Streit um Alkohol in Bus und Bahn VON GERHARD VOOGT
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Publikation |
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH |
Lokalausgabe |
Rheinische Post Düsseldorf |
Erscheinungstag |
Mittwoch, den 31. August 2011 |
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Rheinbahn lobt Alkohol-Verbot
Der Hamburger Verkehrsverbund verhängte jetzt ein
Alkohol-Verbot in seinen Zügen. In Düsseldorf macht man bereits seit Juni 2007
gute Erfahrungen mit solcher Regel. Auch der Verzehr von warmen Speisen ist
hier untersagt.
VON HANS ONKELBACH
Ab heute gilt in den Bahnen des Hamburger Verkehrsverbundes
(HVV) ein Alkoholverbot - und vermutlich haben sich die Hanseaten bei der
Düsseldorfer Rheinbahn deren Erfahrungen mit einem solchen Verbot schildern
lassen. Denn die Rheinbahn hat bereits im Juni 2007 entschieden: Kein Alkohol
in unseren Fahrzeugen, und keine warmen Speisen.
Diese Regel wurde seinerzeit nicht etwa willkürlich
erlassen, sondern man hatte zuvor eine Fahrgastbefragung veranlasst, in der man
die Menschen unter anderem beschreiben ließ, was sie am meisten störte bei der
Fahrt mit Bussen und Bahnen. Das Ergebnis: Es sind zwar auch die
Handy-Telefonate, die laute Musik oder das Nutzen von Sitzflächen als
Fußablage. Aber vor allem fühlen sich die Fahrgäste durch Alkoholkonsum
belästigt und durch das Verspeisen von Pommes, Pizza oder Döner. Durch Bier
trinkende Mitfahrer fühlten sich die Menschen bedroht, weil sie deren Verhalten
nicht kalkulieren konnten; und warme Speisen empfindet man als
Geruchsbelästigung.
Die Rheinbahn zog seinerzeit sehr schnell die Konsequenzen
aus dieser Umfrage und untersagte Alkohol sowie warme Speisen in Bussen, Bahnen
und auf den Bahnsteigen. Entsprechende Hinweise an den Haltestellen und auf den
Wagen machen darauf aufmerksam. Laut Rheinbahnsprecher Georg Schumacher hat es
seitdem zwar ab und zu mal Streit gegeben wegen der Verbote, aber in den
weitaus meisten Fällen wird das Verbot akzeptiert. In einer weiteren Befragung
gaben 67 Prozent der Fahrgäste an, die Regel gut zu finden, 16 Prozent hätten
sie gern verschärft, nur zehn Prozent halten sie für entbehrlich. Eine gute
Bilanz, wie die Rheinbahn heute findet.
Allerdings wird die Einhaltung auch überwacht. An einem
durchschnittlichen Wochenende müssen rund 1000 Reisende auf das Verbot hingewiesen
werden, und im Schnitt kommt es einmal pro Woche zu echten Auseinandersetzungen
mit den Wachleuten, zu denen dann auch die Polizei gerufen werden muss. Fahrer
melden im Schnitt einmal pro Monat Probleme mit uneinsichtigen Fahrgästen. 20
bis 30 Sicherheitsleute pro Schicht sind auch unterwegs, um die Lage im Auge zu
behalten. Ihr Haupteinsatzgebiet sind der Hauptbahnhof und die Flingerpassage. Die Rheinbahn legt allerdings auch Wert
darauf, dass man nicht etwa Jagd mache auf solche, die die Regel nicht einhalten.
Wer in der Bahn gegen die Vorschrift verstoße, der werde auf
die Regel hingewiesen. Dann gilt: Entweder Flasche oder Fritten-Tüte einpacken
oder an der nächsten Station aussteigen.
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Donnerstag, den 01. September 2011
Seite 30
Kein Alkohol mehr in der U-Bahn. Hamburg beschließt Verbot für den Nahverkehr
Hamburg Als erste Großstadt in Deutschland geht Hamburg mit einem Bußgeld gegen Alkohol in öffentlichen Verkehrsmitteln vor. Ab 1. Oktober werden 40 Euro fällig, wenn in Bus oder Bahn Alkohol getrunken oder in offenen Behältern getragen wird. Dasselbe gilt für Haltestellen des öffentlichen Nachverkehrs. Das Verbot gilt schon ab 1. September. Zur Kasse gebeten werden die Alkoholsünder aber erst einen Monat später. Die Hamburger Verkehrsbund (HVV) hat sich zu einer einmonatigen Verwarnphase entschlossen, um die Passagiere an das Verbot zu gewöhnen.
Die Sicherheitskräfte sollen bei der Kontrolle nach
Augenschein und Gehör vorgehen, sagt HVV-Pressesprecherin
Gisela Becker. "Es wird definitiv keine Körperkontrolle oder
Taschenkontrolle geben." Bei einer Imageanalyse des HVV im vergangenen
Jahr hatten sich 86 Prozent der Fahrgäste für ein Alkoholkonsumverbot
ausgesprochen. Doch längst nicht alle Hamburger fiebern den neuen Anordnungen
entgegen. Im Sozialen Netzwerk Facebook ruft eine
Gruppe zum "HVV-Abschiedstrinken" am 30.
September auf - denn vom 1. Oktober an wird es ernst mit einer Geldbuße für
Alkoholsünder. (dpa)
FR 31.8.11
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