16. November 2017 - 05:05 Uhr
Düsseldorf
Wenn der Strom abgestellt wird
Von Hannah Kleiner
Stadtwerke unterbrechen pro Jahr bei mehreren tausend Haushalten die Energielieferung – weil nicht gezahlt wurde.
Frederico Gambarini /dpa
Wenn es dunkel wird in der Wohnung, muss es nicht an einem
Kurzschluss liegen: Wurden Rechnungen nicht bezahlt, drehen die
Stadtwerke den Strom ab. Archiv
Es ist plötzlich dunkel in der Wohnung, keine Lampe brennt mehr.
Der Fernseher, das Radio lassen sich nicht mehr anschalten, selbst das
Smartphone lädt nicht mehr. Und im Tiefkühlschrank schmilzt das Eis. So
geht es jährlich knapp 6000 Haushalten in Düsseldorf - wenn ihnen der
Strom abgestellt wird.
Das Licht bleibt in den meisten Fällen nicht lange aus: „Mehr
als 90 Prozent der Sperrungen werden binnen zwei Tagen wieder
aufgehoben“, sagt Nathalie Güttler, Pressesprecherin der Stadtwerke
Düsseldorf. Ohne Vorwarnung werde der Strom ohnehin nicht abgedreht. Bis
die Stadtwerke den Energiefluss kappen, müsse vorher einiges passiert
sein: Dazu gehören unbezahlte Rechnungen im Wert von zusammen mehr als
100 Euro. Damit der Strom wieder angestellt wird, müssen die Schulden
bei den Stadtwerken beglichen werden. Zu dem offenen Betrag komme eine
Mahngebühr hinzu; außerdem müssen die Schuldner für Zusatzkosten, die
den Stadtwerken etwa durch das Stromabstellen entstanden sind,
aufkommen. „Im Jahr 2016 haben wir ein paar Tausend Mal die
Stromversorgung unterbrechen müssen“, sagt Güttler.
Damit es gar nicht so weit kommt, sollten sich Bürger, die nicht zahlen können, rechtzeitig melden.
Eine mögliche Anlaufstelle für Betroffene ist die Evangelische
Schuldnerberatung der Diakonie Düsseldorf. „Im Rahmen der
Schuldnerberatung kann durch direkte Kontaktaufnahme zum Beispiel mit
den Stadtwerken versucht werden, eine Zahlungsvereinbarung zu treffen“,
sagt Uli Wagner von der Evangelischen Schuldnerberatung.
Höhere Preise, veraltete Elektrogeräte
Die Gründe, warum Menschen den Strom nicht mehr zahlen können,
seien sehr unterschiedlich. Schulden aus anderen Bereichen zählten dazu:
Wenn Inkassofirmen ihr Geld eintreiben, bleibt Schuldnern häufig nichts
anderes übrig, als andere Rechnungen liegen zu lassen, weil schlicht
kein Geld mehr da sei. „Weitere Ursachen sind natürlich die stetig
steigenden Energiepreise und häufig auch alte Elektrogeräte, die viel
Strom verbrauchen“, berichtet Wagner. Die Schuldnerberatung werde auch
präventiv tätig, bevor der Strom abgestellt wird: „Wenn bereits
Rückstände entstanden sind, wird zuallererst darauf hin gearbeitet,
diese Probleme durch Zahlungsvereinbarungen mit dem Stromanbieter zu
lösen und somit die Sperrung zu verhindern“, so Wagner: „Wenn die
Betroffenen also rechtzeitig kommen, lässt sich die Sperrung häufig noch
abwenden.“ Wesentlich früher setzen die Präventionsseminare an, die die
Evangelische Schuldnerberatung anbietet.
Zahl der Haushalte mit Stromsperrung geht zurück
Das Seminar wird in Schulen und durch Bildungsträger angeboten,
um jungen Menschen zu erreichen, damit es in der Zukunft erst gar nicht
zur Stromsperre kommt, und der Strom verlässlich fließt.
Offenbar mit Erfolg: Die Zahl der Haushalte, denen der Strom
abgestellt werden muss, geht nach Angaben der Stadtwerke seit einigen
Jahren stetig zurück.
http://www.wz.de/lokales/duesseldorf/wenn-der-strom-abgestellt-wird-1.25...