Die neuen Streifen sind da

 

SICHERHEIT. Jetzt patrouillieren Ordnungshüter der Polizei und der Stadt Tag und Nacht gemeinsam in Brennpunkten.

Die Unterschriften des Oberbürgermeisters und des Polizeipräsidenten unter ihrem ersten Kooperationsvertrag sind noch nicht trocken, da patrouillieren bereits die ersten gemeinsamen Doppelstreifen der Polizei und des Ordnungsamtes in der Altstadt: die Kommissare Volker Kasper und Cordula Beule in ihrer grünen Landes-Uniform, Peter Hansen und Solveig Somnitz in der blauen Dienstkleidung des städtischen Ordnungs- und Service-Dienstes. Stadt und Präsidium sind eine neue Sicherheits-Ehe eingegangen. Die blau-grüne Truppe - immerhin elf Doppelstreifen - wird jetzt in Brennpunkten eingesetzt, nicht nur in der City, sondern auch in den Wohnquartieren am Stadtrand. Schenkelberg sagt in zwei Sätzen, worauf es ihm ankommt: "Wir wollen bürgernäher werden. Und wir wollen, dass sich die Menschen auf den Straßen sicher fühlen."

Auf Straßen, in Bahnen, auf Friedhöfen

Deshalb gehen die neuen Fußstreifen bewusst in "Angsträume", kreuzen also auf Plätzen und Straßen auf, wo sich Anwohner zu bestimmten Zeiten nicht wohl fühlen und sich vor Räubern und anderen Missetätern fürchten. Die Ordnungshüter suchen Orte auf, wo es viele Bürgerbeschwerden (etwa über Ruhestörungen) gibt. Sie sind auf Friedhöfen anzutreffen, um dort Handtaschen-Diebe abzuschrecken. Sie fahren in Bahnen und Bussen mit, auch um das Dealen zu unterbinden.

Die Routen legen die einzelnen Polizeiinspektionen gemeinsam mit dem OSD fest. Einige Einsatzorte hat Ordnungsdezernent Werner Leonhardt bereits genannt: die Charlottenstraße mit ihrem illegalen Strich, den Kamper Acker, wo eine Alkoholiker-Szene die Nachbarn nervt, den Bahnhof Bilk, den Hauptbahnhof. Ebenso in Kaiserswerth, Rath, Gerresheim, Flingern, Oberkassel, Eller, Holthausen, Ober- und Unterbilk, Benrath, Garath und Hellerhof werden sich die Streifen jetzt zeigen. Auch nachts. Feste Dienstpläne gibt es nicht. Die Doppelstreifen rücken je nach Einsatzlage aus.

Wo - das bestimmen ein Stück die Bürger mit. Wünsche und Anregungen von Anwohnern, Bezirksvertretungen und Bürgervereinen fließen in die Planungen der Polizei und des OSD mit ein.

Ob es auch eine gemeinsame Wache geben wird, bleibt unklar. Erwin will sie, Schenkelberg bleibt skeptisch: "Ich will lieber möglichst viele Uniformierte auf den Straßen."


11.09.2006    MICHAEL MÜCKE

 

Gemeinsam sind sie stark...

 

Polizei und Stadt gehen eine neue Partnerschaft ein.

Polizeipräsident Herbert Schenkelberg ist erst wenige Monate im Amt, schon hat er dem OB sein Ja-Wort gegeben. Gemeinsam wollen sie Düsseldorf ein Stück sicherer machen. Dass der Oberbürgermeister in der Vergangenheit wiederholt die Polizei attackierte und ihr vorwarf, nicht energisch genug gegen Kriminelle vorzugehen, interessiert Schenkelberg höchstens am Rande. Früher war früher. Und jetzt ist jetzt. Erwin will, dass Stadt und Polizei Doppelstreifen bilden. Schenkelberg will es auch. Das zählt.Mit dem Kooperationsvertrag nimmt er die Stadt mit in die Verantwortung, ohne eigenes Terrain aufzugeben. Wichtig ist dem Polizeichef die Botschaft, dass sowohl das Rathaus als auch das Präsidium die Sorgen der Anwohner um ihre Sicherheit ernst nehmen und mit ihren Doppelstreifen Ängste beseitigen wollen. Diese Fußstreifen haben immerhin einen wesentlichen Vorteil. Sie sind direkter Ansprechpartner für Bürger, egal ob es sich um irgendeinen Ordnungsverstoß oder um den Verdacht einer Straftat handelt. Wie erfolgreich sie sein werden, wissen wir in einem Jahr. Dann wird der Vertrag verlängert - oder er läuft aus.

