Deutliche Zahlen: 10 Prozent der deutschen Bevölkerung halten 60
Prozent des Gesamtvermögens inne
Stand: 18.04.2024, 18:15 Uhr
Von: Marco Blanco Ucles
Laut der Europäischen Zentralbank besitzen die reichsten zehn
Prozent der Deutschen mehr als 60 Prozent des Gesamtvermögens im
Land.
Die Schere
zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Häufig als
jammernde Floskel verschrien, ist diese These nach Ansicht neuer
Zahlen in Deutschland zwar nicht korrekt, andererseits auch nicht
falsch. Das geht aus frischen Daten der Europäischen
Zentralbank (EZB) hervor, die das Bundesministerium für
Wirtschaft und Klimaschutz veröffentlicht hat. Dabei wird bei
der EZB der Gini-Koeffizient herangezogen. Dessen Wert liegt zwischen
0 (Gleichverteilung) und 1 (maximale Ungleichheit) und bezieht sich
auf das Haushaltvermögen.
In den vergangenen
Jahren lag dieser in Deutschland relativ konstant bei 0,77. Damit
liegt der Gini-Koeffizient hierzulande über dem Durchschnitt der
übrigen Euroländer. Die Nachbarländer Italien und Frankreich
liegen beispielsweise 0,05 bis 0,07 Punkte unter Deutschland. Ein
Grund dafür sind die unterschiedlichen Anteile von Hausbesitz
beziehungsweise Miethaushalten in den Nationen. Im Jahr 2022 wohnten
mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung zur Miete, in allen
anderen EU-Ländern war dieser Anteil geringer.
Neben Daten zur
Ungleichheit liefert die EZB auch Zahlen zum Gesamtvermögen der
Länder, aufgeteilt unter den Vermögensgruppen. Hierbei wird die
Diskrepanz zwischen Arm und Reich besonders gut sichtbar. So besitzen
die unteren 50 Prozent der Bevölkerung rund 0,4 Billionen Euro. Das
entspricht einem Anteil von zirka 2,3 Prozent des Gesamtvermögens.
Zu welcher Bevölkerungsschicht
Sie gehören, können Sie ganz einfach herausfinden.
Das krasse
Gegenteil: die oberen zehn Prozent der deutschen Bevölkerung
besitzen 10,5 Billionen Euro. Diese Summe macht 61,2 Prozent des
Gesamtvermögens aus. Im Vergleich zum Jahr 2011 haben beide
Bevölkerungsschichten an Geld dazugewonnen. So besaßen die unteren
50 Prozent damals rund 0,2 Billionen Euro, was einem Anteil von 2,2
Prozent entsprach. Die oberen zehn Prozent kamen 2011 auf eine Summe
von 5 Billionen Euro, 60 Prozent des Gesamtvermögens machten das
damals aus. Werden die Vermögenswerte mit dem Verbraucherpreisindex
bereinigt, liegt das Vermögenswachstum für die jeweiligen Gruppen
über den Zeitraum zwischen 2011 und 2024 bei rund 50 bis 60 Prozent.
Unteren 50 Prozent besitzen häufig risikoarme
Anlagen
Auch bei den Vermögenswerten der verschiedenen
Bevölkerungsschichten gibt es klar belegbare Unterschiede. Die
Vermögen der unteren 50 Prozent bestehen zum Großteil aus Guthaben
auf Sparkonten oder ähnlich risikoarmen Anlagen, die aber
inflationssensibel sind. Im Gegensatz dazu sind die reichsten zehn
Prozent häufig mit Immobilien- und Unternehmensvermögen in
Verbindung zu bringen.
https://www.fr.de/ratgeber/geld/zehn-prozent-bevoelkerung-sechzig-prozen...