Die Streetworker (v. l.) Thomas Wagner, Oliver Ongaro,
Holger Kirchhöfer, Johannes Dörrenbächer und Thomas
Tackenberg vor dem Konvent im Düsseldorfer Rathaus.
40 Sozialarbeiter diskutierten mit Amtsleiterin Miriam Koch über die Unterbringung von Wohnungslosen.
Von Jörg Janssen
Das Thema Obdachlose ist in
Düsseldorf zum Politikum geworden. Und so war es kein Zufall,
dass Miriam Koch, Leiterin des Amtes für Integration, am
Dienstagnachmittag Streetworker und Sozialarbeiter zu einem
nicht-öffentlichen „Konvent“ ins Rathaus eingeladen hatte. „Vor
dem Hintergrund der Diskussionen in der vergangenen Woche und
mit Blick auf die näher rückende Winternothilfe war mir das
wichtig“, sagt die Beamtin. Rund 40 Teilnehmer kamen zu dem
Treffen, bei dem die unter der Rheinkniebrücke abgelegten
Wackersteine zur Verhinderung eines Obdachlosen-Camps
allerdings kein Diskussionspunkt waren.
Auf Nachfrage stellte Koch allerdings klar, dass nach dem NRW-Forum,
dem Ratinger Tor, dem Hofgarten, dem Paradiesstrand und eben der
Rheinkniebrücke keine weitere Räumung von „Platten“, also von
inoffiziellen Lagerplätzen unter freiem Himmel, mehr geplant
sei. „Tatsächlich dulden wir viele Plätze und Stellen, weil wir
die Gründe der Obdachlosen respektieren“, sagte sie nach dem
Konvent. Entscheidend sei, dass niemand, der das nicht wolle, in
Düsseldorf draußen übernachten müsse. Experten schätzen, dass
bis zu 300 Menschen, jedenfalls zeitweise, im Freien
übernachten.
Oliver Ongaro, Streetworker
bei der Obdachlosen-Hilfsorganisation Fiftyfifty,
erneuerte seine Kritik an der seit Montag geöffneten
Unterkunft an der Aldekerkstraße in Heerdt (zurzeit nutzen sechs
Männer das Angebot), die die Stadt auch für die Wohnungslosen von
der Rheinkniebrücke eingerichtet hatte. „Wäre das in Flingern
oder Oberbilk, könnten die Betroffenen damit leben. Aber wer
Flaschenpfand sammelt, zur Drogen-Substitution muss oder die
Zeitschrift Fiftyfifty verkauft, will einfach nicht an den
Stadtrand fahren – trotz kostenfreier Fahrt mit der Rheinbahn“,
sagt er. Hinzu käme die Abneigung einiger gegen solche
Unterkünfte. „Es sind eben auch schwierige Leute dort, Menschen
mit Hafterfahrung, massiven Drogen- oder Gewaltproblemen.“
Ausführlich nahm der Konvent die Winternothilfe in den Blick. Die
könnte erstmals am Vogelsanger Weg im Stadtnorden
eingerichtet werden. Das Angebot ergänzt die Notschlafstellen
an der Harkort-, der Kaiserswerther und der Querstraße (für
Frauen) in der kalten Jahreszeit und wird unabhängig von der
Witterung vom 15. November bis zum 15. März geöffnet sein.
Einzelheiten will die Stadt in acht Tagen bekanntgeben.
Stein-Posse in Düsseldorf Fiftyfifty-Chefs: Obdachlosen-Diskriminierung muss aufhören
Von
Dieter Sieckmeyer
Oliver Ongaro und Hubert Ostendorf wollen, dass die Diskriminierung von Obdachlosen in Düsseldorf aufhört.
Foto:
David Young
Düsseldorf -
Es hätte so schon werden können. Einen Tag vor seiner Wahl besuchte Oberbürgermeister Thomas Geisel noch eine Ausstellung in der Fiftyfifty-Galerie. Man verstand sich blendend. Das ist fünf Jahre her. Inzwischen ist das Verhältnis mit der Stadt zerrüttet. Einen neuen Höhepunkt erreichte der Konflikt in der vergangenen Woche, als die Stadt unter der Rheinkniebrücke Steine ablegte, um ein Zeltlager von Wohnungslosen aufzulösen.
Die Diskriminierung muss aufhören“, fordern Hubert Ostendorf, der Gründer des Obdachlosen-Magazins, und Streetworker Oliver Ongaro.
„Housing first" funktioniert
Dabei schien man auf einem guten Weg, nachdem Anfang des Jahres eine Lösung für die Obdachlosen gefunden wurde, die am Ehrenhof gelagert hatten. Die acht Personen wurden in zwei leerstehenden Häusern der Stadt untergebracht, wo alle seitdem zurück zu einem geregelten Tagesablauf gefunden haben, teilweise sogar. Ostendorf: „Das war ein großer Erfolg. Es hat deutlich gemacht, dass unser Konzept „Housing First“ funktioniert.
Bereits seit vier Jahren setzt Fiftyfifty dieses Konzept um. Obdachlose bekommen sofort eine neue Wohnung und beginnen dort, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden.
61 Menschen in Wohnungen vermittelt
„Wir haben in den vergangenen drei Jahren 61 Leute in Wohnungen vermittelt, die wir vorher gekauft haben. Nur in drei Fällen hat das nicht funktioniert“, so der Fiftyfifty-Gründer.
Die meisten sind in bürgerlichen Häusern untergebracht, ohne dass es Probleme mit den Nachbarn gibt. „Das färbt ab“, meint Oliver Ongaro zum Umfeld. Danach hatte man gehofft, dass man gemeinsam alle rund 300 Düsseldorfer Obdachlosen von der Straße holen könne.
Stadt besitzt 9000 eigene Wohnungen
„Wir haben auf allen Ebenen verhandelt, aber wir kommen nicht weiter“, ärgert sich Oliver Ongaro. Die Stadt besitze 9000 eigene Wohnungen, es wäre kein Problem, dort Appartements für Wohnungslose anzubieten. Aber die stehen längst in Konkurrenz mit ganz normalen Mietern, denn selbst Krankenschwestern oder Polizisten bekommen wegen der hohen Mieten inzwischen einen Wohnberechtigungsschein.
61 Menschen in Wohnungen vermittelt
„Wir haben in den vergangenen drei Jahren 61 Leute in Wohnungen vermittelt, die wir vorher gekauft haben. Nur in drei Fällen hat das nicht funktioniert“, so der Fiftyfifty-Gründer.
Die meisten sind in bürgerlichen Häusern untergebracht, ohne dass es Probleme mit den Nachbarn gibt. „Das färbt ab“, meint Oliver Ongaro zum Umfeld. Danach hatte man gehofft, dass man gemeinsam alle rund 300 Düsseldorfer Obdachlosen von der Straße holen könne.
Stadt besitzt 9000 eigene Wohnungen
„Wir haben auf allen Ebenen verhandelt, aber wir kommen nicht weiter“, ärgert sich Oliver Ongaro. Die Stadt besitze 9000 eigene Wohnungen, es wäre kein Problem, dort Appartements für Wohnungslose anzubieten. Aber die stehen längst in Konkurrenz mit ganz normalen Mietern, denn selbst Krankenschwestern oder Polizisten bekommen wegen der hohen Mieten inzwischen einen Wohnberechtigungsschein.
Unter anderem hatte ein Mann ein Bußgeld kassiert, weil er im Hofgarten bei strömendem Regen eine Plane zwischen zwei Bäumen aufgespannt hatte. „Das ist menschenverachtend“, schimpft Ostendorf.
Es reicht nicht mehr, nur den Dialog aufzunehmen
Als in der vergangen Woche die Steine verlegt wurden, wurde Fiftyfifty nicht informiert. Es reiche nicht mehr, nur den Dialog wieder aufzunehmen, sind sich die beiden einig. In Köln gebe es zum Beispiel eine Ombudsfrau, eine Nonne, die solche Konflikte löst.
