Größte Krankenkassen rutschen ins Minus. Polster von rund 30 Milliarden. Kassen zahlten Prämie an ihre Mitglieder zurück

Größte Krankenkassen rutschen ins Minus

Die Techniker Krankenkasse soll das größte Minus verzeichnet haben. Foto: Malte Christians

Berlin –  

Die größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland
haben in den ersten drei Monaten 2014 erstmals seit Jahren wieder ein
Minus eingefahren. Die Ersatzkassen verbuchten insgesamt Verluste von
317 Millionen Euro, wie ihr Verband vdek mitteilte.

Der Verband bestätigte damit Berichte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und des «Handelsblatts».

Allein
bei der Techniker Krankenkasse (TK) waren es 217 Millionen, bei der
Barmer GEK 91 Millionen und bei der KKH rund 20 Millionen, wie die
Versicherungen der Nachrichtenagentur dpa bestätigten. Die AOK
verzeichnete hingegen weiter ein Plus, das allerdings laut einem
Sprecher auf 149 Millionen Euro zurückging.

Laut
vdek-Sprecherin Michaela Gottfried gehen die Verluste im Wesentlichen
darauf zurück, dass einzelne Kassen wie die TK Beitragsgeld per Prämie
an ihre Mitglieder zurückzahlten und dass die Geldströme im
Finanzausgleich zwischen den Kassen neu geordnet wurden. Doch auch die
Einnahmen lägen deutlich unter den Kassenausgaben für Arzneimittel,
Ärzte und Kliniken. «Die Zeit massiver Überschüsse ist vorbei», sagte
Gottfried.

Eine Sprecherin der Barmer GEK
ergänzte: «Im Gegenteil erwartet die gesetzliche Krankenversicherung
dieses Jahr insgesamt ein Defizit.» Die mitgliederstärkste Kasse
forderte ausgewogene Entscheidungen der Bundesregierung etwa bei der
anstehenden Krankenhausreform. «Sie muss vor allem mehr Qualität und
eine bedarfsgerechte Versorgung finanzieren und darf nicht einfach mehr
Geld verteilen.»

Die Bundesregierung wies darauf
hin, dass die Zahlen des ersten Quartals nur bedingt aussagekräftig für
das ganze Jahr seien - so stünden etwa Urlaubs- und Weihnachtsgeld noch
aus, das sich positiv auf die Einnahmen auswirkt.

CDU-Gesundheitsexperte
Jens Spahn wies darauf hin, dass es den Kassen finanziell noch sehr gut
gehe. Die Krankenversicherung hat ein Polster von rund 30 Milliarden
Euro. «Allerdings steigen die Ausgaben absehbar deutlich stärker als die
Einnahmen; die Rücklagen werden nicht ewig halten.» Die guten Zeiten
müssten auch für unpopuläre Reformen besonders bei den Kliniken genutzt
werden. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte allerdings bereits
angekündigt, die Mittel der Kassen für die Kliniken sollten steigen.

Durch
die schwarz-rote Gesundheitsreform wird es 2015 einen auf 14,6 Prozent
abgesenkten Beitragssatz und dafür einen vom Lohn abhängigen
Zusatzbeitrag geben. «Wie hoch dieser sein wird, ob dies alle Kassen
betrifft und ob einige Kassen insgesamt einen höheren Beitragssatz
nehmen müssen als heute, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch
nicht seriös sagen», erläuterte der Sprecher des GKV-Spitzenverbands,
Florian Lanz.

Das DGB-Vorstandsmitglied Annelie
Buntenbach sagte: «Die von Bundesminister Hermann Gröhe versprochene
Beitragsentlastung für die Versicherten durch die aktuelle
Gesundheitsreform entpuppt sich schon jetzt als Märchen.» Allein bis
2020 werde der Beitragssatz für die Versicherten um rund zwei
Prozentpunkte steigen. (dpa)

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