UN-Bericht: Drogenkonsum ist so hoch wie nie. Mehr Jugendliche in NRW mit Drogen auffällig

 

UN-Bericht
Drogenkonsum ist so hoch wie nie

Etwa 275 Millionen Menschen haben
im vergangenen Jahr illegale Drogen genommen, zeigt der
Weltdrogenbericht. Vor allem in einer Altersgruppe steigt der Konsum -
auch in Deutschland.

Noch nie haben so viele Menschen auf der Welt Drogen genommen wie heute. Das geht aus dem Weltdrogenbericht der Vereinten Nationen (UN) hervor,
der am Dienstag in Wien veröffentlicht wurde. Demnach haben im Jahr
2016 rund 275 Millionen Männer und Frauen mindestens einmal illegale
Rauschmittel konsumiert. Das sind 25 Millionen oder rund 10 Prozent mehr
als im Jahr davor.

Entsprechend zur Nachfrage ist auch das Angebot größer geworden. "Es
ist das Jahr der Rekorde", sagte die UN-Drogenexpertin Angela Me bei der
Vorstellung des Berichts mit den neuesten verfügbaren Zahlen.

So erreichte etwa die weltweite Kokainherstellung mit geschätzten
1410 Tonnen einen Höchstwert. Besonders in Asien und Afrika wachsen die
Kokainmärkte. Auch in der Opiumherstellung verzeichnet der
Weltdrogenbericht 2018 mit 10.500 Tonnen einen neuen Rekord. Das Zentrum
des Opiumanbaus weltweit bleibt Afghanistan.

"Rekorde bei der Kokain- und der Opiumproduktion"

Opioide richten bei den Konsumenten zudem den größten Schaden an.
76 Prozent aller Drogentoten hängen mit dem Konsum der eigentlich
verschreibungspflichtigen Medikamente zusammen. Vor allem die USA leiden aktuell unter einer Opioid-Epidemie.

"Die Ergebnisse des diesjährigen Weltdrogenberichts zeigen, dass die
Drogenmärkte größer werden - mit Rekorden bei der Kokain- und der
Opiumproduktion", sagt Yury Fedotov, Chef der UN-Abteilung für Drogen- und Verbrechensbekämpfung. Seine Abteilung wolle mit den Ländern zusammenarbeiten, um Lösungen zu suchen.

Die weltweit am häufigsten konsumierte Droge bleibt jedoch Cannabis:
192 Millionen und damit 16 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr greifen
laut den Vereinten Nationen zu dem Rauschmittel. Der Cannabisanbau
stieg weltweit sogar um 27 Prozent auf 4386 Tonnen. Besonders groß war
die Zunahme in Nordamerika. Nach Angaben der Experten könne dies vor
allem mit der Legalisierung der Droge in vielen US-Bundesstaaten zusammenhängen.

Die Experten machten zudem deutlich, dass der Drogenkonsum
insbesondere in der Altersgruppe ab 40 steigt. Dafür könnte nicht
zuletzt die Babyboomer-Generation verantwortlich sein. In deren Jugend
sei der Drogenkonsum höher als bei nachfolgenden Generationen gewesen -
vermutlich konsumieren sie auch weiterhin verschiedene Rauschmittel. In
Deutschland ist insbesondere ein starker Anstieg des Cannabiskonsums
unter 45- bis 64-Jährigen zu verzeichnen.

Große Geschlechtsunterschiede

"In Deutschland ist es wichtig, dass Drogen- und Suchtpolitik den
Stellenwert erhält, den dieses Thema verdient und nicht nur über
'Lifestyle-Projekte' wie die Legalisierung von Cannabis gesprochen
wird", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler
(CSU). "Wir sollten alles dran setzen, Menschen mit Suchtproblemen mit
passenden Hilfsangeboten früher zu erreichen als bisher."

Laut der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) sterben jährlich 450.000 Menschen durch den Konsum von Drogen, 39
Prozent von ihnen sind über 50 Jahre alt. Die Vereinten Nationen gehen
davon aus, dass mehr als 60 Prozent der Drogentoten nicht an Überdosen,
sondern an den indirekten Folgen wie Infektionen mit Hepatitis C und HIV
sterben. Rund 10,6 Millionen Menschen spritzen sich Rauschmittel und
gehen dabei durch die Wiederverwendung von Spritzen große
Gesundheitsrisiken ein. Mehr als die Hälfte der Betroffenen lebt mit
Hepatitis C, ein Achtel ist HIV-infiziert.

Zwischen den Geschlechtern stellten die Vereinten Nationen große
Unterschiede im Umgang mit Drogen fest. Frauen bevorzugen Opioide und
Beruhigungsmittel, Männer nehmen häufiger Cannabis und Kokain. Frauen
machen außerdem nur ein Drittel der Drogenkonsumenten aus.

Video: Die Top 20 der gefährlichsten Substanzen - Das Drogen-ABC

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/vereinte-nationen-drogenkonsum...

 

 

Mehr Jugendliche in NRW mit Drogen auffällig

An Rhein und Ruhr.  
Die Polizei in NRW hatte es 2017 mit 15
435 Verdächtigen unter 21 Jahren zu tun. GdP-Chef Mertens betont Wert
von Prävention an Schulen.

