Konflikte,
Wirtschaftskrisen und Wetterextreme haben im vergangenen Jahr die Zahl
der weltweit hungernden Menschen weiter in die Höhe getrieben. Rund 193
Millionen Menschen in 53 Ländern waren demnach 2021 akut durch eine
schlechte Ernährungslage gefährdet, wie aus einem Bericht des weltweiten
Netzwerks gegen Nahrungsmittelkrisen hervorgeht, der am Mittwoch
vorgelegt wurde. Die Zahl der betroffenen Menschen stieg damit im
Vergleich zu 2020 den Angaben zufolge um fast 40 Millionen und folgte
dem Trend der vergangenen Jahre, in denen die Ernährung von immer mehr
Menschen gefährdet war. Die Europäische Union, die UN-Organisation für
Ernährung und Landwirtschaft (FAO) und das Welternährungsprogramm (WFP)
hatten das Netzwerk 2016 geschaffen.

Als Gründe für den
Anstieg nennt der Bericht Konflikte in Ländern wie der Demokratischen
Republik Kongo, Afghanistan, Äthiopien, dem Sudan, Syrien oder Nigeria.
Die Corona-Pandemie und die nachfolgenden wirtschaftlichen Auswirkungen
sorgten ebenfalls für eine Verschlechterung der Lage. Hinzu kamen
Wetterextreme in mehreren afrikanischen Ländern.

Der
Report ordnet die Menschen in verschiedene, je nach Schwere der
Ernährungsmisere eingeteilte Kategorien ein. Insgesamt rund 570 000
Menschen in Äthiopien, dem Südsudan, Südmadagaskar und dem Jemen zählten
im Jahr 2021 zum Beispiel zur Phase Katastrophe – der schlechtesten
Kategorie. Ihnen droht der Hungertod. Rund 39,2 Millionen Menschen
befanden sich in der zweitschlechtesten Notfall-Phase. Ihre
Ernährungslage gilt damit als kritisch. In den Haushalten gibt es nicht
genug Nahrung, die Menschen sind stark von Mangelernährung und damit
einer höheren Sterblichkeit betroffen.

Etwa 133,1
Millionen Menschen fielen in die Phase Krise. Auch hier haben die
Menschen nicht genug zu essen und sind akut unterernährt. Weitere rund
20 Millionen Menschen rechneten die Fachleute ebenfalls zu den
Hungernden hinzu, konnten sie nach FAO-Angaben aber mangels Daten nicht
genau den Kategorien zuordnen.

Die UN fordern mehr
finanzielle Unterstützung und politischen Willen, um die steigenden
Zahlen hungernder Menschen zu stoppen. Da sich der Bericht auf 2021
bezieht, sind die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die
Ukraine noch nicht enthalten. Länder, die bereits mit Hungerkrisen zu
kämpfen hätten, seien durch die Lage in dem osteuropäischen Land
allerdings noch stärker verwundbar, da sie von Importen abhingen und die
Lebensmittelpreise stiegen, prognostizierten die Expert:innen.

Länder
wie Somalia, die Demokratische Republik Kongo und Madagaskar
importieren dem UN-Report zufolge den überwiegenden Teil ihres Weizens
aus Russland und der Ukraine. Die Organisationen fordern daher, dass in
den von der schwierigen Import- und Marktlage betroffenen Ländern
Nahrungsmittel vor Ort angebaut werden. Allgemein lebten im Schnitt zwei
Drittel der Menschen, deren Ernährungssicherung gefährdet sei, auf dem
Land. Deshalb verlangt die FAO etwa, mehr in die Landwirtschaft zu
investieren. dpa

Kolumne Gastwirtschaft Seite 14