Fifty-Fifty-Chef: „Die Diskriminierung muss endlich aufhören“
1. Oktober 2019 um 17:40 Uhr
Die Steine des Anstoßes unter der Rheinkniebrücke. Einen Teil davon
brachten Helfer von Fifty-Fifty am vergangenen Freitag als Protest
zurück zum Rathaus. Foto: Ingo Lammert
Düsseldorf Der Konflikt zwischen Fifty-Fifty und der Stadt erreichte mit den
Wackersteinen unter der Rheinkniebrücke einen Höhepunkt. Eine Ombudsfrau
könnte eine Lösung sein.
Es hätte so schön werden können. Einen Tag vor seiner Wahl besuchte
Oberbürgermeister Thomas Geisel noch eine Ausstellung in der
Fifty-Fifty-Galerie. Man verstand sich blendend. Das ist fünf Jahre her.
Inzwischen ist das Verhältnis mit der Stadt zerrüttet. Einen neuen
Höhepunkt erreichte der Konflikt in der vergangenen Woche, als die Stadt
unter der Rheinkniebrücke Wackersteine ablegte, um ein Zeltlager von
Wohnungslosen aufzulösen. „Die Diskriminierung muss aufhören“, fordern
Hubert Ostendorf, der Gründer des Obdachlosen-Magazins, und Streetworker
Oliver Ongaro.
Dabei schien man auf einem guten Weg,
nachdem Anfang des Jahres eine Lösung für die Obdachlosen gefunden
wurde, die am Ehrenhof gelagert hatten. Die acht Personen wurden in zwei
leerstehenden Häusern der Stadt untergebracht, wo alle seitdem zurück
zu einem geregelten Tagesablauf gefunden haben.
Ostendorf: „Das war ein großer Erfolg. Es hat deutlich gemacht, dass unser Konzept ‚Housing First’ funktioniert.
Bereits seit vier Jahren setzt Fifty-Fifty dieses Konzept um. Obdachlose bekommen sofort
eine neue Wohnung und beginnen dort, den Weg zurück in die Gesellschaft
zu finden. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren 61 Leute in
Wohnungen vermittelt, die wir vorher gekauft haben. Nur in drei Fällen
hat das nicht funktioniert“, so die Bilanz des Fifty-Fifty-Gründers. Die
meisten sind in bürgerlichen Häusern untergebracht, ohne dass es
Probleme mit den Nachbarn gibt. „Das färbt ab“, meint Oliver Ongaro zum
Umfeld. Danach hatte man gehofft, dass man gemeinsam alle rund 300
Düsseldorfer Obdachlosen von der Straße holen könne.
„Wir haben auf allen Ebenen verhandelt, aber wir kommen nicht weiter“,
ärgert sich Oliver Ongaro. Die Stadt besitze 9000 eigene Wohnungen, es
wäre kein Problem, dort Appartements für Wohnungslose anzubieten. Aber
die stehen längst in Konkurrenz mit ganz normalen Mietern, denn selbst
Krankenschwestern oder Polizisten bekommen wegen der hohen Mieten
inzwischen einen Wohnberechtigungsschein. Ostendorf: „Das Beste ist, es
würde die Stadt nichts kosten. Denn dafür würden das Job-Center oder der
Landschaftsverband aufkommen.“
Zeitweise schien sich die Lage zu beruhigen. Es wurde vereinbart, dass die Stadt
ankündigt, wenn Lager geräumt werden, was teilweise auch passierte.
Außerdem sollte die
Adresse von Fifty-Fifty vom Ordnungsamt als Postadresse von Obdachlosen
akzeptiert werden, damit unter anderem Bußgeldbescheide zugestellt
werden können. Ongaro: „Das funktioniert mit Polizei und
Staatsanwaltschaft auch.“
Doch nachdem Fifty-Fifty im Sommer auf einer Pressekonferenz beklagte, dass
Wohnungslose vom Ordnungsamt angeblich schikaniert werden, war es mit
der Gute-Laune-Phase vorbei.
Unter anderem hatte ein Mann ein Bußgeld kassiert, weil er im Hofgarten bei strömendem Regen eine Plane
zwischen zwei Bäumen aufgespannt hatte. „Das ist menschenverachtend“,
schimpft Ostendorf. Als in der vergangen Woche die Steine verlegt
wurden, wurde Fifty-Fifty nicht informiert.
Es reiche im Moment nicht mehr, nur den Dialog wieder aufzunehmen, sind
sich die beiden einig. In Köln gebe es zum Beispiel eine Ombudsfrau,
eine Nonne, die solche Konflikte löst. Und zwar erfolgreich.
Düsseldorfs OB über Kritik: „Ich habe mich nicht weggeduckt“
Düsseldorf. 1.9.19 Jetzt spricht der Düsseldorfer
Oberbürgermeister Thomas Geisel, der nach der Wackerstein-Aktion unter
der Kniebrücke heftig in der Kritik steht.
Die Diskussion um die „Wackersteine“ zieht in Düsseldorf weiter Kreise: Wieviel hat
Oberbürgermeister Thomas Geisel tatsächlich über die Steine gegen
Obdachlose unter der Kniebrücke in der Landeshauptstadt gewusst? Nach
einem Bericht der Rheinischen Post von
Dienstag mehr, als er angeblich sagt. Nach Informationen der Zeitung
hätte er über generelle Maßnahmen Bescheid wissen müssen. Denn das
Vertreiben der Obdachlosen und Blockieren von Flächen war bei der Stadt
länger geplant, wie ein internes Protokoll zeigt.
Oberbürgermeister Thomas Geisel reichte am Freitag
Fiftyfifty-Chef Hubert Ostendorf die Hand und verabredete ein
Gespräch. Zugleich ging Geisel auf Distanz zu den eigenen
Mitarbeitern – dafür wird er nun kritisiert.
Thomas Geisel hat kritisiert, dass seine Mitarbeiter Steine
gegen Obdachlose ausgelegt haben. Aber welche Rolle spielte
der OB selbst? Ein internes Papier zeigt: Das Auflösen von Lagern
wurde lange vorbereitet, Geisels Büro war informiert.
von Arne Lieb
Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat die eigenen Mitarbeiter öffentlich abgewatscht –
und dafür am Freitag Applaus bei einer Veranstaltung der
Hilfsorganisation Fiftyfifty erhalten. Geisel nannte es
„töricht“, dass Wackersteine unter einem Aufgang der Kniebrücke
ausgelegt worden waren, um Obdachlose zu vertreiben. Das
hatte Düsseldorf einen Hagel der Kritik eingebracht.
Der Ort sei nicht als Schlafstätte geeignet gewesen. Aber das
gewählte Symbol sei „unangemessen“ und „Blödsinn“, so Geisel,
der zudem angab, von den Steinen erst „aus der Zeitung“ erfahren
zu haben.
So überrascht hätte der Stadtchef
aber nicht gewesen sein müssen. Wie ein internes Protokoll zeigt,
das unserer Redaktion vorliegt, waren das Vertreiben der
Obdachlosen und das Blockieren der Fläche lange geplant – und
breit abgestimmt. Bereits am 6. August hatten sich Vertreter aus
diversen Ämtern verständigt, jene Lager zu räumen, die zum
Beispiel wegen extremer Verschmutzung nicht mehr toleriert
werden sollten. Dazu zählte der Fußgängeraufgang zur
Kniebrücke, der auch wegen der Brandgefahr durch Lagerfeuer
unter dem Aufgang im Fokus stand. Bei dem Treffen dabei:
Vertreter von drei Dezernaten, sechs Ämtern – und ein Referent
aus Geisels Büro.
Bei der Zusammenkunft war
auch explizit Thema, dass Flächen blockiert werden sollten. „Die
durch die Räumung freigewordenen Flächen sollen, so möglich,
(...) unmittelbar durch eine sinnvolle Nachnutzung belegt
werden“, heißt es im Ergebnisprotokoll. So sei zu prüfen, ob
Fahrradständer „oder sonstige Raum nehmende Gegenstände“
installiert werden könnten. Welche Gegenstände geeignet sind,
wurde offenbar nicht festgelegt.
