Verfahren gegen Fiftyfifty-Streetworker Ongaro eingestellt
Verfahren gegen Fiftyfifty-Streetworker Ongaro eingestellt
26. März 2019 um 13:53 Uhr
Von Wulf Kannegießer
Ursprünglich war für heute die Fortsetzung der
Verhandlung geplant. Ongaro wurde vorgeworfen, er habe zwei OSD-Kräfte
Ende 2017 bei einem Einsatz nahe des Carlsplatzes bedrängt, eine
OSD-Mitarbeiterin dabei verletzt und beleidigt. Er hatte das bestritten.
Überraschend wurde gestern der zweite Prozesstag aber abgesagt, das Verfahren gegen
Ongaro sogar eingestellt. Gegen eine Auflage von 500 Euro, zahlbar an
die Altstadt-Armenküche. Sie gilt als Kooperationspartner von
FiftyFifty.
Der damalige Vorfall, beginnend mit einer OSD-Kontrolle eines Radfahrers in
der Fußgängerzone, war zuletzt sogar zum Politikum geworden.
Spätestens, seit sich Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) während der
Ermittlungen sogar persönlich eingeschaltet hatte.
Im Prozess kam Mitte März jetzt jedoch heraus, dass die Beweislage gegen Sozialarbeiter
Ongaro nicht so stichfest war, wie es anfangs klang. Er soll sich für
den damals kontrollierten Radfahrer vor Ort nicht nur stark gemacht,
sondern soll sich direkt mit den OSD-Kräften angelegt haben. Laut
Anklage habe er einer Stadt-Mitarbeiterin sogar den Arm verdreht und
draufgeschlagen, so dass die 24-Jährige eine Verletzung am Ellenbogen
erlitten habe. Als sie vor Schmerzen in Tränen ausbrach, soll Ongaro sie
noch als „Nulpe“ und als „Schätzchen“ herabgewürdigt haben.
Als Angeklagter bestritt er das heftig: „Ich mache
meinen Job seit 17 Jahren, warum sollte ich so etwas tun, ich wollte
vermitteln!“ Die verletzte Frau und ein OSD-Kollege widersprachen dem.
Doch ein dritter OSD-Mitarbeiter (51) lieferte am 11.März mit einer
denkwürdigen Aussage den Wendepunkt in diesem Prozess. Haarklein fasste
er in OSD-Uniform im Zeugenstand zusammen, was damals geschehen sei.
Eine einzige Nachfrage der Richterin
brachte aber die Wende. Denn bei der Polizei hatte der OSD-Mann kurz
nach dem Vorfall erklärt, er habe „nichts gesehen“, habe Details der
umstrittenen Kontroll-Szene „nur gehört hinterher“. Auf die Frage, was
richtig sei, räumte der OSD-Mitarbeiter ein, er habe bei der Polizei die
Wahrheit gesagt – im Gerichtstermin also eine Gefälligkeitsaussage zu
Gunsten der Kollegen aufgetischt.
Nach Informationen unserer Redaktion prüft die
Staatsanwaltschaft jetzt, gegen diesen OSD-Angestellten ein Verfahren
einzuleiten wegen Falschaussage im Zeugenstand. Ein Umstand, der dem
angeklagten Oliver Ongaro jetzt zusätzlich zugute kam. Nach Rücksprache
mit allen Beteiligten hat die Richterin das Verfahren per schriftlichem
Beschluss also eingestellt – wegen „geringer Schuld“ und gegen die
erwähnte Geldauflage.
Ongaro und FiftyFifty reagierten darauf, indem sie ihre Kritik am Vorgehen des OSD
in diversen Konflikt-Situationen jetzt erneuerten.
Verfahren gegen Düsseldorfer Fifty-Fifty-Streetworker Ongaro eingestellt 26. März 2019 um 13:18 Uhr
Düsseldorf Der Streetworker war angeklagt, weil er eine OSD-Mitarbeiterin in einem
Konflikt verletzt haben soll. Die Aussagen der Zeugen hatten sich dann
aber stark widersprochen.
Das Verfahren gegen den Fifty-Fifty-Streetworker Oliver Ongaro ist eingestellt. Das teilte das
Straßenmagazin am Dienstag mit. Die Einstellung erfolgt demnach wegen
Geringfügigkeit, Ongaro muss lediglich 500 Euro für die Armenküche
bezahlen. Eine Körperverletzung konnte nicht nachgewiesen werden. Der
Prozess hätte am Mittwoch fortgesetzt werden sollen.
