2019 lebten laut dem Statistischen Landesamt 4410 Menschen in Düsseldorf auf der Straße.

 

Weniger Wohnungslose in der Stadt

2019 lebten laut dem Statistischen Landesamt 4410 Menschen in Düsseldorf auf
der Straße. Projekte wie „Housing first“ geben den Obdachlosen mehr
Wohnraum

Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Nordrhein-Westfalen ist erneut
leicht gestiegen, allerdings ist dieser Anstieg deutlich niedriger
ausgefallen als in den Vorjahren. Das zeigt die Wohnungslosenstatistik
2019, die Sozialminister Karl-Josef Laumann jetzt vorgestellt hat und
die von dem Statistischen Landesamt IT.NRW veröffentlicht wurde. Danach
waren am Stichtag 30. Juni 2019 insgesamt 46.610 Menschen von
Wohnungslosigkeit betroffen. Das heißt, sie waren überwiegend in
Obdachlosenunterkünften oder in anderen Einrichtungen untergebracht oder
auch bei Bekannten untergekommen. In Düsseldorf ist indes ein leichter
Rückgang bei den Wohnungslosen zu verzeichnen.

So waren 2019 in Düsseldorf 4410 Menschen wohnungslos. Ein Jahr zuvor
waren es noch 4793 Personen und 4933 im Jahr 2017. Auch im
Regierungsbezirk Düsseldorf sind die Zahlen leicht rückläufig. So waren
insgesamt 13.763 Menschen von Wohnungslosigkeit im vergangenen Jahr
betroffen (2018: 14.071).

Von den 4410 wohnungslosen Menschen in Düsseldorf sind 2780 „kommunal
und ordnungsrechtlich untergebracht“, wie es aus der Statistik von
IT.NRW hervorgeht. 2018 waren es noch 3434. Von freien Trägern wurden
indes 1630 wohnungslose Menschen 2019 in Düsseldorf gemeldet. In dem
Jahr zuvor waren es etwas weniger, und zwar 1359 Menschen.

In den kreisfreien Städten und Kreisen reicht die Spanne von fünf
wohnungslosen Personen je 10.000 Einwohner in Mülheim an der Ruhr bis
hin zu 71 wohnungslosen Personen je 10.000 Einwohner in der
Landeshauptstadt Düsseldorf.

Je 100.000 Einwohner wurden 45 von ihnen untergebracht und betreut
durch die Kommune nach dem sogenannten Ordnungsbehördengesetz (OBG), 26
durch freie Träger der Wohnungslosenhilfe.

Der Streetworker von Fiftyfifty, Oliver Ongaro, kann über den
Rückgang der Wohnungslosenzahlen nur spekulieren. Ein Grund könnte etwa
die Unterbringung in ehemaligen Hotels sein.

Für den OB-Kandidaten der Linken, Udo Bonn, ist eine Möglichkeit für
den Rückgang der Wohnungslosigkeit die Projekte von eben Fiftyfifty.
„Mit Housing First wurde da ein Projekt fest etabliert“, so Bonn. Aus
einem Housing-First-Fonds werden Finanzierungsgrundlagen zum Ankauf von
Wohnungen geschaffen. Diese Wohnungen gehen dann mit einem unbefristeten
Mietvertrag an Obdachlose, die so die Möglichkeit bekommen, ihr Leben
neu zu sortieren. Der Politiker wünscht sich daher, dass die Stadt
ebenfalls vermehrt – wenn sie baut – Platz für Wohnungen für
Wohnungslose lässt. Dies aber in einem gemischten Quartier und „keine
Ghetto-Politik“.

Doch Bonn hat auch Befürchtungen – wegen Corona. „Die Miete wurde
teilweise aufgeschoben und die, die das finanziell packen, können das ja
auch nachzahlen. Es kann aber gleichzeitig die Dynamik lostreten, die
zur Wohnungslosigkeit führt“, so Bonn.

Diese Sorgen hat der wohnungspolitische Sprecher der SPD, Matthias
Herz, nicht. „Ich glaube nicht, dass wegen Corona die Wohnungslosigkeit
wieder ansteigt.“ Bei der Städtischen Wohnungsgesellschaft Düsseldorf
(SWD) hätten nicht so viele die Aussetzung der Miete beantragt, wie man
vielleicht vermutet hätte, so Herz. Auf der anderen Seite seien aber die
Anträge auf Wohngeld angestiegen.

Gleichzeitig fordert Herz mehr preiswerten Wohnraum, damit sich jeder
überhaupt eine Wohnung leisten kann. Gerade wenn man plötzlich von
Arbeitslosigkeit betroffen ist und die Miete zu hoch ist, dass sie nicht
vom Amt übernommen werden kann, müsse es Alternativen für die Menschen
geben.

nrz 17.8.20