Als Vorbild wurde der andere Aufgang zur Brücke genannt. Er war
bereits einige Wochen zuvor durch Radständer blockiert worden.
Nach dem Treffen wurde geprüft, dies auch unter dem anderen
Aufgang zu tun. Allerdings war der Boden ungeeignet. Daraufhin
kamen Mitarbeiter auf Basis der Absprachen offenbar
selbstständig auf die Idee, die schnell verfügbaren Steine zu
nehmen – und wurden vom obersten Vorgesetzten dafür scharf
kritisiert.
In der Mitarbeiterschaft sorgt
Geisels Vorgehen für tiefe Verärgerung, auch aus der Politik
kommt Kritik. Rüdiger Gutt (CDU) findet Geisels Auftritt
„unerhört“. Die Verwaltung habe versucht, nach dem Ärger ums
NRW-Forum ein gemeinsames Vorgehen zur Betreuung von
Obdachlosen zu finden, Düsseldorf habe viele Angebote
geschaffen. „Das wird nun von Geisel konterkariert.“
Grünen-Fraktionssprecherin Angela Hebeler sagt, ein
souveräner Rathauschef hätte anders reagiert. Sie kritisiert,
Geisel habe erst über Tage zugesehen, wie seine Mitarbeiter
auf die heftige Kritik reagieren mussten und sich dann gegen die
eigenen Leute geäußert. „Das ist ganz schlechter Führungsstil.“
Geisel war nicht nur bei Fiftyfifty auf Distanz gegangen. Er schrieb
auch einem Bürger, er hätte sich „von den Verantwortlichen mehr
Fingerspitzengefühl und eine transparente Information der
Öffentlichkeit im Vorfeld gewünscht“. Der OB sagte am Montag auf
Nachfrage, er sei im Einzelnen nicht über das Vorgehen
unterrichtet gewesen. „Aber das liegt natürlich alles in meiner
Verantwortung.“ Er betont, er habe nicht die Räumung
kritisiert, sondern die Steine. „Das erinnert mich an das
Vergrämen von Tauben.“
Das interne Protokoll zeichnet darüber hinaus ein anderes Bild von
Düsseldorfs Obdachlosen-Politik, als die scharfe Kritik von
Fiftyfifty nahelegt. Die Hilfsorganisation kritisiert eine
„menschenverachtende“ Praxis und eine Vertreibung von
Obdachlosen. Allerdings toleriert die Stadt in Wahrheit
etliche Lagerplätze, obwohl Lagerstätten im öffentlichen
Raum grundsätzlich verboten sind. Das liegt nicht an einem Mangel
an Betten in Einrichtungen: Düsseldorf verfügt über viele
Übernachtungsmöglichkeiten, neuerdings sogar für Menschen mit
Hunden und für EU-Ausländer ohne Sozialversorgung.
Die Ämter verständigten sich bei dem Treffen im August dennoch
darauf, das Übernachten im Freien weiter zu tolerieren, „wenn
hierdurch keine weitere Störung wie Vermüllung, Behinderung
Dritter oder Verunreinigung des Umfelds mit Kot oder Urin
generiert werden.“ Die als problematisch eingestuften Lager,
darunter auch das vor dem Ratinger Tor, sollten zudem nicht
sofort geräumt werden: Streetworker wiesen auch im Fall
Kniebrücke die Obdachlosen vorab auf
Unterbringungsmöglichkeiten hin und setzten eine Frist, erst
nach der Abreise wurde die Fläche blockiert.
Der OB will von der Maßnahme gegen Obdachlose nichts gewusst haben.
Von Jörg Janssen 28.9.19
(jj)
Oberbürgermeister Thomas Geisel hat am Freitagabend in der
Galerie der Obdachlosen-Hilfsorganisation Fiftyfifty die
eigene Verwaltung scharf kritisiert. Steine unter die
Rheinkniebrücke zu legen, um dort Lager von Obdachlosen zu
verhindern, sei „ein Riesenunsinn“ und „töricht“ gewesen. Er
selbst habe daraus „erst aus der Zeitung“ erfahren. Rund 80 Gäste,
die zur Eröffnung der Ausstellung „Draußen sein“ nach Eller
gekommen waren, quittierten die überraschend deutliche Kritik
mit Applaus. Allerdings stellte der Rathaus-Chef auch klar, dass
ein Lager an dieser Stelle nicht geduldet werden kann. „Nicht
jeder Ort ist als Schlafstätte und Zeltplatz geeignet – und
dieser Ort ist es ganz sicher nicht“, sagte er. Aber das jetzt
gewählte Symbol sei „unangemessen“ und „Blödsinn“.
Hubert Ostendorf, Geschäftsführer der
Obdachlosenzeitung Fiftyfifty, sagte mit Blick auf eine
Protestaktion am Donnerstag, bei der Betroffene Steine vor das
Rathaus gebracht hatten, es gehe nicht um Eskalation, sondern
um den Einsatz für die Rechte und die Würde der Wohnungslosen. Er
habe mit Geisel ein Treffen vereinbart, um nach den Konflikten
der vergangenen Tage, „die Kuh vom Eis“ zu holen. Geisel
bemerkte dazu, es dürfe keinen „makabren Wettstreit um
Humanität“ geben. Den Eindruck zu erwecken, Düsseldorf
arbeite konsequent gegen Obdachlose, sei „absolut
irreführend“. Es sei falsch, wenn plötzlich der Eindruck
entstehe, in der Stadt wehre „sich eine kleine Streitmacht
Aufrechter gegen die Barbarei“. Düsseldorf sei eine sehr
zivilisierte Stadt mit vielen guten Angeboten für
wohnungslose Menschen. Auch Ostendorf betonte, seiner
Organisation sei an einem guten Dialog gelegen. „Wir sind
keine Scharfmacher.“
Eigentlich sollte es bei der Vernissage in der fiftyfifty-Galerie um die Werke von
Düsseldorfer Obdachlosen gehen. Allerdings geriet die Kunst bereits bei
den Eröffnungsreden am Freitag in den Hintergrund. Die Ausstellung
wurde zum Showdown zwischen fiftyfifty-Macher Hubert Ostendorf und
Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Wackersteine unter der Rheinkniebrücke: „Diese Nacht- und Nebel-Aktion war natürlich ein Riesenunsinn“
Einen kurzen Händedruck gab’s zumindest vor dem offiziellen Teil noch. Dann
schnappte sich Ostendorf das Mikrofon. „Herr Geisel und ich haben uns zu
einem persönlichen Gespräch verabredet, um die Kuh vom Eis zu bringen“,
sagte der fiftyfifty-Chef. Damit war das Thema eigentlich schon
erledigt. Doch der Oberbürgermeister griff es seinerseits in seiner Rede
wieder auf.
„Diese Nacht- und Nebel-Aktion war natürlich ein Riesenunsinn. Ich habe davon
nichts gewusst, sondern habe es nur aus der Presse erfahren“, verblüffte
Thomas Geisel zunächst die Zuhörer. „Die Zivilisation einer Stadt
erkennt man daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht.“ Dann
relativierte der OB allerdings: „Man muss zusehen, dass man die
Obdachlosen unterbringt. Aber an geeigneten Orten.“
Vernissage bei fiftyfifty: Tote Hosen-Drummer Vom Ritchie sorgte am DJ-Pult für gute Laune
Zu viel für Hubert Ostendorf, der sich darauf hin noch einmal das Mikrofon
geben ließ. „Eigentlich herrschte zwischen uns von Anfang an eine große
Sympathie“, gab er von sich. „Wenige Tage nach der Wahl haben wir uns
genau hier an Ort und Stelle getroffen. Damals hatten wir die Hoffnung,
dass die Behandlung von Obdachlosen in Düsseldorf besser wird. Manchmal
hat man den Eindruck, es sei schlimmer geworden.“ Nein, es war nicht der
Tag der beiden Kontrahenten, um bei einem Glas Wein und Kunst das
Kriegsbeil zu begraben.
