Soziale Unterschiede in Düsseldorf sind groß

Eine Untersuchung der Verwaltung zeigt die verschiedenen Lebenswelten in den einzelnen Wohnquartieren.

VON MICHAEL BROCKERHOFF


Unterschiede in der Stadt spürt jeder. Es gibt mondäne Viertel etwa im Linksrheinischen oder im Düsseldorfer Norden, andere Quartiere gelten als sozial belastet, wieder andere werden als aufstrebend gesehen, und manche haben den Ruf des Arme-Leute-Viertels. Diese eher unbestimmten Vorstellungen von der Qualität der Stadtteile werden von der Stadtverwaltung systematisch analysiert. Die neuesten Ergebnisse der Untersuchungen hat jetzt die Verwaltung in einem Bericht „Sozialräumliche Gliederung“ zusammengefasst, der in den nächsten Monaten in den einzelnen Stadtbezirken diskutiert wird. Er könnte für politischen Zündstoff sorgen, weil er beispielsweise soziale Brennpunkte, geringe Familienfreundlichkeit oder arme Viertel beschreibt.


Beispielsweise Hartz-IV-Empfänger. Im städtischen Durchschnitt sind 13 Prozent der Bevölkerung auf Unterstützung angewiesen, aber die Quoten unterscheiden sich stark. Mit 21 Prozent ist der Anteil im Stadtbezirk 10 (Garath, Hellerhof) am höchsten, liegt mit 16,1 Prozent im Stadtbezirk 8 (Eller, Lierenfeld, Vennhausen, Unterbach) und mit mehr als 15 Prozent in den Stadtbezirken 2, 6, und 9 überdurchschnittlich hoch, während im Stadtbezirk 5 (Angermund, Wittlaer, Kaiserswerth, Stockum) nur 3,3 Prozent Hartz-IV-Empfänger sind.


Aber innerhalb der Stadtbezirke sind die Unterschiede noch einmal sehr hoch. Deshalb hat die Verwaltung auch insgesamt 167 Sozialräume herausgefiltert, die eine spezielle Struktur haben. Diese Aufteilung gibt ein genaueres Bild als die globale Betrachtung der Stadtbezirke. Ein Beispiel aus dem Stadtbezirk 7: Dort beträgt die Quote der Hartz-IV-Empfänger mit neun Prozent deutlich unter dem städtischen Durchschnitt. Im südlichen Gerresheim jedoch geht sie bis zu 17 Prozent hoch, in Hubbelrath liegt sie deutlich unter sechs Prozent.


Aber auch schon im Blick der Stadtbezirke gibt es aussagekräftige Unterschiede: So wächst die Bevölkerung in den Innenstadtbezirken von Stadtmitte über Flingern bis zu Bilk und Friedrichstadt überdurchschnittlich um rund vier Prozent, im Stadtbezirk 10 dagegen schrumpft sie um 3,5 Prozent. Besonders viele Familien mit Kindern leben in den nördlichen Stadtteilen und im Stadtbezirk 10 (19,6 Prozent bzw. 18,2 Prozent, Schnitt Gesamtstadt 14,8 Prozent), in der dicht bebauten City dagegen weniger Familien. Andererseits ist dort der Anteil von Düsseldorfern über 65 Jahre besonders gering.


Die genauen Ursachen lassen sich aus den Statistiken der einzelnen Sozialräume herauslesen, für die auch Angaben über Schulbesuch, Größe der Wohnungen, Sozialhilfe für Bewohner oder Untersuchungen von Schulanfängern gehören. Die Rheinische Post wird einzelne Aspekte in den kommenden Tagen ausführlich darstellen.

 

Publikation

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe

Rheinische Post Postausgabe

Erscheinungstag

Montag, den 18. Februar 2013

Seite

26

 

 

Sozialstrukturen in Düsseldorf Viertel für Reiche, Viertel für Arme

VON HANS ONKELBACH - zuletzt aktualisiert: 20.02.2013 - 07:01

Düsseldorf (RP). Die Sozialstrukturen der einzelnen Stadtteile sind extrem unterschiedlich. Bildung, Einkommen, Beruf – die Stadt hat eine Untersuchung erstellt, in der sie das alles exakt unter die Lupe hat nehmen lassen.