m.muecke@nrz.de


11.09.2006    MICHAEL MÜCKE

 

Gemischtes Doppel für mehr Sicherheit

 

Schulterschluss von Stadt und Polizei: Seit sind elf gemeinsame Streifen in der Stadt unterwegs. Zunächst nur für ein Jahr.


Düsseldorf. Es gab Zeiten, da harmonierten Blau und Grün gar nicht gut miteinander. Das hat sich schlagartig geändert, als Herbert Schenkelberg im Polizeipräsidium das Ruder übernahm. Denn der hat bereits an seiner vorherigen Wirkungsstätte in Essen gute Erfahrungen mit gemeinsamen Streifen von Polizei und städtischen Ordnungskräften gemacht. Seit Montag gibt es dieses Modell auch in Düsseldorf. Schenkelberg und Oberbürgermeister Joachim Erwin unterzeichneten im Rathaus zunächst einen Kooperationsvertrag für ein Jahr. Elf gemischte Doppel sollen ab sofort gemeinsam für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen.

"Hier sind auf beiden Seiten Profis im Einsatz. Das war in Essen anders, weil die städtischen Mitarbeiter dort erst einmal ausgebildet werden mussten", betonte der Polizeipräsident, bevor die ersten beiden Streifen gemeinsam auf den Weg geschickt wurden. Sinn der Kooperation sei es, dass der Bürger immer den richtigen Ansprechpartner habe. Denn in der Praxis sei der Ordnungs- und Servicedienst oft mit Dingen konfrontiert, die auch strafrechtlich relevant sind. Dazu zählen unter anderem Beleidigung, Sachbeschädigungen wie Graffiti-Schmierereien, Körperverletzungen, aber auch Drogendelikte.

Eingesetzt werden sollen die Doppelstreifen in so genannten Angsträumen. Dazu zählen unter anderem Friedhöfe, wenn es abends dunkel wird. Auch öffentliche Toiletten werde konsequent kontrolliert. Zu den regelmäßigen Einsatzorten zählen auch der Bahnhof oder öffentliche Verkehrsmittel. In den Abendstunden sind die Ordnungshüter auch regelmäßig in den Außenbezirken unterwegs. "Je nachdem wie es die Einsatzlage erfordert", betonte Schenkelberg.

Im Gespräch ist auch eine gemeinsame Wache von Polizei und Stadt. Schenkelberg: "Im Moment ist das noch nicht vorgesehen, aber ich möchte unbedingt das Personal am Bürger haben." Erwin erklärte, dass man auch den Weg für eine gemeinsame Wache frei machen würde, wenn es dem Bürger hilft.

Die Polizisten und ihre Kollegen von der Stadt sollen sich jetzt erst einmal kennen lernen. "ich freue mich auf die Zusammenarbeit", sagte Peter Hansen vom Ordnungs- und Servicedienst vor der ersten Streife, "gut wäre, wenn immer die gleichen Teams zusammenarbeiten, damit man sich aneinander gewöhnt."

12.09.06
Von Dieter Sieckmeyer

Düsseldorf

 

Gemischtes Doppel auf Streife

Seit gestern sind kommunale Ordnungskräfte und Polizisten gemeinsam auf Kontrollgängen in der Stadt unterwegs. Die zunächst auf elf Paare und ein Jahr begrenzte Kooperation soll mehr Bürgernähe schaffen und im Ernstfall einen rascheren, direkteren Zugriff ermöglichen.

