Tödliche Droge zum Nuckeln
VON MARGIT MERTENS
Düsseldorf Sie ist eine Albtraumdroge: GHB, Gamma-Hydroxy-Buttersäure. Die
Droge, mit der soeben der englische Popstar George Michael
erwischt wurde,
ist unter dem Namen „Liquid Ecstasy“
bekannt. Ein halbes Gramm mehr oder
weniger entscheidet, ob das Rauschmittel euphorisiert oder
betäubt, sexuell
stimuliert oder willenlos macht, Ängste löst oder das
Gedächtnis trübt.
„Eine geringfügige Überdosierung-ab
etwa vier Gramm-kann zu Atemstillstand,
Koma und zum Tod führen“, heißt es im aktuellen
Drogenbericht des LKA
Nordrhein-Westfalen.
Die Droge kostet etwa fünf Euro pro Einheit und ist auch
hierzulande stark
im Kommen. Ihre Karriere als Partydroge begann GHB etwa 1990
in den USA und
Mitte des letzten Jahrzehnts in Großbritannien. In
Deutschland tritt nach
Angaben des BKA die Droge seit zwei Jahren vermehrt in
Erscheinung. 2003
stellten neun von den 14 entdeckten illegalen Labors in
Deutschland GHB her.
Und erst kürzlich wurden fünf Menschen in ein Mannheimer
Krankenhaus
eingeliefert, nachdem sie in einer Diskothek
zusammengebrochen waren. Sie
hatten aus einer von einem Unbekannten angebotenen
Limonadenflasche
getrunken, in der Annahme, sie enthalte Schnaps. Nach
Angaben der Polizei
haben sie jedoch „Flüssiges Ecstasy“
in so hoher Konzentration getrunken,
dass Lebensgefahr bestand. Die Droge sei kostenlos abgegeben
worden, wurde
im Nachhinein berichtet, um einen neuen Abnehmerkreis zu
gewinnen.
GHB wird oft als K.O.-Tropfen oder
„Vergewaltigungsdroge“ benutzt, um Opfer
auszurauben oder Frauen zu missbrauchen.
Die Tropfen sind farb- und geruchlos und schmecken leicht
salzig bis seifig.
Der Stoff wird Liquid Ecstasy
genannt, da er meist in flüssiger Form illegal
gehandelt und aus „Nuckelfläschchen“ eingenommen wird.
GHB kommt auch natürlicherweise im menschlichen Körper vor.
Denn die
Buttersäure ist ein eigenständiger Botenstoff mit eigenen
Rezeptoren im
Gehirn. Die Funktion dieses Neurotransmitters
ist weitgehend unbekannt. Als
Medikament wurde GHB sogar als Narkosemittel, beim
Alkoholentzug und
Schlafstörungen und vereinzelt zur Geburtsunterstützung
eingesetzt.
„Aufgrund ihrer Nebenwirkungen verlor GHB in der Medizin
aber rasch an
Wichtigkeit“, erläuterte Hans Haltmayer,
Ärztlicher Leiter des Vereins
Wiener Sozialprojekte.
- /VON MARGIT MERTENS
Quelle:
Verlag: Rheinisch-Bergische Druckerei- und
Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Düsseldorf
Ausgabe: Nr.51
Datum: Mittwoch, den 01. März 2006
Seite: Nr.7