Düsseldorf hat viele freie Wohnungen

Düsseldorf hat viele freie Wohnungen

Keine Top-Stadt hat einen
Leerstand wie die Landeshauptstadt. Während Immobilienscout für
Düsseldorf 2658 freie Einheiten anzeigt, sind es fürs gleich große
Stuttgart 580. Aber: Die Nachfrage im preiswerten Segment ist
riesig.

VON UWE-JENS RUHNAU
Unter den elf deutschen Top-Städten für Wohnimmobilien ist
Düsseldorf diejenige mit den meisten freien Wohnungen. Genau 2658
waren es gestern bei Immobilienscout, dem Marktführer für
Vermietungsangebote im Internet. In Stuttgart, mit 600 000
Einwohnern genauso groß, waren es lediglich 580. Düsseldorfs
Nachbarstadt Köln, mit einer Million Einwohnern deutlich größer,
weist rund 1000 freie Wohnungen weniger auf, nämlich 1627. Ähnlich
ist die Relation im regionalen Findernet Kalaydo: Düsseldorf 1632
freie Wohnungen, Köln 698.
Die Top-Elf der Städte richtet sich nach der
Durchschnitts-Kaltmiete pro Quadratmeter (siehe Grafik).
Düsseldorf liegt den neuen Angaben zufolge auf Platz acht, seit
2007 sind die Angebotsmieten um 20 Prozent gestiegen, solche Werte
weisen mehrere der Top-Städte auf. Ausreißer sind Hamburg (+ 26,3
%), vor allem aber Ingolstadt (+ 46,9 %).
In erster Linie aber dürfte die Zahl der freien Wohnungen viele
Menschen überraschen, denn die Diskussionen der vergangenen Monate
in Düsseldorf haben eher den Eindruck erweckt, es gebe eine
Unterversorgung. „Das ist aber falsch, wir haben insgesamt eher
einen Überhang“, sagt Christian Deussen. Der Makler hat im
Expertenkreis der Stadt gesessen, als das Handlungskonzept Wohnen
erarbeitet wurde. Die Bautätigkeit in Düsseldorf sei also gut
gewesen, meint Deussen, es seien jedoch nicht alle nachgefragten
Segmente bedient worden.
Unter dem Strich attestiert Deussen jedoch: „Wir haben einen
funktionierenden Immobilienmarkt.“ Der werde geprägt durch die
„Dinks“ (double income, no kids - Doppelverdiener ohne Kinder).
Bei den Vier-Zimmer-Wohnungen ist die Nachfrage leicht höher als
das Angebot. Dabei kommt es nicht unbedingt auf die Größe der
Wohnung an. „Das können auch 90 Quadratmeter sein. Diese Paare
wollen aber gerne ein Arbeits- und ein Gästezimmer oder aber zwei
Arbeitszimmer.“ Ausgeglichen sind Angebot und Nachfrage bei den
abgespeicherten Suchfragen auch, wie die Auswertung bei
Immobilienscout zeigt, bei den Angeboten zwischen 6,51 und acht
Euro Miete. Darüber jedoch, zwischen acht und zehn Euro - im
Handlungskonzept als preisgedämpft gepriesen - stehen einem
Angebot von 41 Prozent der Wohnungen nur 15 Prozent der Gesuche
gegenüber. Das belegt die Äußerung von Udo Hensgen (über 2000
Wohnungen in Düsseldorf), eine sanierte Wohnung für acht Euro gehe
„nicht mit großem Hurra weg“.
Dass neue Sozialwohnungen der Stadt nottun, beweisen hingegen fast
10 000 Gesuche für Wohnungen zwischen 5,51 und 6,50 Euro - davon
sind aber gerade mal 35 im Angebot. Leerstände und Maklerschilder
prägen dagegen den Belsenpark in Oberkassel. „Da ist bei den
Kaufpreisen die Wertentwicklung der nächsten zehn Jahre
vorweggenommen worden“, sagt Deussen, „das ist schon eine Blase.“
Kaltmieten von 16 oder 17 Euro seien vielfach nicht mehr zu
erzielen.

 
PublikationRheinische Post Verlagsgesellschaft
mbHLokalausgabeRheinische Post DüsseldorfErscheinungstagDonnerstag, den 16. Oktober 2014Seite29

Fakten

OB Geisel will 3000 neue Wohnungen
im Jahr
Zahlen In Düsseldorf gibt es rund 335 000 Wohnungen. Nur gut 18
Prozent werden von den Eigentümern selbst bewohnt. Die Quote ist
höher als in Berlin (14 %) oder München (16 %), aber niedriger als
in Hamburg (20 %). Das alles heißt auch: Die meisten Düsseldorfer
wohnen zur Miete.
Anstieg Bei Neuvermietungen kletterten die Mieten laut
Immobilienscout voriges Jahr um 2,3 Prozent, in Köln um 3,6
Prozent.
Ziele OB Geisel will jährlich 3000 neue Wohnungen, um die Mieten
zu drücken.

 
PublikationRheinische Post Verlagsgesellschaft
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