Da war die Stimmung wieder bestens: Hubert Ostendorf gesellte sich zu Tote Hosen-Drummer Vom Ritchie hinter dem DJ-Pult.
Foto:Ingo Lammert
Deshalb suchte der Oberbürgermeister nach den Ansprachen auch lieber gleich das
Weite. Damit verpasste Thomas Geisel den Teil, in dem Hosen-Drummer Vom
Richie höchstpersönlich die Stimmung wieder nach oben brachte. Er stand
bei der Vernissage als DJ hinterm Pult, legte eine kultige Scheibe nach
der anderen auf.
Düsseldorf öffnet weitere Obdachlosenunterkunft in der City
27.09.2019 - 16:41
In Düsseldorf eröffnet eine
neue Schlafstelle für Wohnungslose im ehemaligen Caritas-Haus Don Bosco
an der Schützenstraße. In den letzten Tagen wurde die Stadt heftig
kritisiert, weil sie Wackersteine unter der Rheinkniebrücke ausgelegt
hatte, damit dort keine Wohnungslosen schlafen (die NRZ berichtete).
Daraufhin haben Düsseldorfer zuerst die Steine beiseite geräumt, bevor Obdachlose
zusammen mit der Organisation fifty-fifty einige der großen
Wackersteine aus Protest auf die Stufen vor das Rathaus gelegt haben.
Ordnungsdezernent Christian Zaum
entgegnete den Protestierenden, die Stadt toleriere viele Orte, an denen
Wohnungslose schlafen. Wegen Beschwerden über Verschmutzung und
Rattenbefall hätten einige Schlafplätze aber geräumt werden müssen.
Unterkunft in Heerdt ist weit weg
Bei der Räumung unter der Rheinkniebrücke habe die Stadt zumindest
gewartet, bis die neue Schlafstelle eröffnet worden sei, so Zaum. Am
Morgen des Protests räumte die Awista auch die restlichen Steine unter
der Brücke ab. Die Stadt hat aber vor, diesen Standort dauerhaft „zu
sichern“, das erklärte Migrationsbeauftragte Miriam Koch (Grüne) und
warb nochmals für die neue Schlafgelegenheit in Heerdt.
icht nur die Wackersteine, auch die
neue Unterkunft wurden kritisiert, weil das Gebäude an der
Aldekerkstraße weit außerhalb der Innenstadt auf der anderen Rheinseite
liegt. Die Verwaltung hatte geworben, dass die , als „Notdach“ betitelte
Unterkunft auch für Hunde geöffnet sei – Wohnungslose also ihre Tiere
mitbringen könnten.
Winternothilfe startet am 15. November
Die weitere Schlafstelle in der Innenstadt im Don-Bosco-Haus sei schon seit
dem Sommer geplant gewesen, sagte die zuständige Amtsleiterin Miriam
Koch am Freitag auf NRZ-Anfrage. Wann genau diese Unterkunft eröffnet
wird, sei indes noch nicht klar. Es seien noch abschließende Begehungen
notwendig. Es werde aber definitiv noch vor dem Start der Winternothilfe
sein.
Das Notdach in Heerdt wird ab kommenden Montag, 30. September zwischen 18 und 8 Uhr öffnen.
Der Streit um das Obdachlosen-Camp in Düsseldorf geht weiter. Und die Stadt sieht sich harscher Kritik ausgesetzt 26.9.19
Die Stadt hat sich mit dem
Streit um das Obdachlosencamp ein bundesweites PR-Desaster eingehandelt.
Völlig ohne Not. Laut Amtsleiterin Miriam Koch soll die neue
Notunterkunft in der alten Schule in Heerdt „kürzlich“ bereitgestellt
worden sein. Mag ja sein, aber dies wurde schlecht kommuniziert: an die
Medien, an die Streetworker und schließlich an diejenigen, die es
betrifft, nämlich die Obdachlosen. Die neue Schlafstelle wurde gestern
mit großem Tamtam vorgestellt – genau ein Tag, nachdem die Wackersteine
gegen Obdachlose unter der Rheinkniebrücke für großes mediales Aufsehen
gesorgt hatten – und eine Stunde, bevor Streetworker und Obdachlose
einige der Steine zurück zum Rathaus brachten. Da kann man getrost von
einer unglücklicher Chronologie sprechen.
Die Stadt Düsseldorf platziert Steine unter der Kniebrücke, um Obdachlose zu vertreiben.
Findlinge gegen Obdachlose.
Was die Stadt da unter der Kniebrücke als „Maßnahme“ betreibt, ist
herzlos. Man wolle erneute Lagerstätten in diesem Bereich einschränken
und andererseits der Beschwerdelage Rechnung tragen, teilte die
Verwaltung diese Woche auf eine Medienanfrage mit. Das ist furchtbarstes
Behördendeutsch angesichts der Tatsache, dass hier Menschen vertrieben
werden, die ohnehin schon alles verloren haben.
Die Stadt argumentiert alljährlich, dass es genug Unterkünfte für
Obdachlose in Düsseldorf gebe und niemand auf der Straße schlafen müsse.
Doch dabei wird vergessen, dass vielen Wohnungslose oft Kraft, Mut und
Orientierung fehlen, den Weg aus der Anonymität heraus einzuschlagen.
Obdachlose und Fiftyfifty-Mitarbeiter legten die Steine zum Protest auf die Stufen des Rathauses.
Die Auseinandersetzung um die Verhinderung eines Camps unter
der Rheinkniebrücke hat sich am Donnerstag zugespitzt.
Obdachlose trugen Steine vor das Rathaus. Gleichzeitig stellte
die Stadt eine neue Notunterkunft vor.
Von J. Janssen, U.-J. Ruhnau, D. Schneider und C. Schroeter
Am Ende war es ein Katz- und
Maus-Spiel, in dessen Mittelpunkt am Donnerstag jene Steine
standen, mit denen die Stadt verhindern wollte, dass Menschen
ohne Dach über dem Kopf weiter unter der Rheinbrücke kampieren.
Während die Stadt bei einer spontan einberufenen
Pressekonferenz in einer neuen Notschlafstelle in Heerdt
erklärte, man lasse die Steine vollständig entfernen, waren
Betroffene mit einigen Stunden zuvor gesicherten Exemplaren
bereits auf dem Weg zum Rathaus.
Dort protestierten Obdachlose lautstark und engagiert gegen eine
ihrer Einschätzung nach restriktive Politik der
Landeshauptstadt. Diese setze offenbar darauf, die
Betroffenen aus sensiblen Bereichen wie der Innenstadt oder dem
Regierungsviertel zu vertreiben. Dem trat Miriam Koch,
Leiterin des Integrationsamtes, entgegen. „Wir dulden Lager
an vielen Stellen der Stadt, aber an der Rheinkniebrücke, am
Ratinger Tor und am Hofgarten können wir das nicht.“ Grund seien
Beschwerden über Vermüllung, Ratten, Fäkalien, Gerüche und
unverantwortliche Defizite beim Brandschutz. „An der Brücke
wurden immer wieder Feuer entzündet, die das Bauwerk hätten
gefährden können“, sagte Ordnungsdezernent Christian Zaum.
Auch sei niemand vertrieben worden. Bereits Tage vor Verlegung
der Steine habe es Ansprachen durch städtische Mitarbeiter und
Streetworker gegeben.
„Wir haben die neue Notschlafstelle an der Aldekerkstraße mit aktuell 30 Betten
schon vorletzte Woche als Ausweichquartier angeboten, aber
niemand ist gekommen“, betonte Koch. Von kommendem Montag an sei
hier jeder willkommen, auch Menschen mit Hunden und Paare, die
zusammen untergebracht werden wollen. „Ich frage mich, was
wichtiger ist: eine Aufregung über Steine oder ein Angebot an
Obdachlose, das deren Wünsche weitgehend berücksichtigt“,
fügte die Amtsleiterin hinzu.
