18.06.2014
Studie: Sozialintegrative Leistungen der Kommunen im Hartz IV-System - Beratung „aus einer Hand“ erfolgt meist nicht
Studie Sozialintegrative Leistungen Kommunen Hartz IV
(PDF,
287 kB)
Mit der Hartz-IV-Reform sollten Arbeitslose soziale und
arbeitsmarktliche Integrationshilfen aus einer Hand erhalten. Doch die
Praxis sieht anders aus. Von einer ganzheitlichen Betreuung könne meist
nicht gesprochen werden, so eine Studie des DGB. Mehr als 2 Milllionen
Langzeitempfänger mit Schulden und Suchtproblemen würden alleingelassen.
http://www.dgb.de/themen/++co++27644da6-f6bd-11e3-af2d-52540023ef1a
Laut DGB lassen die Jobcenter Arme im Stich
18.06.2014 | 16:58 Uhr
Laut DGB lassen die Jobcenter Arme im Stich
"Fordern und Fördern" ist offiziell die Devise. Aber der DGB findet,
dass im Alltag das Fordern sehr groß geschrieben wird, das Fördern
komme hingegen viel zu kurz.Foto: Bernd Wüstneck/ dpa
Düsseldorf. Der Deutsche Gewerkschaftsbund greift die Jobcenter
an. Der Vorwurf: Suchtkranke und verschuldete Hartz IV-Empfänger werden
viel zu selten beraten. Die Bundesagentur für Arbeit wehrt sich: „Wer
Hilfe will, der bekommt Hilfe.“ Experten der Caritas im Ruhrgebiet
teilen diese Einschätzung.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund wirft den Städten vor,
Hunderttausende Hartz IV-Empfänger mit Schulden- und Suchtproblemen im
Stich zu lassen.
Der DGB geht für das Jahr 2012 von 1,13 Millionen erwerbsfähigen
Hartz-IV-Empfängern mit Schuldenproblemen aus. Nach einer Statistik der
Bundesagentur für Arbeit wurden aber nur 32.500 durch die Kommunen
entsprechend beraten. Von 450.000 Hilfebedürftigen mit Suchtproblemen
erhielten nur 9000 eine Beratung.
"Beratungsbedarf wird in Jobcentern oft nicht erkannt"
DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy spricht von „Defiziten im
Hartz-IV-System“. Das Fordern werde groß geschrieben, das Fördern komme
zu kurz. Adamy attestiert darüber hinaus den Kommunen einen Hang zur
Intransparenz. Daten würden gar nicht erst erhoben oder nicht gesammelt.
So sei es oft kaum ersichtlich, welche Hilfe zur Rückkehr auf den
Arbeitsmarkt die Betroffenen bekämen. „Der Beratungsbedarf wird in den
Jobcentern oft gar nicht erkannt. Die Mitarbeiter müssten dafür besser
qualifiziert werden, auch die Unterstützung durch Sozialarbeiter wäre
hilfreich“, sagte Adamy dieser Redaktion.
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Hannemann und fordert die Abschaffung aller Sanktionen. Die
Jobcenter-Mitarbeiterin war wegen ihrer kritischen Haltung von ihrem
Arbeitgeber suspendiert worden. Jetzt war ihre Forderung Thema im
Bundestag.
Es gibt offenbar auch erhebliche regionale Unterschiede bei der
Beratung. Laut DGB wurden im Jahr 2013 in Aachen 1150 verschuldete Hartz
IV-Empfänger beraten. In Herne waren es nur 370, in Gelsenkirchen 690,
in Duisburg 910.
Die NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit wies den
Vorwurf, Hartz IV-Empfänger würden im Stich gelassen, zurück. „Wir
helfen Klienten mit Schulden- und Suchtproblemen. Die Jobcenter
vermitteln sie an Experten. Das funktioniert immer dann sehr gut, wenn
die Klienten ihre Probleme offen ansprechen“, sagte eine Sprecherin der
Regionaldirektion unserer Mediengruppe. Gerade im Ruhrgebiet hätten die
Mitarbeiter in den Jobcentern die nötige Erfahrung damit, Überschuldeten
und Süchtigen schnell Hilfe zu vermitteln.
Caritas sagt, "wir lehnen keinen ab"
Schuldner- und Suchtberater der Caritas im Ruhrgebiet teilen diese
Einschätzung. „Es ist tatsächlich so: Jeder, der Hilfe annehmen möchte,
der bekommt Hilfe“, sagte Susanne Matern von der Psychosozialen
Beratungsstelle für Suchtkranke in Gladbeck dieser Redaktion. Die
Beratungsstelle habe auch die Kapazitäten, um mehr Menschen mit
Suchtproblemen zu empfangen. Im vergangenen Jahr meldeten sich dort 46
Bezieher von Arbeitslosengeld.
Sebastian Hermes (Caritas-Schuldnerberatung
Waltrop/Oer-Erkenschwick) sieht ebenfalls kein Problem. „Wir mussten
noch nie einen Hilfesuchenden ablehnen. Die Wartezeit auf ein
Erstgespräch liegt zwischen zwei und vier Wochen.“
Matthias Korfmann
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