Foto: RP

Das Zahlenwerk hat den sperrigen Namen „Sozialräumliche Gliederung“, umfasst weit über 200 Seiten und eine schier unüberschaubare Menge an Zahlen und Analysen. Sein Inhalt: Die genaue Aufschlüsselung der Düsseldorfer Wohnviertel.

Und weil man weiß, dass es innerhalb eines Wohnviertels auf einer Entfernung von wenigen hundert Metern große Unterschiede geben kann, wurden die Bezirke nochmals in kleine Einheiten („Cluster“) aufgegliedert und diese „Sozialräume“ – die meist aus mehreren benachbarten Straßenzügen bestehen – unter die Lupe genommen.

Großstädte

An der Spitze der deutschen Großstädte (nach Bevölkerungszahl) liegt Berlin mit 3,5 Millionen Menschen. Es folgen Hamburg (1,8 Millionen), München mit 1,3, Köln mit einer Million, Frankfurt/M. mit 690 000 und Stuttgart mit 613.000, danach folgt Düsseldorf mit rund 600.000. Dortmund folgt knapp danach mit 580.000.

Das Ergebnis ist in seiner Gesamtheit nicht wirklich erstaunlich, aber in seiner Detailtreue verblüffend. Jeder Düsseldorfer geht davon aus, dass die Zahl der Wohlhabenden in Oberkassel und im Zooviertel höher ist als in Hassels oder Garath. Und dass es in manchen Straßen überhaupt keine Hauptschüler gibt, sie in anderen aber die Mehrheit stellen, erstaunt ebenfalls nicht.

Aber die Details machen diese Ansammlung von drögen Fakten dann doch lesenswert, weil sie Zusammenhänge und Folgen klar darstellen. Insgesamt wurde die Stadt in 166 Sozialräume eingeteilt. Es gibt fünf Kategorien dieser Sozialräume: Typ 1 „die Bestsituierten“. 20 davon gibt es, dort leben 12 Prozent der Einwohner.

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In den 47 unter Typ 2 („überdurchschnittlich gut situiert“) leben 24 Prozent der Düsseldorfer, in 56 in der Kategorie Typ 3 („durchschnittlich situiert“) sind es 42 Prozent, in Typ 4 (29, unterdurchschnittlich situiert) sind es 17 Prozent und in den 14 des Typ 5 („am schlechtesten Situierte) haben sich 5 Prozent niedergelassen. Den höchsten Ausländeranteil mit 33,6 Prozent zählte man in Typ 5 (am schlechtesten situiert“), den niedrigsten mit 12,6 und 12,3 Prozent haben die beiden oberen Kategorien.

Wie zu erwarten, ist der Anteil des Wohneigentums in den beiden höchsten Kategorien am stärksten (25,8 und 29,2 Prozent), und wer dort lebt, hat auch den meisten Platz: Er lebt auf durchschnittlich 51,6 qm, während am unteren Ende der Skala lediglich 29 qm zur Verfügung stehen.

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Drei Viertel der Kinder und Jugendlichen aus diesen Top-Lagen gehen aufs Gymnasium, aber nur vier Prozent besuchen eine Hauptschule. Bei Typ 5 verteilen sich die Schüler fast gleich auf Hauptschule, Realschule, Gesamtschule und Gymnasium.

Die Studie dient als Basis für künftige Projekte der Stadt Düsseldorf. Nicht zuletzt, weil sie auch innerhalb der Stadtteile die höchst unterschiedlichen Merkmale auflistet.