Argumente, die Oliver Ongaro, Streetworker beim Straßenmagazin
Fiftyfifty, nicht wirklich überzeugen konnten. Bei den
Protesten vor dem Rathaus sagte er: „Ich bin fassungslos, wie die
Düsseldorfer Verwaltung mit Obdachlosen umgeht. Statt Steine
unter eine Brücke zu legen, um zu verhindern, dass dort arme
Menschen schlafen, sollte die Stadt mit den Steinen lieber ein Haus
für Obdachlose bauen.“
Zuvor hatte Ongaro gemeinsam mit Wohnungslosen einige der Steine von der
Kniebrücke mit dem Auto vor das Rathaus gefahren und dort auf
einer Treppe vor dem Eingang platziert. Die Stadt habe den
Obdachlosen die Steine in den Weg gelegt, „wir haben sie
zurückgebracht“, meinte Ongaro. Die Protestierenden werfen
der Stadt und ihrem Ordnungsdienst OSD einen respektlosen,
teilweise gewalttätigen Umgang mit den Obdachlosen vor.
Ongaro sagte, die Steine unter der Brücke seien „nur die Spitze
des Eisbergs“. Allerdings wolle Fiftyfifty keine Eskalation
herbeiführen, sondern „lediglich ein Zeichen setzen“. Vor Ort
klärten die Obdachlosen Zaum und Stadtdirektor Burkhard
Hintzsche darüber auf, warum sie die Unterkunft an der
Aldekerkstraße ablehnen: „Für jemanden, der Flaschen sammelt
und auf Spenden angewiesen ist, ist die Nähe zur Innenstadt
dringend nötig.“
Das Verhältnis von Stadt und Fiftyfifty gilt als angespannt. Vor allem mit einzelnen
Mitarbeitern des OSD hatte es immer wieder
Auseinandersetzungen gegeben. Darauf angesprochen sagte
Hintzsche: „Offenbar geht es Fiftyfifty nicht nur um praktische
Lösungen bei der Unterbringung Wohnungsloser. Vertreter der
Organisation definieren für sich offensichtlich einen
weiterreichenden Auftrag.“ Er würde sich jedenfalls freuen, die
Organisation beim nächsten Runden Tisch gegen
Obdachlosigkeit begrüßen zu können.
Koch hatte zuvor in Heerdt klargestellt, in jedem Fall ein neues Lager
unter der Kniebrücke verhindern zu wollen. Daran würden auch
etwaige Provokationen durch Aktivisten nichts ändern. Schon
bald könnten neue Steine unter der Brücke liegen. Das sei besser,
als noch weitere Fahrradständer aufzubauen. „Ich denke
beispielsweise an große und schwere Findlinge“, sagte die
Amtsleiterin.
Hintzsche ging bei der Pressekonferenz noch einmal auf den Tod eines Obdachlosen vom
Ratinger Tor ein. Es gebe keinen Zusammenhang zwischen der
dortigen Räumung und dem Tod des Mannes einige Tage später. Er
habe bereits eine lange Sucht- und Drogenkarriere hinter sich
gehabt. Entscheidend sei, dass in Düsseldorf kein Obdachloser
auf der Straße schlafen müsse. Es gebe genug Platz für alle. „Es
ist unsere menschliche und moralische Pflicht und unser Ziel,
allen Betroffenen zu helfen.“
Unser Autor findet, dass die Stadt den Obdachlosen mit dem neuen Angebot in Heerdt weit entgegenkommt.
Welle der Empörung : Obdachlosenlager am Rhein: Protestaktion vor dem Rathaus
Düsseldorf Stadt hatte Obdachlosenlagen aufgelöst und an die Stelle Wackersteine gelegt. Die Aktion sorgte für große Empörung.
26.9.19
Mit Wackersteinen wollte die Stadt das lange Zeit geduldete Obdachlosenlager am Fußgängeraufgang zur Rheinkniebrücke auflösen. Das hatte in Düsseldorf für große Empörung gesorgt. Es blieb nicht bei Worten, es folgten Taten: Unbekannte räumten die Steine in der Nacht zur Seite, die Obdachlosenhilfe Fifty-Fifty kündigte sogar an, die Steine demonstrativ vor das Rathaus zu legen. Die Stadtspitze wollte dem Protest zuvorkommen und ließ die Steine am Donnerstagvormittag von der Awista einsammeln. Offenbar aber nicht alle: Am Mittag formierte sich eine Gruppe Obdachloser und Vertreter der Obdachlosenhilfe mit einzelnen Steinen protestierend vor dem Rathaus.
Fast zeitgleich stellten Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, Ordnungsdezernent Christian Zaum und die Leiterin des Amtes für Migration und Integration, Miriam Koch, an der Aldekerkstraße in Heerdt der Presse eine neue Notschlafstelle vor. Das ehemalige Schulgebäude, das zuletzt von der Jugendberufshilfe genutzt wurde, bietet aktuell 30 Schlafplätze, Hunde dürfen mitgebracht werden. „Wir haben immer wieder die Situation, dass Menschen, die auf der Straße leben, nicht die klassischen Obdachlosenunterkünfte nutzen wollen, weil sie ihre Tiere nicht mitbringen dürfen“, sagte Burkhard Hintzsche. „Deshalb haben wir uns bemüht, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen.“
Die Obdachlosen, die unter der Rheinkniebrücke campierten, seien von Streetworkern auf die neue Notschlafstelle hingewiesen worden. „Und erst sie bereitstand, wurden die Obdachlosen zur Räumung aufgefordert“, betonte Koch. „Allerdings hat das Angebot bisher keiner von ihnen angenommen.“ Aufgrund der fehlenden Nachfrag sei die Notschlafstelle bisher verschlossen gewesen. Koch betont aber: „Ab Montag ist sie geöffnet.“
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Gesellschaft : Stadt geht mit Steinen gegen Obdachlose vor
Den zehn bis 15 Obdachlosen sei vom Ordnungsdienst eine Frist gesetzt worden. In der vergangenen Woche seien sie dann „weitergezogen“. Um ein erneutes Lager zu verhindern, habe die Stadt die Steine unter der Brücke abgelegt. „Es gab Beschwerden wegen Rattenbefalls und Vermüllung“, so Koch. Unterhalb der Rheinkniebrücke gäbe es aber auch Probleme mit dem Brandschutz. „Es wurde offenes Feuer gemacht. Das kann die ganze Statik in Gefahr bringen“, sagte Christian Zaum. https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/obdachlosenlager-in-duesseldorf-protes...
Mit Steinen unter der Rheinbrücke wollte die Stadt Düsseldorf Wohnungslose
vertreiben. Aus Protest legten Obdachlose die Steine vor das Rathaus.
Ein Dutzend Obdachloser und
das Team der Obdachloseninitiative FiftyFifty haben am Donnerstag vor
dem Rathaus protestiert. Am Mittwoch hatte die Stadt Wackersteine unter
einer Auffahrt der Rheinkniebrücke ausgelegt, um zu verhindern, dass
dort Menschen schlafen. Diese Steine legten die Protestierenden auf den
Treppen des Rathauses ab. FiftyFifty bezeichnete die städtische Maßnahme
als Vertreibung der Wohnungslosen.
Mit Steinen unter einer Rheinbrücke wollte die Stadt Düsseldorf Obdachlose
vertreiben. Bürger räumten die Steine weg – uns erzählten sie, warum. 26.9.19
Die Steine unter der Düsseldorfer Rheinkniebrücke haben Sabine Hilgers aufgewühlt: „Ich
wollte nicht in die Medien kommen, wollte weg sein, bevor das
Ordnungsamt da war“, sagte die Düsseldorferin, die am Mittwochabend
damit anfing, die Barrieren gegen Obdachlose in der Nähe des
Düsseldorfer Landtages wegzuräumen. „Mir geht es nur um die Sache.“
Protest: Obdachlose bringen Steine zum Düsseldorfer Rathaus
Protest vor dem Düsseldorfer Rathaus
Obdachlose sollten am Campieren gehindert werden
Wohnungslose und Bürger räumten Steine zur Seite
Stadt kann Protest nicht nachvollziehen
Eine Gruppe von Wohnungslosen hat am Donnerstagmittag (26.09.2019) in Düsseldorf
Steine auf den Stufen des Rathauses abgelegt. Sie protestieren so gegen
eine Aktion der Stadt. Diese hatte die Steinbrocken unter eine Brücke
kippen lassen, um die Wohnungslosen dort am Campieren zu hindern.
