geländeanteil, könnte sich der Prozentsatz erhöhen. Das hatte der BLB bislang abgelehnt.

 

 

 

Publikation

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe

Rheinische Post Düsseldorf

Erscheinungstag

Dienstag, den 08. Januar 2013

Seite

29