VON DENISA RICHTERS


Dieses Tempo lässt auf gute Zusammenarbeit schließen: Nur vier Monate nachdem Herbert Schenkelberg seinen Dienst als neuer Polizeipräsident in Düsseldorf angetreten hat, gehen die ersten Doppelstreifen aus Polizei und kommunalem Ordnungs- und Sicherheitsdienst (OSD) auf Kontrollgang.


Entsprechende Pläne gab’s schon lange, die Umsetzung scheiterte jedoch daran, dass Oberbürgermeister Joachim Erwin und der damalige Polizeipräsident Michael Dybowski nicht miteinander konnten. Das ist jetzt offenbar anders: In freundlicher Einmütigkeit unterzeichneten Erwin und Schenkelberg gestern im Jan-Wellem-Saal des Rathauses den Kooperationsvertrag, mit dem elf gemischte Doppel - zunächst auf ein Jahr begrenzt - auf Streife gehen. „Das zeigt, wie nahtlos Polizei und Stadt zusammen arbeiten können“, freut sich der OB. Erklärtes Ziel sei es, die objektive, aber auch die subjektiv empfundene Sicherheitslage durch die Kooperation zu verbessern.


Die jeweiligen Zuständigkeiten - Polizei für Straftatbestände, OSD für Ordnungsstörungen - bleiben erhalten. Das soll auch der Vorteil der Doppelstreife sein. Denn in der Praxis treten Ordnungsstörungen häufig zusammen mit Vergehen auf - etwa bei Beleidigung, Nötigung, Körperverletzung, bei Drogenhandel, Vandalismus oder Schlägereien. „Dadurch werden auch die Wege kürzer“, sagt Erwin. „Es heißt dann nicht mehr: ,Der Kollege kommt gleich.’“


Das Einsatzgebiet der gemischten Streifen soll sich nicht nur auf die Innenstadt beschränken, sondern bewusst auch die Außenbezirke umfassen. Dabei soll auch die Erfahrung der kommunalen Ordnungskräfte einfließen. „Der OSD hat schon jetzt feste Anlaufstellen, die als Brennpunkte bekannt sind“, sagt Ordnungsdezernent Werner Leonhardt. „Zum Beispiel am Bilker Bahnhof oder am Kamper Acker.“ Aber auch Hinweise aus den Bezirksvertretungen sollen aufgenommen werden. „Wichtig ist uns Bürgernähe“, betont Schenkelberg. Dazu gehöre auch das subjektive Angstempfinden der Bürger - etwa auf Friedhöfen, wenn es im Winter nachmittags dunkel wird, oder in schlecht beleuchteten Unterführungen. Die Dienstzeiten der Doppelstreifen sollen flexibel sein und sich am Bedürfnis der Bürger orientieren. Eine gemeinsame Wache sei derzeit nicht geplant, so Leonhardt.


Schenkelberg betritt mit der Kooperation kein Neuland, als Polizeipräsident in Essen hatte er ein ähnliches Konzept realisiert. Kann Düsseldorf davon lernen? „Nein“, sagt der Polizeichef, „die Startbedingungen sind hier viel günstiger, weil man nicht wie in Essen die kommunalen Strukturen aufbauen muss.“ Der OSD sei seit Jahren erfolgreich im Einsatz - eine gute Basis, auf der man aufbauen könne. Die Zweifel der FDP an der Qualität der Ausbildung von OSD-Mitarbeitern könne er nicht verstehen.


Eines hofft Schenkelberg allerdings wie in Essen wiederholen zu können: „Nach einem Jahr waren sogar die Fraktionen, die vorher der Doppelstreife kritisch gegenüberstanden, begeistert davon.“

„Das zeigt, wie nahtlos Polizei und Stadt zusammen arbeiten können“

 

- /DENISA RICHTERS


Quelle:
Verlag: Rheinisch-Bergische Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Düsseldorf
Ausgabe: Nr.212
Datum: Dienstag, den 12. September 2006
Seite: Nr.10