Was viele Jugendliche ausblenden: „Selbst wenn die Sucht irgendwann
besiegt ist, bleiben psychische Schäden oft ein Leben lang bestehen,
sodass die Betroffenen deswegen ein Leben lang in Behandlung bleiben“,
mahnt Dr. Hamid Reza Houshmand. Er ist Oberarzt in der Suchtambulanz des
Essener LVR-Klinikums und beobachtet: In den letzten Jahren kommen
immer mehr Patienten, vor allem wegen Cannabis-Sucht.

Das Landeskriminalamt (LKA) hat in diesen Tagen ein neues Lagebild
„Jugendkriminalität und -gefährdung“ vorgelegt. Raub, Körperverletzung,
Diebstahl, Erschleichen von Leistungen: Während die Tatverdächtigenzahl
hier auf breiter Front zurückging, im Zehnjahresvergleich sogar um
deutlich zweistellige Werte, sind mehr junge Menschen mit Rauschgift
auffällig geworden. Hier stieg im Jahr 2017 die Tatverdächtigenzahl um
3,2% auf 15 435 Personen unter 21 Jahren, im Zehnjahresvergleich stieg
sie sogar um 16,3%. Wie ein LKA-Sprecher auf Nachfrage bestätigt, gibt
es 71,1% der Fälle um Cannabis und Zubereitungen.

GdP ist klar gegen Legalisierung

Schon klar: Rauschgiftdelikte gelten als klassische „Kontrolldelikte“. Je
mehr die Polizei kontrolliert, desto mehr Fälle werden entdeckt. Dass
aber ausgerechnet hier die Zahl so steigt, während die Zahl der
Jugendlichen, bedingt durch den demografischen Wandel, ja abnimmt,
bereitet Michael Mertens, dem Landeschef der Gewerkschaft der Polizei
(GdP), Sorge. „Die Prävention, gerade auch in Schulen, ist ganz
wichtig“, mahnt Mertens gegenüber der NRZ.

Die immer wieder aufgewärmte Debatte um eine etwaige Legalisierung dürfe
nicht dazu führen, dass die Gefahren von Cannabis unterschätzt werden:
„Konsum kann zu Psychosen und anderen schweren psychischen Störungen
führen, das ist wissenschaftlich erwiesen.“ Deshalb sei die GdP klar
gegen eine Legalisierung. Mertens glaubt, dass gerade junge Leute für
Prävention aufgeschlossen seien: „Körperbewusstsein ist ja auch bei
ihnen ausgeprägt. Immerhin besuchen viele schon Fitnessstudios.“

Konsum von Cannabis ist jugendtypisches Verhalten

Dass die Drogendelikte hauptsächlich
in Verbindung mit Cannabis stehen, ist für den Essener Sucht-Mediziner
Houshmand keine Überraschung. „Cannabis bekommt man an jeder
Straßenecke“, sagt der Arzt: „Wir sehen hier auch Patienten, die neben
dem Vollzeitjob noch Gras verkaufen.“ Dabei handele es sich meist um
junge Menschen unter 30 Jahren. Die Therapie für die Patienten könne
lange dauern und richte sich nach der Schwere der Abhängigkeit und
möglichen anderen Erkrankungen. „Das reicht von der ambulanten bis zur
vollstationären Behandlung“, so Houshmand.

Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes unterscheiden sich die Ankaufwege
bei jungen Leuten nicht von üblichen Handelsstrukturen. Neben dem
illegalen Straßenverkauf komme auch das Internet und da besonders der
anonymisierte Bereich „Darknet“ infrage, erklärt ein Sprecher. Der
Konsum von Cannabis ist durchaus als jugendtypisches Verhalten zu
verstehen.

Abgrenzung von der Elterngeneration

Der LKA-Beamte erläutert da: „Es geht etwa um Abgrenzung von der
Elterngeneration, um Ausdruck eines persönlichen Stils sowie um
absichtliche Normverletzung.“ Sowohl Kinder, Jugendliche, wie auch
Heranwachsende kennen die gesetzlichen Verbote.

Letztlich überwiegt aber die
Neugierde und/oder die Gruppendynamik unter Gleichaltrigen. „Für die
Polizei ist nicht nur die Repression maßgeblich“, betont der
LKA-Sprecher. Der Sachbearbeiter führe bei jungen Tatverdächtigen stets
eine sogenannte Gefährderansprache durch. Das Ziel dabei: eine
Verhaltensänderung. GdP-Landeschef Mertens mahnt: „Wer so straffällig
wird, kann später Nachteile bei der Berufswahl haben.“

 

>>> UNTERSCHIEDE ZWISCHEN CANNABIS UND MARIHUANA

Der lateinische Name für Hanf ist Cannabis.
Verwendet wird dieser Begriff häufig allgemein für Hanfpflanzen und
THC-Produkte. Das Tetrahydrodrocannabinol (THC) ist eine Substanz, die
aktiv die Psyche beeinflusst und zu den Cannabinoiden zählt. Als Hanfprodukte werden üblicherweise im Alltag auch Nahrungsergänzungen wie Hanfsamen beschrieben, die auch gesunde Inhaltsstoffe enthalten.

Die getrockneten Blüten und blütennahen Blätter der weiblichen Hanfpflanze werden als Marihuana oder auch Gras bezeichnet. Dagegen ist Haschisch das gewonnene Harz aus den Bestandteilen der weiblichen Hanfpflanze. Im Harz stecken circa 70 Cannabinoide.

https://www.nrz.de/region/mehr-jugendliche-in-nrw-mit-drogen-auffaellig-...