Obdachlose bringen die Steine von der Brücke bis zum Rathaus.
Etwa zehn bis 15 Obdachlose haben diese Steine
gemeinsam zum Rathaus gebracht. Die Idee dazu stammt von der
Düsseldorfer Obdachlosenhilfe Fiftyfifty. Am
Rathaus boten sich Repräsentanten der Verwaltung als Gesprächsparnter
an. Sozialdezernent Burkhard Hintzsche, Ordnungsdezernent Christian Zaum
und Miriam Koch, Integrationsbeauftragte der Stadt Düsseldorf,
diskutieren mit den Obdachlosen.
Die Steine wurden von Bürgern weggeräumt.
Bereits am Mittwochabend hatten Bürger die Steine
aus Protest zur Seite gerückt und so den Platz unter der Brücke wieder
frei gemacht. Die Stadt hatte das Verteilen der Steine unter anderem mit
vermehrten Beschwerden begründet. Außerdem sei das Zelten unter der
Brücke aus Brandschutzgründen problematisch.
Stadt hat Unterkünfte angeboten
Die Integrationsbeauftragte der Stadt, Miriam
Koch, hat wenig Verständnis für die Heftigkeit des Protests. Den
Obdachlosen seien verschiedene alternative Unterkünfte angeboten worden,
unter anderem ein altes Schulgebäude in Heerdt.
Miriam Koch, Integrationsbeauftragte der Stadt Düsseldorf
"Ich kann im Moment nicht sehen, was an einer Brücke besser sein soll, als ein Dach über dem Kopf zu haben", sagte Koch. In das Schulgebäude hätten die Wohnungslosen auch ihre Hunde mitnehmen können.
Bei den Obdachlosen sei dieses Angebot so nicht angekommen, entgegnet Oliver Ongaro von Fiftyfifty. Die Schule sei gar nicht geöffnet.
"Mausi", eine Wohnungslose, die an der Protestaktion teilnimmt, hat grundsätzlich Angst vor Übernachtungen
in Unterkünften. Man müsse dort immer mit einem offenen Auge schlafen,
berichtet sie. "Sonst wird einem alles geklaut."
Die Stadt Düsseldorf hatte Steine unter eine Brücke
abgeladen. Damit wollte sie Wohnungslose vertreiben, denn dort schlafen
viele Obdachlose. Heute haben die zurückgeschlagen
und die Steine zum Rathaus gebracht.
Die Wackersteine unter der Rheinkniebrücke – jetzt sind sie Geschichte.
Unter dem öffentlichen Druck durch die Berichterstattung über die
Vertreibungsmaßnahme der Stadt gegen Obdachlose, hat die Verwaltung
jetzt reagiert und die Steine am Donnerstagmittag wieder entfernt.
Zugeben, dass diese Maßnahme vielleicht überzogen war, will man bei der Stadt aber nicht. Offizielle Begründung: Weil die Steine am Mittwochabend von Bürgern umgeräumt und am Donnerstag von Aktivisten zum Teil zum Rathaus gebracht wurden, seien sie aus Gründen der „Verkehrssicherungspflicht“ entfernt worden
Stadt wird Lagern unter der Brücke auf jeden Fall unterbinden
Miriam Koch, Leiterin des für Obdachlose zuständigen Amtes für Migration und
Integration kündigte dann auch gestern noch an: „Wir werden ein anderes
Mittel finden, um das Lagern dort unmöglich zu machen.“
Vermutlich größere Steine, die man nicht mehr mit Menschenkraft wegtragen kann.
Am Donnerstagvormittag sammelten
Obdachlose und Aktivisten der Hilfsorganisation „fiftyfifty" einige der
Wackersteine unter der Rheinkniebrücke ein.
Foto: Nicole Gehring
Die Obdachlosenhilfsorganisation „fiftyfifty“ hatte am Donnerstagvormittag
einige der Steine unter der Brücke eingesammelt und zum Rathaus
gefahren. Dort legten Obdachlose die Steine auf der Rathaustreppe ab.
Dabei beobachtet von Sozialdezernent Burkhard Hintzsche,
Ordnungsdezernent Christian Zaum und Koch.
Aktivisten finden die Aktion der Stadt „beschämend"
„Diese Aktion ist für eine reiche Stadt wie Düsseldorf beschämend“, sagte
Oliver Ongaro von „fiftyfifty“. Hubert Ostendorf, Mitgründer der
Organisation, wurde noch deutlicher: „Miriam Koch hat die falschen
Mittel gewählt, sie hat die falschen Rezepte. Aus unserer Sicht ist sie
in ihrem Amt unhaltbar, muss zurücktreten.“
Ralf (53) lebt seit fünf Jahren auf der Straße. „Obdachlosenunterkünfte mit Mehrbettzimmern sind einfach nichts für mich."
Foto: Nicole Gehring
Kurz vor der Protestaktion am Rathaus hatten Koch, Hintzsche und Zaum die
neue Notschlafstelle der Stadt an der Aldekerkstraße in Heerdt
vorgestellt. „In Düsseldorf soll niemand unter Brücken schlafen. Hier
ist eine Übernachtung auf jeden Fall besser. Niemand muss bei uns auf
der Straße schlafen“, sagte Koch in den Räumen der ehemaligen Schule,
die zuletzt von der Jugendberufshilfe genutzt wurde und dann einige Zeit
leer stand.
Alte Schule als neue Heimat für die Obdachlose?
In dem Schulgebäude könnten 30 Obdachlose zwischen 18 und 8 Uhr
übernachten, teilweise sogar ihre Hunde mitbringen. Es gibt ein
Einzelzimmer, ein Zweibettzimmer und mehrere Gruppenschlafräume.
Ein Gruppenschlafraum in der
Notschlafstelle Aldekerkstraße. Bislang hat hier noch kein Obdachloser
übernachtet. Auch, weil kaum einer von dem Angebot weiß.
Foto: Marc Herriger
In der vergangenen Woche war die Notschlafstelle zum ersten Mal geöffnet,
aber niemand kam. Angeblich seien die Obdachlosen am Ratinger Tor, im
Hofgarten, an der Rheinkniebrücke und am Paradiesstrand, denen die Stadt
die Räumung ihrer „Platten“ angedroht hatte, über die neue
Übernachtungsmöglichkeit informiert worden.
Betroffene behaupten, über die neue Notschlafstelle nicht informiert worden zu sein
Auf Anfragen von EXPRESS behaupteten aber die befragten Obdachlosen und
auch Streetworker verschiedener Organisationen von dieser Unterkunft
nichts gewusst zu haben.
Koch: „Wir haben die Franzfreunde, die die Streetworker im Bereich der
Obdachlosen koordinieren, darüber informiert. Die haben diese
Information weitergegeben. Und der OSD hat die Obdachlosen direkt über
die Aldekerkstraße informiert."
In einem der Zimmer der Notschlafstelle müssen die Obdachlosen neben aufgeschlagenen, nackten Wänden schlafen.
Foto: Marc Herriger
Die Stadt hofft, dass nach der Berichterstattung die Einrichtung jetzt von
den Obdachlosen angenommen wird. Kritikpunkt: Sie liegt weit außerhalb
der Innenstadt, eigentlich nur mit der Bahn zu erreichen. Für das Ticket
haben die meisten Obdachlosen aber kein Geld. Koch: „Wir arbeiten mit
der Rheinbahn an einer Lösung.“
Obdachlose meiden Massenunterkünfte
Doch wer von den Obdachlosen geht in eine solche Unterkunft? „Ich werde es
nicht tun. In einem Zimmer mit sechs, sieben anderen Männern schlafen,
von denen viele total betrunken sind? Das ist nicht mein Ding“, sagt
Ralf (53), der seit fünf Jahren ohne Wohnung ist.