Beispiel Garath: Dort gibt es ein „Cluster“, in dem fast die Hälfte der Bewohner keinen Job haben und knapp 60 Prozent von staatlicher Beihilfe leben. Wenige Straßen entfernt jedoch gibt es durchschnittliche Werte – Reihenhäuser, Einfamilienhäuser, Wohneigentum halt. Oder Wittlaer: Größtenteils fällt es unter die 1. Kategorie, aber Teile von Einbrungen sind wiederum problematisch und fallen unter eine der unteren Einschätzungen.

Quelle: ila

http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/duesseldorf/nachrichten/viertel-fuer-reiche-viertel-fuer-arme-1.3206480

 

 

 

18.02.2013 - 22:52 Uhr

Wo Arme und Reiche wohnen!
Neuer Sozialbericht beleuchtet 166 Stadtviertel

Von GÜNTHER CLASSEN und DIMITRI SOIBEL

 

Der neue Sozialbericht zeigt auch, wo die meisten Hartz-IV-Empfänger
Foto: dpa

Düsseldorf –  

10 Stadtbezirke mit 166 Sozialräumen. Ein Düsseldorf? Nur dem Namen nach. Unsere Stadt ist teilweise tief gespalten. Der neue Bericht „Sozialräumliche Gliederung, Fortschreibung 2011“ zeigt ganz ausführlich, wo in Düsseldorf die Armut wächst und wo der Reichtum blüht.

Die Daten der 200-Seiten-Broschüre, die EXPRESS vorliegt, sind zwar schon aus 2011. Aber sie bergen viel Zündstoff für Politik, Verwaltung, Sozialverbände.

EXPRESS nennt die wichtigsten Trends.

• Die meisten Hartz-IV-Empfänger leben, das ist wenig überraschend, in Garath/Hellerhof (21 %), die wenigsten im Norden. Aber: In Garath gibt’s auch ganz unproblematische Viertel mit schmucken Einfamilienhäusern. Und mitten in Einbrungen (gehört zu Wittlaer) Gegenden, wo jedes zweite Kind in einer Hartz-IV-Familie wohnt.

• Der schlimmste Brennpunkt: „Die Siedlung“ in Garath. Hier haben 48 Prozent keine Arbeit und sogar 59,2 Prozent leben von staatlichen Leistungen.

• Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Einige Viertel, die 2005 noch unproblematisch waren, zählen jetzt zu denen mit „höherem sozialen Handlungsbedarf“ - etwa Teile der Kölner Straße, der Kuthsweg in Eller. die Hans-Endt-Siedlung im sonst idyllischen Urdenbach. Unterbach oder Niederkassel zählen im Unterschied dafür jetzt zur „Klasse 1“.

• Insgesamt sind von 166 Vierteln 43 laut Bericht mit hohem oder höherem „sozialen Handlungsbedarf“.

• Der Bericht enthält auch Details zur Bildung. Z.B. dass es im Viertel „Moschenhof“ (Ludenberg) 91,9 Prozent der Kinder zum Gymnasium gehen - und keiner (!) zur Hauptschule.

• Das kleinste und größte Viertel liegen ganz nah beinander. 197 Menschen wohnen im Hafen, 18 686 in Bilk rund um die Kopernikusstraße.

• Das sagt Johannes Horn, Chef vom Jugendamt, „Erfinder“ der Studie: „Mit dieser Studie planen 19 Ämter der Stadt Projekte für die Zukunft.

• Thomas Jeschkowski, Vize-Geschäftsführer des DRK: „Ich hoffe sehr, dass die Stadt mit dieser Studie gestaltet und alle Akteure der Wohlfahrtspflege an einen Tisch holt. Jetzt sollen Taten folgen.“

Wo Arme und Reiche in Düsseldorf leben:

1 | 10

10. Garath, Hellerhof

Bewohner: 24.310

Hartz IV- Quote: 21,9 Prozent

Anteil Kinder in Hartz IV- Familien: 30,9 Prozent

http://www.express.de/duesseldorf/wo-arme-und--reiche-wohnen--neuer-sozialbericht-beleuchtet-166-stadtviertel--,2858,21875464.html