Soziale Unterschiede in Düsseldorf sind groß Eine Untersuchung der Verwaltung zeigt die verschiedenen Lebenswelten in den einzelnen Wohnquartieren. VON MICHAEL BROCKERHOFF
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Publikation |
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH |
Lokalausgabe |
Rheinische Post Postausgabe |
Erscheinungstag |
Montag, den 18. Februar 2013 |
Seite |
26 |
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zuletzt aktualisiert: 20.02.2013 - 07:01
Düsseldorf (RP). Die Sozialstrukturen der einzelnen
Stadtteile sind extrem unterschiedlich. Bildung, Einkommen, Beruf – die Stadt
hat eine Untersuchung erstellt, in der sie das alles exakt unter die Lupe hat
nehmen lassen.
Foto: RP
Das Zahlenwerk hat den sperrigen Namen „Sozialräumliche
Gliederung“, umfasst weit über 200 Seiten und eine schier unüberschaubare Menge
an Zahlen und Analysen. Sein Inhalt: Die genaue Aufschlüsselung der
Düsseldorfer Wohnviertel.
Und weil man weiß, dass es innerhalb eines Wohnviertels auf
einer Entfernung von wenigen hundert Metern große Unterschiede geben kann,
wurden die Bezirke nochmals in kleine Einheiten („Cluster“) aufgegliedert und
diese „Sozialräume“ – die meist aus mehreren benachbarten Straßenzügen bestehen
– unter die Lupe genommen.
Großstädte
An der Spitze der deutschen Großstädte (nach Bevölkerungszahl) liegt Berlin
mit 3,5 Millionen Menschen. Es folgen Hamburg (1,8 Millionen), München mit 1,3,
Köln mit einer Million, Frankfurt/M. mit 690 000 und Stuttgart mit 613.000,
danach folgt Düsseldorf mit rund 600.000. Dortmund folgt knapp danach mit
580.000.
Das Ergebnis ist in seiner Gesamtheit nicht wirklich
erstaunlich, aber in seiner Detailtreue verblüffend. Jeder Düsseldorfer geht
davon aus, dass die Zahl der Wohlhabenden in Oberkassel und im Zooviertel höher ist als in Hassels oder Garath. Und dass es in manchen Straßen überhaupt keine
Hauptschüler gibt, sie in anderen aber die Mehrheit stellen, erstaunt ebenfalls
nicht.
Aber die Details machen diese Ansammlung von drögen Fakten dann
doch lesenswert, weil sie Zusammenhänge und Folgen klar darstellen. Insgesamt
wurde die Stadt in 166 Sozialräume eingeteilt. Es gibt fünf Kategorien dieser
Sozialräume: Typ 1 „die Bestsituierten“. 20 davon gibt es, dort leben 12
Prozent der Einwohner.
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In den 47 unter Typ 2 („überdurchschnittlich gut situiert“)
leben 24 Prozent der Düsseldorfer, in 56 in der Kategorie Typ 3
(„durchschnittlich situiert“) sind es 42 Prozent, in Typ 4 (29,
unterdurchschnittlich situiert) sind es 17 Prozent und in den 14 des Typ 5 („am
schlechtesten Situierte) haben sich 5 Prozent niedergelassen. Den höchsten
Ausländeranteil mit 33,6 Prozent zählte man in Typ 5 (am schlechtesten
situiert“), den niedrigsten mit 12,6 und 12,3 Prozent haben die beiden oberen
Kategorien.
Wie zu erwarten, ist der Anteil des Wohneigentums in den beiden
höchsten Kategorien am stärksten (25,8 und 29,2 Prozent), und wer dort lebt,
hat auch den meisten Platz: Er lebt auf durchschnittlich 51,6 qm, während am
unteren Ende der Skala lediglich 29 qm zur Verfügung stehen.
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Drei Viertel der Kinder und Jugendlichen aus diesen Top-Lagen
gehen aufs Gymnasium, aber nur vier Prozent besuchen eine Hauptschule. Bei Typ
5 verteilen sich die Schüler fast gleich auf Hauptschule, Realschule, Gesamtschule
und Gymnasium.