Ongaro war angeklagt, weil er im November vor zwei
Jahren eine OSD-Mitarbeiterin am Arm verletzt haben soll. Der
Streetworker hatte sich in einen Vorgang am Carlsplatz eingemischt. Drei
Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatten einen Mann kontrolliert, der mit
seinem Rad durch die Fußgängerzone fuhr. 600 Euro, die der Obdachlose in
der Tasche hatte, sollten als Sicherheitsleistung beschlagnahmt werden.
Ongaro soll das für unrechtmäßig erklärt haben, es soll zu einem
Handgemenge gekommen sein, an dessen Ende eine 24-jährige
OSD-Mitarbeiterin einen schmerzenden Arm hatte.
Beim Auftakt des Prozesses Anfang März hatten die Zeugen sich jedoch stark widersprochen. Auch die
Versionen der OSD-Kollegen wichen stark voneinander ab. Ein 51 Jahre
alter OSD-Mitarbeiter behauptete zunächst, er habe gesehen, wie Ongaro
den Ellenbogen seiner Kollegen in „Sekundenbruchteilen“ umgedreht habe.
Nur wenige Minuten später gab er auf die energische Nachfrage der
Staatsanwältin zu, dass er praktisch überhaupt nichts gesehen hatte.
Auch die Zeugen der Verteidigung präsentierten völlig abweichende
Versionen.
Verfahren gegen Düsseldorfer Streetworker eingestellt
Katharina Gilles
Düsseldorf. Fiftyfifty-Mitarbeiter Oliver Ongaro
zahlt 500 Euro an Armenküche. Die Staatsanwaltschaft hatte das
Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat das Verfahren gegen den
Streetworker des Straßenmagazins Fiftyfifty, Oliver Ongaro, wegen
Geringfügigkeit gegen die Zahlung von 500 Euro an die
Altstadt-Armenküche eingestellt. Eine Körperverletzung konnte nicht
nachgewiesen werden.
Pressemitteilung
Düsseldorf, den 26.03.2019
Gerichtstermin abgesagt:
Das Verfahren gegen fiftyfifty-Streetworker Oliver Ongaro wurde eingestellt
OSD-Mitarbeiter scheitern an konstruierten Zeugenaussagen
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat das Verfahren gegen den
Streetworker des Straßenmagazins fiftyfifty, Oliver Ongaro, wegen
Geringfügigkeit gegen die Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 500 Euro
an die Altstadt Armenküche eingestellt. Eine Körperverletzung konnte
nicht nachgewiesen werden. Die Einstellung erfolgte nach §153a StPO.
Nach gängiger Rechtsauffassung ist die Unschuldsvermutung durch eine
Verfahrenseinstellung nach § 153a StPO nicht widerlegt.
Hintergrund der Einstellung sind die sich widersprechenden
Zeugenaussagen der drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Ein Mitarbeiter
des OSD ließ sich zunächst sogar zu einer Falschaussage hinreißen. Auch
der Beleidigungsvorwurf gegen eine OSD-Mitarbeiterin konnte nicht
nachgewiesen werden. Mit der Anerkennung der Geldauflage an den
Kooperationspartner Altstadt-Armenküche möchte das Straßenmagazin
fiftyfifty auf eine Gesprächsebene mit der Stadt zurückkommen.
Die Ordnungsamtsmitarbeiter hätten gut daran getan, dem damaligen
Vorschlag des Oberbürgermeisters nach einer außergerichtlichen Einigung
zu folgen.
Leider zeigte sich die Stadt bisher auch an anderer Stelle nicht
gesprächsbereit. So erfolgte die Überprüfung der vier dokumentierten
Fälle, bei denen fiftyfifty dem Ordnungsamt schikanöses Verhalten
gegenüber Obdachlosen vorwirft, bisher nicht. Ordnungsdezernent Zaum
hatte die zeitnahe Überprüfung der Fälle anlässlich einer Protestaktion
von Obdachlosen vor dem Düsseldorfer Rathaus zugesichert.
“Mit konstruierten Aussagen haben OSD-Mitarbeiter versucht, mir einen
tätlichen Angriff anzulasten und sind damit gescheitert. Unsere Kritik
an der Düsseldorfer Straßenordnung und an einzelnen Mitarbeitern des
Ordnungsamtes im Umgang mit Obdachlosen bleibt bestehen. Wir warten
weiterhin auf ein Gesprächsangebot der Stadt und einen konstruktiven
Dialog in der Sache“, erklärt Oliver Ongaro, Streetworker beim
Straßenmagazin fiftyfifty.
Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:
Oliver Ongaro, fiftyfifty, Tel.: 0171 / 535 84 94
Julia von Lindern, fiftyfifty, Tel.: 0179 / 920 88 79
Hubert Ostendorf, fiftyfifty, Tel.: 0176 / 21 43 23 08