Unbekannte räumten die von der Stadt ausgelegten Steine am Mittwochabend wieder zur Seite.
Foto: picture alliance/dpa
„Ich übernachte in einem Außenbezirk. Da lässt einen das Ordnungsamt in
Ruhe. In der Innenstadt ist der Druck viel größer. Da wird sehr
repressiv gegen uns vorgegangen. Ich fahre nur noch in die Innenstadt,
wenn ich unbedingt muss.“
Maßnahme der Stadt hatte Bürger empört
Die heftige Maßnahme der Stadt hatte nachdem sie von EXPRESS ans Licht
gebracht wurde, für Empörung bei den Düsseldorfern gesorgt. So sehr,
dass einige Bürger nun selbst aktiv wurden und die großen Wackersteine
zur Seite räumten.
Allerdings kam während der Aktion das Ordnungsamt vorbei und erteilte den
Beteiligten einen Platzverweis und nahm die Personalien auf.
Ordnungsdezernent Christian Zaum sagte allerdings am Donnerstag, dass die Stadt von einer Strafanzeige absieht.
Die Aktivisten von „fiftyfifty“ kriegen demnächst allerdings Post von der
Staatsanwaltschaft. Gegen sie wurde von der Polizei ein
Ermittlungsverfahren wegen Diebstahls eingeleitet.
Stadt Düsseldorf gibt „Wackerstein-Trick“ zu
Dass der „Wackerstein-Trick“ eine Idee der Stadt ist, gab die Stadt bereits
am Dienstag zu: „Das Lager an der Rheinkniebrücke wurde nach
vorhergehenden Hinweisen auf vorliegende Verstöße und auf alternative
Unterbringungsmöglichkeiten geräumt“, erläutert ein Sprecher der Stadt.
„Umeinerseit s der Beschwerdelage Rechnung zu tragen, andererseits erneute
Lagerstätten im Einzugsbereich des Apollo-Varieté und der Staatskanzlei
weitestgehend einzuschränken, hat sich die Verwaltung dazu entschieden,
den Bereich unter der Brücke mit sogenannten »Findlingen« zu bestücken.“
Rückblende: Anfang September räumten Wohnungslose bereits ihr Camp im Ratinger Tor
am Hofgarten. Streetworker hatten damals erfahren, dass die Stadt eine
Räumung plane. Die Obdachlosen kamen dem zuvor und verschwanden.
Neue Kehrtwende in der Obdachlosenpolitik
Damit scheint es bei der städtischen Obdachlosenpolitik wieder eine
Kehrtwende zur Repression und Vertreibung zu geben. Noch im Frühjahr
hatte sich die Stadt unter öffentlichem Druck zu einem neuen Projekt
entschlossen und Obdachlose, die vom NRW-Forum aus ihrem Camp an dem
Museum geschmissen werden sollten, in einem Haus in Hamm untergebracht.
Ein voller Erfolg: Einige der Ex-Obdachlosen haben sogar schon wieder Arbeit, wollen in normale Wohnungen umziehen.
Erst vertrieben, wenig später tot: Der obdachlose Daniel Holtz (36).
Foto: fiftyfifty
Wie hart das Leben auf der Straße ist, zeigt das Beispiel von Daniel Holtz.
Er gehörte zu den Obdachlosen, die am Ratinger Tor lebten, dann
wegmussten. „Er hat das Ratinger Tor an einem Donnerstag verlassen.
Am Sonntag darauf hat man ihn tot in seinem Zelt am Paradiesstrand
gefunden“, berichtet Streetworker Oliver Ongaro von der
Obdachlosenhilfsorganisation „fiftyfifty“. „Ich bin fassungslos und
beschämt, wie die Stadt jetzt unter der Rheinkniebrücke vorgegangen ist.
Ich hatte gedacht, diese Zeiten seien in Düsseldorf vorbei.“
Stadt geht mit Steinen gegen Obdachlose vor
25. September 2019 um 16:04 Uhr
Düsseldorf Stadt greift an der Kniebrücke zu sehr drastischen Mitteln. Protest kommt von Fifty-Fifty.
Rund zehn bis fünfzehn Obdachlose hatten in den vergangenen Wochen ihr Lager unter dem Fußgängeraufgang an der Rheinbniebrücke aufgeschlagen. Damit ist es nun vorbei. Die Stadt hat dort schwere Wackersteine ausgelegt. Damit wird verhindert, dass dort weiter Zelte aufgeschlagen werden können. Hubert Ostendorf, Gründer des Obdachlosenmagazins Fifty-Fifty, protestiert.
Tatsächlich wirkt die Maßnahme der Stadt sehr drastisch. Die schweren, spitzen Steine können nicht einfach weggetragen werden. Darum sind die Obdachlosen, die sich unter dem Dach der Fußgängerbrücke häuslich eingerichtet hatten, inzwischen weitergezogen.
Miriam Koch, die Leiterin des Amtes für Migration und Integration, verteidigte die Maßnahme: „Das ist aus brandschutzrechtlichen Gründen notwendig gewesen.“ Die Entscheidung sei zusammen mit mehreren Ämtern getroffen worden. Zuvor habe man gemeinsam mit Streetworkern den Obdachlosen ein Angebot gemacht: „Wir wissen, dass es Personen gibt, die nicht in eine Einrichtung gehen wollen. Ihnen haben wir eine ehemalige Schule an der Aldekerkstraße in Heerdt angeboten. Dort hätten sie mit ihren Sachen hingehen können.“ Tatsächlich ist keiner der Obdachlosen dort eingetroffen. Das Quartier werde aber weiterhin von der Stadt bereitgehalten, falls es die Betroffenen sich noch anders überlegen sollten.
Hubert Ostendorf kritisiert das Vorgehen der Stadt hart: „Immer wieder haben wir den Dialog mit den Verantwortlichen gesucht. Doch statt besser wird es immer schlimmer. Dies, obwohl wir durch professionelle Sozialarbeit und unser Programm Housing First, das Obdachlose dauerhaft in Wohnungen bringt, einen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden leisten. Doch all dies wird offensichtlich nicht gewürdigt.“
Stadt verhindert Obdachlosen-Camp mit Steinen
Foto: Alina Komorek
Unter der Rheinkniebrücke wurden von der Stadt Düsseldorf
Wackersteine gegen Obdachlose ausgelegt. Ein Camp soll es hier
künftig nicht mehr geben.
Die Initiative Fiftyfifty kritisiert die Stadtverwaltung für
ihren Umgang mit Obdachlosen. Doch die rechtfertigt den
Vorgang.
Von Jörg Janssen
Mit Wackersteinen will die Stadt eine Neuauflage des Obdachlosenlagers zwischen
Staatskanzlei und Landtag verhindern. Unter der dortigen
Rheinbrücke hatten Obdachlose sich mit Zelten eingerichtet –
ganz in der Nähe der Staatskanzlei. Mit einer Ladung dieser
Steine wurden die Flächen nun „unbewohnbar“ gemacht.
„Esg ab Beschwerden über eine Vermüllung und über
Geruchsbelästigungen, außerdem wurde das Lager immer
unübersichtlicher“, begründet Miriam Koch, Leiterin des
Integrationsamtes, die Entscheidung. Die Beschwerden seien
aber weder aus der Staatskanzlei noch vom Landtag gekommen, stellt
sie klar. Wichtig sei, dass den Obdachlosen zuvor Alternativen
angeboten worden seien. „Viele wollen nicht in eine normale
Unterkunft, deswegen haben wir ihnen eine ehemalige Schule
angeboten, in die sie auch ihre Tiere mitbringen können“, sagt
Koch. Allerdings hätten viele dieses Ausweich-Angebot nicht
wahrgenommen. Bei der städtischen Obdachlosenpolitik gebe es
offenbar eine Kehrtwende hin zu Repression und Vertreibung,
kritisiert dagegen die Obdachlosenhilfe-Organisation
Fiftyfifty. „Das ist absolut falsch“, entgegnet Koch. Es gebe
nun mal bestimmte Plätze in der Stadt, „an denen wir
Obdachlosen-Camps nicht dulden“. Aber entscheidend sei doch, dass
es Alternativen gebe.