Die Studie dient als Basis für künftige Projekte der Stadt
Düsseldorf. Nicht zuletzt, weil sie auch innerhalb der Stadtteile die höchst
unterschiedlichen Merkmale auflistet.
Beispiel Garath: Dort gibt es ein
„Cluster“, in dem fast die Hälfte der Bewohner keinen Job haben
und knapp 60 Prozent von staatlicher Beihilfe leben. Wenige Straßen entfernt
jedoch gibt es durchschnittliche Werte – Reihenhäuser, Einfamilienhäuser,
Wohneigentum halt. Oder Wittlaer: Größtenteils fällt
es unter die 1. Kategorie, aber Teile von Einbrungen
sind wiederum problematisch und fallen unter eine der unteren Einschätzungen.
Quelle: ila
18.02.2013 - 22:52 Uhr
Von GÜNTHER CLASSEN und DIMITRI SOIBEL
Der neue Sozialbericht zeigt auch, wo die meisten Hartz-IV-Empfänger
Foto: dpa
Düsseldorf –
10 Stadtbezirke mit 166 Sozialräumen. Ein Düsseldorf? Nur dem Namen nach.
Unsere Stadt ist teilweise tief gespalten. Der neue Bericht „Sozialräumliche
Gliederung, Fortschreibung 2011“ zeigt ganz ausführlich, wo in Düsseldorf die
Armut wächst und wo der Reichtum blüht.
Die Daten der 200-Seiten-Broschüre, die EXPRESS vorliegt, sind zwar schon
aus 2011. Aber sie bergen viel Zündstoff für Politik, Verwaltung,
Sozialverbände.
EXPRESS nennt die wichtigsten Trends.
• Die meisten Hartz-IV-Empfänger leben, das ist
wenig überraschend, in Garath/Hellerhof (21 %), die
wenigsten im Norden. Aber: In Garath gibt’s auch ganz
unproblematische Viertel mit schmucken Einfamilienhäusern. Und mitten in Einbrungen (gehört zu Wittlaer)
Gegenden, wo jedes zweite Kind in einer Hartz-IV-Familie
wohnt.
• Der schlimmste Brennpunkt: „Die Siedlung“ in Garath.
Hier haben 48 Prozent keine Arbeit und sogar 59,2 Prozent leben von staatlichen
Leistungen.
• Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Einige Viertel, die
2005 noch unproblematisch waren, zählen jetzt zu denen mit „höherem sozialen
Handlungsbedarf“ - etwa Teile der Kölner Straße, der Kuthsweg
in Eller. die Hans-Endt-Siedlung
im sonst idyllischen Urdenbach. Unterbach oder
Niederkassel zählen im Unterschied dafür jetzt zur „Klasse 1“.
• Insgesamt sind von 166 Vierteln 43 laut Bericht mit hohem oder höherem
„sozialen Handlungsbedarf“.
• Der Bericht enthält auch Details zur Bildung. Z.B. dass es im Viertel „Moschenhof“ (Ludenberg) 91,9 Prozent der Kinder zum
Gymnasium gehen - und keiner (!) zur Hauptschule.
• Das kleinste und größte Viertel liegen ganz nah beinander.
197 Menschen wohnen im Hafen, 18 686 in Bilk rund um
die Kopernikusstraße.
• Das sagt Johannes Horn, Chef vom Jugendamt, „Erfinder“ der Studie: „Mit
dieser Studie planen 19 Ämter der Stadt Projekte für die Zukunft.
• Thomas Jeschkowski, Vize-Geschäftsführer des
DRK: „Ich hoffe sehr, dass die Stadt mit dieser Studie gestaltet und alle
Akteure der Wohlfahrtspflege an einen Tisch holt. Jetzt sollen Taten folgen.“
Wo Arme und Reiche in Düsseldorf leben:
10. Garath,
Hellerhof
Bewohner: 24.310
Hartz IV- Quote: 21,9 Prozent
Anteil Kinder in Hartz IV- Familien: 30,9 Prozent