Der Drogentoten gedenken, Todesfälle verhindern

 

21. Juli: Der Drogentoten gedenken, Todesfälle verhindern

20.07.2015 - 11:05

Seit 1990 sind in Deutschland mehr als 37.000
Menschen durch den Konsum illegaler Drogen gestorben. Mehr als 1.000
Menschen kommen jedes Jahr hinzu.

In zehn Bundesländern fehlen nach wie vor Drogenkonsumräume (Foto: Jan Nikolai Nelles)

Der 21. Juli ist der internationale Gedenktag für verstorbene
Drogenabhängige. Angehörige und Freunde sowie engagierte Bürgerinnen und
Bürger organisieren an diesem Tag in mehr als 60 deutschen Städten
Mahnwachen, Demonstrationen, Gottesdienste, Diskussionsrunden und andere
Aktionen. Sie erinnern an die Verstorbenen und zugleich daran, dass
sich viele Todesfälle durch eine andere Drogenpolitik verhindern ließen.

Dazu sagt Sylvia Urban, Mitglied im Bundesvorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Drogenkonsumenten sind vor allem eines: Menschen. Wie wir alle
wollen sie möglichst glücklich leben und gesund bleiben. Wir denken am
21. Juli an alle, die den Konsum von illegalen Substanzen unter den
Bedingungen der Kriminalisierung, Inhaftierung und Stigmatisierung nicht
überlebt haben. Ihr Tod mahnt uns, alles für eine humane und
respektvolle Drogenpolitik zu tun.“

Im Mittelpunkt steht für die Deutsche AIDS-Hilfe die Forderung, dass Drogenkonsumräume überall dort eingerichtet werden, wo sie gebraucht werden. „Drogenkonsumräume retten nachweislich Leben und verhindern HIV- und Hepatitis-Infektionen. Wir können es nicht hinnehmen, dass
zehn Bundesländer sich immer noch wissenschaftlichen Erkenntnissen
verweigern und stattdessen auf Verbote und Strafverfolgung setzen. Dass
dieser Weg in die Irre führt, zeigt vor allem das Beispiel Bayern, wo
die Zahl der Drogentoten seit Jahren am höchsten ist.“

Um die Risiken und Gefahren beim Drogengebrauch soweit wie möglich
einzuschränken, müsse sich die Drogenpolitik für weitere einfache, aber
wirkungsvolle Maßnahmen öffnen: „Es ist schon lange bekannt, dass das
Medikament Naloxon hilft, wenn es bei einer Überdosis zu Atemlähmungen
kommt“, sagt Sylvia Urban. „Es ist aber verschreibungspflichtig und wird
nicht von der Kasse übernommen. Wir fordern, dass Naloxon an
Drogengebraucher, ihre Angehörigen und an Mitarbeiter des Hilfesystems
abgegeben wird.“

Nicht zuletzt ließen sich viele Notfälle vermeiden, wenn Konsumenten
ihre Drogen auf Inhaltsstoffe und gefährliche Beimengungen untersuchen
lassen könnten. „In Portugal, Spanien und größeren Städten in Österreich
und der Schweiz ist dies möglich. Die Bundesregierung sollte den Weg
dafür endlich auch in Deutschland frei machen.“

 

Weitere Informationen:

Standorte und Informationen zu Drogenkonsumräumen in Deutschland

Drogennotfall und Lebensrettung im Junkiebund-Café

Leben retten mit Naloxon

Alternativer Drogen- und Suchtbericht: BtMG grundlegend erneuern

http://www.aidshilfe.de/de/aktuelles/meldungen/21-juli-der-drogentoten-g...