Dagegen kritisiert Fiftyfifty die Vorgehensweise. Wie hart das Leben
für die Betroffenen sei, zeige das Beispiel eines Mannes, der
gemeinsam mit anderem kürzlich den Platz vor dem Ratinger Tor
hätte räumen müssen. Vier Tage später sei er tot aufgefunden
worden. Dagegen betont Koch die positiven Ansätze. So habe man
Obdachlosen, die am NRW-Forum zelteten, in einem besonderen
Projekt in Hamm Plätze angeboten.
RP 26.9.2019
Düsseldorf platziert Steine gegen Obdachlose unter der Brücke
25.9.2019 Obdachlose sollen unter der Düsseldorfer Rheinkniebrücke nicht mehr schlafen. Fiftyfifty ist
entsetzt über das herzlose Vorgehen.
Diese herzlose Aktion macht fassungslos: Um Obdachlose zu vertreiben hat die Stadt unter der
Rheinkniebrücke an der Auffahrt für Radfahrer jetzt dicke große Steine
verteilt. Das Zeichen: Dort soll niemand mehr schlafen.
Die Plätze in Düsseldorf, an denen die Stadt Obdachlose duldet,
werden weniger. Der Ehrenhof, das Ratinger Tor und jetzt die Fläche
unter der Rheinkniebrücke werden regelmäßig vom Ordnungsdienst der Stadt
kontrolliert und das Lagern damit unterbunden. Steine und
Fahrradständer wurden am Apollo platziert, um die Obdachlosen fern zu
halten.
Das erregte heftige Kritik in der Öffentlichkeit. Miriam
Koch, Leiterin des Amts für Migration und Integration, verwies auf eine
neue niederschwellige Notschlafstelle in Heerdt, die den Obdachlosen
angeboten worden sei. Ob es an der Kommunikation lag oder an den
verschlossenen Türen der alten Schule an der Aldekerkstraße –
übernachtet hat dort bislang noch niemand.
Mehr als ein Pappschild weist dieses Haus nicht als Notschlafstelle aus - Informationen gibt es nicht und die Türen sind verschlossen
Große Steine wurden unter die Brücke gelegt, um das Lagern dort
unmöglich zu machen - doch Kritiker der Aktion legten Hand an und
räumten auf
Report-D hat am Mittwochabend die neue
Notschlafstelle in der Aldekerkstraße in Düsseldorf Heerdt besucht und
stand vor verschlossenen Türen. Ein laminiertes Papierschild weist auf
die Übernachtungsmöglichkeit von 18 bis 8 Uhr hin, doch die Tore sind
verschlossen. Hinter den Fenster alles dunkel. Eine Telefonnummer gibt
es nicht. Eine Klingel auch nicht. Auf der Homepage der Stadt oder auf
der Seite der Franzfreunde, die die Obdachlosen mit Streetworkern
betreuen, ist von der neuen Unterkunft nichts zu lesen. Dabei sollen
hier die Obdachlosen sogar mit ihren Hunden übernachten dürfen. Auf dem
weitläufigen Gelände wäre sogar das Zelten möglich, erklärt Miriam Koch
im Gespräch mit report-D. Warum das Angebot nicht angenommen wird,
verwundert die Amtsleiterin nach eigenen Worten.
Der Vermieter - das Jugendamt der
Stadt Düsseldorf - hatte der Jugendberufshilfe zu Januar 2019 gekündigt,
wegen Eigenbedarf. Nun soll hier eine Notschlafstelle für Obdachlose
sein, aber die Tore sind verschlossen
Kommentar: Kommunikation ist ein schwieriges Geschäft
Ob es ein Kommuniaktionsproblem zwischen den Streetworkern der
Franzfreunde und dem OSD gegenüber den Obdachlosen gibt, ist nicht
bekannt. Ein Erklärungsansatz könnte sein, dass offenbar viele
Obdachlose nichts von dem Angebot wissen. Scheinbar war die Herrichtung
der Schule als Alternativunterkunft schon vor der Räumung des Lagers am
Ratinger Tor nicht vermittelt worden, weshalb die Bewohner von dort sich
andere Lagerstätten suchten. Dabei gibt es einen Runden Tisch zur
Wohnungslosigkeit, der eingerichtet wurde, um eine gute Kommunikation
der Beteiligten zu ermöglichen. Solange dort die Betroffenen nicht
integriert werden, könnte es wieder ein harter Winter für die Menschen
werden, die keine Wohnung haben.
Am Mittwoch vergangener Woche räumte die Stadt ein Wohnungslosencamp unter
der Kniebrücke. Der EXPRESS sprach mit einem der Betroffenen.
Jirka Kosnovsky (37) sitzt mit seinem Hund Gasper am Lieferplätzchen,
unterhält sich mit Freunden. Der gebürtige Tscheche ist obdachlos. Und
jetzt auch noch sein Obdach los.
Denn er war einer der Bewohner des Camps unter der Rheinkniebrücke, das von
der Stadt am Mittwoch vergangener Woche geräumt wurde.
„Es muss so acht, halb neun am Morgen gewesen sein. Da standen so etwa 15,
20 OSD-Mitarbeiter und Männer von der Awista vor uns“, erzählt
Kosnovsky, der seit fünf Jahren „Platte“ macht.
Awista räumte das Camp der Obdachlosen unter der Düsseldorfer Kniebrücke ab
Die Obdachlosen wurden aufgefordert den Platz zu verlassen, die Awista
räumte ihre Habseligkeiten ab. „Darunter ein Zelt“, sagt der Tscheche.
„Als ich am nächsten Tag dann dort gucken gegangen bin, lagen schon die
Steine da.“
In der vergangenen Woche wurde das
Camp unter der Brücke geräumt. Die Obdachlosen verließen nach Ansprache
durch den OSD ihr Lager freiwillig.
Foto: fiftyfifty
Die Stadt begründet die Räumung mit einer „Beschwerdelage“. „Es wurde
Rattenbefall festgestellt und eine starke Geruchsbelästigung“, sagt
Miriam Koch, die Leiterin des Amtes für Migration. Die meisten der
Obdachlosen dort waren EU-Ausländer.
EXPRESS hörte sich gestern bei den Anliegern rund um die Kniebrücke um. Doch
weder die Staatskanzlei noch die Landtagsverwaltung, noch
Landtagsfraktionen oder Abgeordnete haben sich bei der Stadt beschwert.
Anlieger berichten, das Obdachlosenlager sei unauffällig gewesen
Gegenüber dem Lager hat die Düsseldorfer Caritas ihre Zentrale. „Auch wir haben
uns nicht beschwert. Im Gegenteil: Die Obdachlosen dort waren immer
ruhig, nie auffällig. Ich konnte sie jeden Tag aus meinem Büro
beobachten“, erklärt Dr. Ulrich Brzosa von der Caritas.
Seit vergangener Woche liegen unter der Rheinkniebrücke diese Wackersteine, die ein Lagern unmöglich machen.
Foto: Ingo Lammert
Miriam Koch steht dennoch zu der Maßnahme. „Es ist richtig, das Lagern unter
der Brücke unmöglich zu machen. Es ist kein guter Ort zum Leben, und
Brandschutz spielt auch eine Rolle. Es muss aber natürlich ein Angebot
gemacht werden.“
Und das hat die Stadt getan. Die Obdachlosen hätten in einer alten,
leerstehenden Schule an der Aldekerkstraße in Heerdt untergebracht
werden können, die für diese Zwecke hergerichtet wurde. „Dieses Angebot
an die Wohnungslosen steht auch immer noch“, erklärt Koch.