VRR gibt grünes Licht für Sozialticket 2013
27.09.2012 | 14:15 Uhr
Der VRR fphrt das Sozialticket ab
2013 als Regeltarif ein.Foto: WAZ FotoPool
Essen. Seit gut einem Jahr
testet der VRR das Sozialticket in NRW. Ab dem 1. Januar 2013 wird es
flächendeckend eingeführt, entschied der Verwaltungsrat am Donnerstag. Der
Monatstarif soll bei 29,90 Euro liegen und kann von rund 1,14 Millionen
Menschen erworben werden.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) führt am 1. Januar 2013
das bislang getestete Sozialticket als Regeltarif im Nahverkehr ein. Der
Monatstarif soll bei 29,90 Euro liegen, teilte der VRR am Donnerstag nach einer
Verwaltungsratssitzung in Essen mit.
Das Angebot werde auf alle kreisfreien Städte und Kreise im
VRR ausgedehnt. An der gut einjährigen Testphase hatten einige Städte noch
nicht teilgenommen, darunter Dortmund. Im VRR-Gebiet
können rund 1,14 Millionen Menschen das ermäßigte Ticket erwerben.
Zu den Berechtigten zählen unter anderem Bezieher von
Arbeitslosengeld II oder Wohngeld. Sie sparen je nach Abonnement monatlich bis
zu 33 Euro.
http://www.derwesten.de/nrz/region/vrr-gibt-gruenes-licht-fuer-sozialticket-2013-id7138669.html
ÖPNV
Sozialticket bleibt umstritten
25.09.2012 | 15:28 Uhr
„Mein Ticket“ soll
das Sozialticket künftig heißen. Nach dem 14-monatigen Probelauf soll das vergünstigste Ticket ab Januar auch in Herne ins
Regelangebot aufgenommen werden.Foto: Thomas Nitschke
Herne. Das Sozialticket
Fahrkarte wird ab 2013 auch in Herne zum Regelangebot. Die Linkspartei kritisieren Preis von 29,90 Euro. Der VRR und die Stadt
sehen hier jedoch keinen Spielraum.
Die formale Entscheidung fällt erst am Donnerstag in den Gremien des
Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), doch politisch ist die Sache längst durch:
Das Sozialticket soll ab 2013 als Regelangebot für Herne sowie den gesamten VRR
übernommen werden – weiterhin zum Preis von 29,90 Euro und zu den bisherigen
Bedingungen. Und genau daran entzündet sich in Herne Kritik.
„Das Sozialticket hat den Namen nicht
verdient“, sagt Linke-Sprecher Markus Dowe. Das Angebot dürfe maximal 15 Euro kosten.
Die Zahlen sprechen für die Position der Linken, denn: Das Sozialticket, das
künftig „Mein Ticket“ heißen soll, ist nach wie vor ein Ladenhüter. Seit dem
Start der im Dezember auslaufenden 14-monatigen Testphase stagniert der Verkauf
bei 1000 Fahrkarten im Monat, so der HCR. Anspruchsberechtigt sind rund
30 000 Menschen in Herne. Somit liegt die Quote bei 3,3 % (Düsseldorf: 11
%, Essen: 8 %, VRR: 5,1 %). Bei einer VRR-Marktforschung
im Vorfeld des Probelaufs lag die Prognose für Herne bei 4000 Tickets.
Für die Linke ein klares Indiz dafür, dass das Sozialticket-Modell nicht
angenommen wird und damit gescheitert ist. Das weist Dirk Gleba
(Grüne) zurück. „Ich bin froh, dass dieses Angebot fortgeführt wird. Das ist
erst einmal ein Erfolg“, sagt der Stadtverordnete unter Verweis auf die
anfänglichen großen Widerstände innerhalb des Verkehrsverbundes. „Es gibt aber
Verbesserungspotenziale“, räumt Gleba ein. Ein
Sozialticket für 15 Euro sei zwar „utopisch“, so der Grüne, aber über den Preis
müsse künftig noch mal geredet werden. Der VRR und Stadtkämmerer Peter
Bornfelder – er gehört der VRR-Zweckverbandsversammlung
an – sehen keine Spielräume. Das Argument: Jedes Sozialticket werde vom Land
subventioniert, folglich hätten höhere Absatzzahlen auch höhere Ausgaben zur Folge.
30 Mio Euro schießt das Land jährlich zum
Sozialticket hinzu, um die Kosten zu decken. Größer dürfe das Minus in Zukunft
nicht werden, so VRR-Sprecher Johannes Bachteler. Die Einigung sehe nämlich vor, dass darüber
hinausgehende Verluste nicht den Städten, den Verkehrsunternehmen und den
anderen Fahrkunden aufgebürdet werden dürften.
