Stadt will nun doch Mieten begrenzen
mit einem Kommentar
von René Schleucher
Premiere ist im Grafental: Stadt
schließt erstmals Abmachung mit Wohn-Investor.
Bei der Expo Real wurde das Wohnprojekt Grafental vorgestellt...
Bei der Expo Real wurde das Wohnprojekt Grafental
vorgestellt...
Düsseldorf. Die monatelange Debatte um günstigen Wohnraum
in Düsseldorf hat zu einem Umdenken bei der Stadtspitze geführt.
Oberbürgermeister Dirk Elbers und
Planungsdezernent Gregor Bonin kündigten gestern am
Rande der Immobilienmesse Expo Real in München an, Investoren künftig stärker in
die Pflicht zu nehmen.
Die sollen bei der Planung neuer Wohngebiete eine Mietpreis-Obergrenze
zusagen für eine bestimmte Anzahl von Wohnungen. Konkret habe man das während
der Messe für das Projekt Grafental vereinbart.
Dort waren bisher rund 1000 neue Wohnungen sowie 120 000 Quadratmeter
Bruttogeschossfläche Büro und Gewerbe geplant. Jetzt möchte der Investor, die
Brack Capital Properties, nur noch Wohnungen bauen.
Durch die Einbeziehung städtischer Flächen entlang der angrenzenden
Bahnlinie könnte das Projekt weiter wachsen. Die Rede ist von bis zu 600
zusätzlichen Wohnungen, vor allem im Geschosswohnungsbau.
Das gesamte Grundstück umfasst 144 000 Quadratmeter Fläche. Der erste
Bauabschnitt mit rund 200 Wohnungen ist im Bau.
Rund die Hälfte davon soll nun eine Mietpreis-Obergrenze bekommen. „Wir
sehen das unter zehn Euro pro Quadratmeter“, sagt Bonin.
Die Obergrenze solle für die Dauer von zehn Jahren bindend sein, Mietaufschläge
wären in dieser Zeit nur in Höhe der Inflationsrate möglich.
Witzelstraße: 8,50 Euro pro
Quadratmeter ist die Grenze
Bonin kündigte an, ähnliche Vereinbarungen auch
für andere Projekte abzuschließen. Beim Neubaugebiet an der Witzelstraße habe
man eine Mietpreis-Obergrenze von 8,50 Euro vereinbart. Künftig solle dieses
Instrument im Stadtentwicklungskonzept fest verankert werden.
Bemerkenswert: Bisher hatte die Stadt im Projekt Grafental
keinen geeigneten Standort für günstigen Miet-Wohnungsbau gesehen.
Von den zunächst geplanten 1000 Wohnungen sollten nur gut drei Prozent
gefördert sein. Einen Richtungswechsel in der städtischen Wohnungspolitik mag
Dirk Elbers aber nicht erkennen: „Wir haben immer
gesagt: Es ist wichtig, dass der Markt funktioniert, in allen Bereichen.
Einseitigkeit ist immer falsch.“
Günstige Wohnungen werden ebenfalls auf dem ehemaligen Auto Becker-Gelände
gebaut. Unter dem Projektnamen „Karolinger Höfe“ errichtet das Unternehmen
Quantum voraussichtlich ab 2014 rund 360 Wohnungen „ausschließlich im mittleren
Preissegment“, wie der Planungsdezernent betonte.
Erstmals gezeigt wurde eine Visualisierung des neuen Wohnhochhauses am Dominikus-Krankenhauses. Mehr als 70 Wohnungen sollen in dem
Bau entstehen (Architekt: Jürgen Mayer H.). Hier sind allerdings eher hochpreisige Wohnungen geplant.
Das gilt auch für die Königskinder: Für die beiden 60 Meter hohen Türme an
der Speditionstraße soll bald der Startschuss fallen.
Laut Bonin stehen die Chancen gut, dass die Einigung
mit den Hafenbetrieben bald gelingt und der Bebauungsplan rechtskräftig wird.
„Dann warten wir nur noch auf den Bauantrag vom Investor Frankonia.“
Der politische Druck ist in den letzten Monaten einfach zu groß geworden.
Die Wohnungspolitik war zu einer offenen Flanke der schwarz-gelben Ratsmehrheit
und der von ihr getragenen Stadtspitze geworden.
Bei jeder sich bietenden Gelegenheit warf ihr die Opposition Tatenlosigkeit
vor angesichts der stetig steigender Mietpreise. Dem
Ruf nach festen Quoten für geförderten Wohnungsbau setzen Oberbürgermeister Elbers und Baudezernent Bonin nun
mit Investoren ausgehandelte Mietpreis-Obergrenzen entgegen.
Siehe da: Die Stadtspitze bewegt sich doch! Klar ist jetzt schon, dass der
Opposition das nicht ausreichen wird. Dennoch darf sie sich einen ersten Erfolg
auf die Fahne schreiben. Dass die Stadt nun ihre Möglichkeiten besser nutzt,
damit Wohnungsneubau auch wirklich alle Marktbereiche abdeckt, ist ein
richtiger und wichtiger Schritt.
http://www.wz-newsline.de/lokales/duesseldorf/sie-bewegt-sich-doch-1.1122106