13 Millionen Menschen in Deutschland armutsgefährdet
Im reichen Deutschland sind rund 13 Millionen Menschen von Armut bedroht. Foto: Patrick Pleul/Illustration
Wiesbaden –
Fast jeder Sechste in Deutschland ist von Armut
bedroht. Das sind rund 13 Millionen Menschen, wie das Statistische
Bundesamt in Wiesbaden für das Jahr 2013 mitteilte.
Mit
16,1 Prozent war der Anteil der armutsgefährdeten Menschen in der
Bundesrepublik damit genauso hoch wie 2012. Im ersten Jahr der EU-weiten
Erhebung (2008) lag er noch bei 15,2 Prozent. Besonders gefährdet sind
Frauen, Alleinerziehende, Alleinlebende und Arbeitslose. Sozialverbände
sind alarmiert und fordern mehr Investitionen in Bildung und Betreuung
sowie Nachbesserungen in den sozialen Sicherungssystemen.
Armut
beginnt nach der EU-Statistik SILC («Leben in Europa») in Deutschland
bei einem Haushaltsnettoeinkommen von 979 Euro im Monat für einen Single
und bei 2056 Euro für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren.
Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung
seines Landes zur Verfügung hat, gilt nach der Definition als arm.
Frauen
sind erneut in allen Altersgruppen stärker von Armut bedroht als
Männer. Besonders groß ist der Unterschied bei Frauen im Rentenalter:
Ihr Armutsrisiko fiel mit 17,0 Prozent deutlich höher aus als das der
gleichaltrigen Männer (12,7 Prozent).
Fast 70
Prozent der Arbeitslosen sind von Armut bedroht. Bei den überwiegend
Erwerbstätigen lag der Anteil dagegen nur bei 8,6 Prozent. Unterteilt
nach Haushaltsgruppen sind vor allem Alleinerziehende und Alleinlebende
besonders armutsgefährdet. So war fast jeder dritte Single und mehr als
jede dritte Alleinerziehende betroffen.
Knapp zwei
Drittel der 30- bis 59-Jährigen in Deutschland sorgen sich vor einer
Zunahme der Altersarmut. Dies ergab eine Allensbach-Studie für die
Versicherungswirtschaft, wie diese mitteilte.
«Zentral
wird sein, den Menschen zu ermöglichen aus der Armutsfalle zu gelangen,
denn momentan gilt: wer einmal arm ist, bleibt arm», sagte der
Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Wolfgang Stadler, laut
Mitteilung. Da gerade Menschen mit niedrigem Bildungsstandard besonders
gefährdet seien, müssten vor allem die Bildungs- und Betreuungsangebote
besser werden.
Die Präsidentin des Sozialverbands
VdK, Ulrike Mascher, forderte, die vollständige Angleichung der
Mütterrente. «Das Mehr an Rente muss auch für Frauen spürbar sein, die
so wenig Rente bekommen, dass sie auf Grundsicherung angewiesen sind.»
Der
Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulrich
Schneider, betonte: «Ein Arbeitsloser ist im Regelfall offensichtlich in
Deutschland nicht mehr vor Armut geschützt.» Hartz IV habe, was soziale
Sicherung und Armutsvermeidung anbelangt, bei Arbeitslosen völlig
versagt. Da müsse dringend nachgebessert werden. (dpa)
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