Randale im Essener Sozialamt: Panzerglas schützt bald Mitarbeiter

 

Randale im Essener Sozialamt: Panzerglas schützt bald Mitarbeiter

13.07.2016 | 06:00 Uhr

Randale im Essener Sozialamt: Panzerglas schützt bald Mitarbeiter

Tatort Sozialamt: Nach dem „extremen Gewaltausbruch“ im Kundencenter
Steubenstraße ist der Sicherheitsdienst aufgestockt worden. Und bald
trennt Panzerglas Mitarbeiter und Kunden.Foto: Socrates Tassos/FUNKE
Foto Services

Essen. Die Stadt Essen erhöht die Sicherheit ihrer Mitarbeiter
nach „extremen Gewaltausbruch“ eines Asylbewerbers im Sozialamt
Steubenstraße am vergangenen Freitag.

Den „extremen Gewaltausbruch“ eines Asylbewerbers im Sozialamt
Steubenstraße letzten Freitag nimmt die Stadt zum Anlass, die Sicherheit
ihrer Mitarbeiter im Kundencenter spürbar zu erhöhen. Als
Sofortmaßnahme sei das Security-Personal bereits aufgestockt worden,
ferner soll das Kundencenter aufwändig umgebaut werden. Mitarbeiter und
Kunden seien demnächst durch eine Panzerglasscheibe und eine
verschließbare Tür voneinander getrennt. Außerdem soll ein zweiter
Fluchtweg zur Straße hin geschaffen werden. „Die Sicherheit unserer
Mitarbeiter genießt oberste Priorität“, betont Sozialamtsleiter Hartmut
Peltz. In einem Brief „An alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Fachbereichs 50“ (Sozialamt), der dieser Zeitung vorliegt, schildert
Peltz detailliert den brutalen Vorfall, der die Mitarbeiterinnen
„nachhaltig geschockt“ habe.

Der Randalierer, so informiert Sozialamtsleiter Peltz, sei offenbar
psychisch krank und später in die Psychiatrie eingewiesen worden. „Er
sprang auf und über die Schreibtische im Kundencenter, warf alles zu
Boden und versuchte die technischen Gegenstände zu zerstören. Die im
Raum befindlichen vier Mitarbeiterinnen mussten den Gewaltausbruch
hilflos mitansehen und konnten nicht ausschließen, selbst angegriffen zu
werden. Wir können von Glück sagen, dass sich seine enorme Aggression
nicht unmittelbar gegen die Kolleginnen richtete, so dass sie körperlich
unversehrt blieben.“ Überwunden hätten die Frauen den traumatischen
Vorfall trotzdem nicht. „Drei Mitarbeiterinnen sind nach wie vor
arbeitsunfähig“, bestätigt Peltz.

Beamte seien Kunden bei „Waffen Isenberg“

Sicherheit im Amt sei seit dem drastischen Anstieg der
Flüchtlingszahlen ein Dauerthema. Wer das Kundencenter aufsucht, komme
in der Regel ohne Termin und müsse eine Wartemarke ziehen. Den einen
mache womöglich die zunehmende Wartezeit aggressiv, den anderen ein
abgelehnter Antrag. „Das Aggressionspotenzial ist seit einem Jahr
gestiegen, der Zustrom von Flüchtlingen hat uns personell und räumlich
an Grenzen gebracht“, so Peltz.

Dass es in Essener Amtsstuben ungemütlicher geworden ist, kann auch
ein Geschäft bestätigen, das eigentlich Jäger und Sportschützen zu
seinen Stammkunden zählt. Doch bei „Waffen Isenberg“ bedient
Geschäftsführer Christoph Küttner neuerdings auch Beamte, die direkten
Kontakt mit Flüchtlingen haben, etwa in Erstaufnahmeeinrichtungen. „Sie
haben Angst vor Handgreiflichkeiten und decken sich aus eigener Tasche
mit Reizgas ein.“ Bis zu 30 Euro koste Pfefferspray, das besonders
schmerzhaft und deshalb das beliebteste Abschreckungsmittel ist. „Mit
einem Reizgas kaufe ich aber nicht Sicherheit, sondern ein
Sicherheitsgefühl“, betont Küttner.

Pfefferspray in der Schreibtischschublade – zwischen Büroklammern
und Bleistiften – davon will Sozialamtsleiter Hartmut Peltz gar nichts
wissen. Die Ausrüstung mit Reizgas gehöre keinesfalls zum
Sicherheitskonzept der Stadt Essen. „Unsere Mitarbeiter absolvieren ein
De-Eskalationstraining, und neben dem Sicherheitspersonal gibt’s
Alarmsysteme.“

Gerd Niewert

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