8. Oktober 2016 | 00.00 Uhr
Düsseldorf
Studie: Jeder fünfte Düsseldorfer ist arm
FOTO: Ferl
Düsseldorf.
In der Landeshauptstadt sind mehr Menschen arm als bislang angenommen. Das
behauptet eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, die die
Kaufkraft in einzelnen Regionen in den Fokus nimmt. Ein Grund sind teure
Mieten.
Von Jörg Janssen
Was hat die Studie untersucht?
Üblicherweise gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des bundesweit
mittleren Einkommens zum Leben hat. Zurzeit sind das 917 Euro. Das
Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hält das für wenig
aussagekräftig und hat in seiner aktuellen Analyse (wie bereits in der
Vorläufer-Studie von 2014) die regionalen Preisniveaus in seine
Bewertung miteinbezogen. "Aus der starren relativen Einkommensarmut
haben wir eine kaufkraftbereinigte Einkommensarmut gemacht," sagt
Mitautor Christoph Schröder. Konkret heißt das: Weil in Düsseldorf (und
anderen Großstädten) das Leben teurer ist, braucht ein Mensch mehr Geld,
um eben jene Waren und Dienstleistungen zu erhalten, die im
Bundesschnitt 917 Euro kosten. In Düsseldorf muss ein Bürger für das
gleiche Paket 1013 Euro aufwenden. "21,6 Prozent haben weniger als diese
1013 Euro und gelten deshalb als arm", sagt Schröder. Zum Vergleich:
Ohne die vom IW eingeführte Kaufkraftbereinigung würden nur 17,6 Prozent
der Düsseldorfer als arm gelten.
Gab es neue Erkenntnisse? Ja. Die IW-Analyse
kommt zu dem Ergebnis, dass Armut "urban" ist. Ein Leben in der
Großstadt erhöht das Risiko. Außerdem relativieren sich die Unterschiede
zwischen Ost-Deutschland und den westdeutschen Metropolen. Weil man in
einem entlegenen Landkreis in Ost-Brandenburg für weniger Geld eben
deutlich mehr Waren und Dienstleistungen erwerben kann.
Wie ist die Situation in anderen Städten? Auch
hier gibt es interessante Befunde. So ist die kaufkraftbereinigte
Einkommensarmut in Bremerhaven mit 29,3 Prozent am höchsten, gleich
dahinter folgt Köln mit 26,9 Prozent. Im Bereich zwischen 22 und 25
Prozent landen Berlin (Mitte/West), Gelsenkirchen, Dortmund, Bremen,
Duisburg, Leipzig und Frankfurt. Zum Vergleich: In Berlin (Ost) fallen
nur 18,6 Prozent unter die vom IW definierte Grenze, in Erlangen 14,2
Prozent.
Welche Faktoren machen Düsseldorfer arm? Sozialdezernent
Burkhard Hintzsche sagt: "Die Anspannung im Segment des preisgünstigen
Wohnens ist bedeutsam." Nur noch knapp sechs Prozent des
Wohnungsbestandes seien öffentlich gefördert. Hinzu kommt eine niedrige
Kaufkraft der Rentner. "Eine Stadt wie Düsseldorf mit hoher
Wertschöpfung, steigender Erwerbstätigkeit und niedriger
Arbeitslosigkeit, ist problematisch, weil man sich hier für seine Rente
weniger leisten kann."
Wo konzentriert sich Armut? In bestimmten
Wohnvierteln folgender Stadtteile: Garath, Hassels-Nord, Wersten,
Holthausen, Eller, Lierenfeld, Mörsenbroich, Rath, Oberbilk und
Flingern.
Wie wird Armut bekämpft? Mit Sozialtransfers, der
Etat liegt laut Hintzsche bei 540 Millionen Euro, rund 75.000 Bürger
profitieren davon. Und durch zahlreiche Hilfestellungen von
Wohlfahrtsverbänden und privaten Initiativen.
Quelle: RP
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/studie-jeder-fuenfte-due...