Dirk Gleba wirft jedoch die Frage auf, ob mehr
verkaufte Sozialtickets nicht auch zu einer Verbesserung der Einnahmesituation
führen könnten. Die Linke sieht ein grundsätzliches Defizit bei den
Verantwortlichen: „Uns fehlt hier die Transparenz“, so Dowe.
24.09.2012 | 21:14 Uhr
So sieht’s aus. Mein Ticket wird das Sozialticket künftig heißen.Blau ist seine Farbe.Foto:
Thomas Nitsche
Vest. Ernst
Bollmann ist empört. Als der Marler in der WAZ las,
dass der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) eine Umbenennung des Sozialtickets
plant – es soll künftig zwar „Mein Ticket“ heißen, sich farblich aber immer noch
von anderen Tickets unterscheiden – griff er zum Telefonhörer und rief in der
Redaktion an. „Das ist doch immer noch diskriminierend. Warum müssen
Hilfeempfänger denn auf diese Art gekennzeichnet werden?“, fragt der
83-Jährige. Vorbehalte gegen Leistungsempfänger gebe es schließlich immer noch.
Als früherer Rentenfachmann bei der Stadt Recklinghausen habe er vielfach diese
Erfahrung gemacht.
Beim Sozialverband Deutschland sehen sie es ähnlich. „Es muss doch nicht
gekennzeichnet werden, dass jemand Leistungsempfänger ist“, sagt Michaela Gehms, die Sprecherin des NRW-Landesverbands. „Warum wird
nicht einfach ein Ticket 1000 oder Ticket 2000 abgegeben?“ Natürlich müsste bei
der Ausgabe des Tickets die Berechtigung nachgewiesen werden. Alles weitere sei aber ein interner Prozess. Es könnte dann ein
Monatsticket mit üblichem Aussehen ausgegeben werden.
Allerdings übt der Verband nicht nur Kritik an Namen und Farbgebung des
neuen Monatsfahrscheins: „Aus unserer Sicht ist es zu teuer. Schließlich sind
in den Hartz IV-Sätzen nur 20 Euro für Mobilität
vorgesehen, der Preis liegt aber bei 29,90 Euro.“ Und zum Teil gehe es auch am
Bedarf vorbei. Nicht jeder, so die Pressesprecherin, benötige ein Monatsticket.
Es fehle das Angebot von Einzel- und Mehrfahrtenscheinen zu vergünstigten
Preisen. Die dürftige Nachfrage am Sozialticket zeige auch, dass das Angebot
nicht genau den Bedarf treffe. Im Vest nutzen monatlich nur 2000 von etwa 70 000 Leistungsempfängern
das verbilligte Angebot der Vestischen.
Eine Karte, viele Inhalte
Von einer Diskriminierung durch die Farbgebung des „Mein Ticket“ könne keine
Rede sein, entgegnet VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik den Vorwürfen zum künftig veränderten Angebot für
Hilfeempfänger. Der Name „Sozialticket“ werde ja geändert und tauche auf der
Chipvariante ohnehin schon nicht mehr auf. Künftig sei er dann auch auf der
Papiervariante nicht mehr zu lesen.
Perspektivisch könne es auch so sein, dass nicht nur Hilfeempfänger ein
„Mein Ticket“ erhalten. Auch weitere Kundengruppen wie etwa Schüler, die ein
Schokoticket besitzen, oder andere könnten es unter Umständen als Fahrkarte
ausgehändigt bekommen, der eingespeicherte Leistungsinhalt würde dann
voneinander abweichen, die äußere Form wäre gleich. Schon jetzt sei eine große
Charge an Exemplaren mit dem Aufdruck „Mein Ticket“ bestellt worden.
„Man muss allerdings sagen, es ist gut, dass es überhaupt dieses Angebot
gibt“, räumt Michaela Gehmes ein. Positiv sei auch,
dass Ende 2012 die Pilotphase beendet sei und damit auch „der Flickenteppich“
ein Ende haben werde. Bislang konnten Kommunen entscheiden, ob sie am
Pilotprojekt teilnehmen und das Sozialticket einführen oder nicht. Von 2013 an
soll es im VRR-Bereich flächendeckend als „Mein
Ticket“ eingeführt und in den Regeltarif aufgenommen werden, unabhängig von der
Bewertung der Kommunen und Kreise. Zudem wächst der Gültigkeitsbereich: im Vest von einer Stadt auf das gesamte Kreisgebiet. Die
Entscheidung darüber wird der Verwaltungsrat am kommenden Donnerstag fällen.