Studenten: Lange Suche nach
Wohnungen
Ein Notschlafplatz im Keller,
ein Platz im Wohnheim: Wir haben Studenten gefragt, wie sie in der Stadt
wohnen.
VON SARAH SCHNEIDEREIT
Vor einer Woche wohnte Lilli Stegner noch in der Jugendherberge in Oberkassel. Wie viele
andere Studenten hatte die 20-Jährige aus Pirmasens in der Pfalz keine Wohnung
in Düsseldorf finden können, alle dreizehn Wohnanlagen des Studentenwerks waren
ausgebucht. Die Herberge blieb als einzige günstige Lösung übrig. Die Medien-
und Kulturwissenschaftsstudentin wurde von der Wohnungslage in der Stadt
überrascht. „Ich habe teilweise mit 50 Leuten eine WG besichtigt. Da ist doch
klar, dass man die Wohnung nicht bekommt“, meint sie.
Am Ende hat Lilli Glück
gehabt. In einem Eiscafé am Worringer Platz kam sie
mit der Besitzerin ins Gespräch, und die erzählte ihr, dass im Haus eine
Wohnung frei sei. „Ich habe mir die Wohnung sofort mit meinem Freund
angeschaut, und zwei Wochen später sind wir eingezogen.“ Die Zwei-Zimmer-Wohnung
für 550 Euro im Monat ist genau das, was Lilli gesucht hat.
Nicht alle Studierende haben so viel Glück bei der Wohnungssuche. „In Düsseldorf
gibt es viel zu wenige bezahlbare Wohnungen für Studenten“, sagt Ryuta Honda, Vorstandsmitglied des Allgemeinen
Studierendenausschusses (Asta) der Heinrich-Heine-Universität. Mit dem Asta der
Fachhochschule wurde deshalb das Projekt „Keller-Kinder“ gestartet, bei dem
Notschlafplätze für Studenten bereitgestellt werden. Die Schlafplätze sind im
renovierten Untergeschoss eines Studentenwohnheims in der Nähe der Uniklinik.
Das Angebot kostet einmalig 20 Euro. Für das Geld können die Studierenden in
einem der 20 Betten in den Schlafsälen schlafen.
„Seit Semesterbeginn an der
Fachhochschule im September sind ungefähr 30 Erstsemester in den
Notschlafplätzen untergebracht worden. Sollten noch mehr Bewerber kommen und
der Platz nicht ausreichen, helfen wir mit Luftmatratzen aus“, sagt Ann Lemke,
Vorsitzende des Studierendenausschusses der FH.
Generell müsste sich aber
etwas an der Situation ändern, sagt Ryuta Honda. Der
Asta der Universität setzt sich deshalb für den Neubau von Studentenwohnheimen
ein. Die Pläne des Studentenwerks würden aber durch die Düsseldorfer
Bauaufsicht verzögert, meint man beim Asta. So forderte das Bauamt auch für den
Bau von Studentenwohnheimen je einen Parkplatz pro Wohnheimplatz - in
Anbetracht dessen, dass viele Studenten kein Auto haben, eine unverständliche
Vorgabe, meinen die Studenten.
Julia Viegener
(19) hatte viel Glück: Sie hat einen der begehrten Wohnheimplätze des
Studentenwerks bekommen. Als die Studentin aus Bornheim zur Einschreibung an
die Universität kam, war ihr das Wohnheim an der Mensa wegen seiner Top-Lage
aufgefallen. Ende August bewarb sie sich um einen Platz. „Man sagte mir, das
sei viel zu spät. Aber zwei Wochen vor Studienbeginn bekam ich völlig
überraschend die Zusage für ein Einzelapartment, das nur 305 Euro im Monat
kostet“, sagt die 19 Jahre alte Studenten. Dass die Wohnungssuche in der Stadt
so schwierig ist, kann die Studentin trotzdem bestätigen. „Ich höre von vielen
Kommilitonen, dass sie hier in der Stadt keine Wohnung finden können.“
Publikation Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag Donnerstag, den 08. November 2012
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