335.000 ohne Obdach

 Zahl der Wohnungslosen in Deutschland steigt weiter an

05.12.2016 - 07:53 Uhr

Berlin 
Hunderttausende Menschen haben kein
Dach über dem Kopf – Tendenz steigend. Laut Bundesregierung liege das
nicht am fehlenden Wohnraum.

Die Zahl der wohnungslosen Menschen ist in den vergangenen Jahren
deutlich angestiegen. Sie wuchs von 248.000 Personen im Jahr 2010 auf
zuletzt 335.000, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine
Anfrage der Linken hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur in
Berlin vorlag. Betroffen waren 29.000 Kinder und 306.000 Erwachsene,
davon mit 220.000 Personen der Großteil Männer.

Wohnungslos sind Menschen, die auf der Straße leben, die ohne Mietvertrag in
Wohnungen auf Kosten des Staats untergebracht sind, die in
Notunterkünften oder Heimen untergebracht sind oder bei Verwandten
untergekommen sind.

Keine amtliche Statistik zu Wohnungslosen

Das Bundessozialministerium stützt sich bei seinen Angaben auf Schätzungen
der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, da es keine amtliche
Statistik dazu gibt. Man nehme das Problem ernst, so das Ministerium.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft prognostizierte bis 2018 einen Zuwachs auf
536.000 wohnungslose Menschen.

„Wohnungslosigkeit liegt vielfach nicht in fehlendem Wohnraum begründet, sondern hat in der
Regel eine Reihe anderer sozialer und zum Teil auch psycho-sozialer
Ursachen“, heißt es in der Regierungsantwort. Oft sei gezielte Hilfe
nötig, weil familiäre Probleme, Sucht oder Krankheiten eine Rolle
spielten. Eine Statistik zur Zahl der wohnungslosen Menschen sei bei der
Regierung nicht geplant.

Linke kritisiert Haltung der Regierung als „unerträglich“

Die Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann, die die Angaben angefragt
hatte, kritisierte: „Die Bundesregierung verschließt die Augen vor der
Realität, wenn sie behauptet, Wohnungslosigkeit liege vielfach nicht in
fehlendem Wohnraum begründet.“ Die Kombination von immer weniger
bezahlbaren Wohnungen mit einer verfestigten und steigenden
Einkommensarmut breiter Bevölkerungsschichten sei oft der Grund. „Es ist
unerträglich, dass die Bundesregierung so tut, als ginge sie das alles
nichts an.“

Armut breite sich zunehmend in
Deutschland aus. „Der Wohnungslosigkeit muss der Kampf angesagt werden.“
Die Regierung müsse eine Statistik zur Zahl wohnungsloser Menschen
etablieren. (dpa)

http://www.nrz.de/politik/zahl-der-wohnungslosen-in-deutschland-steigt-w...

 

 

Immer mehr ohne Obdach 6.12.16

Bundesregierung sieht fehlenden Wohnraum nicht als wesentliche Ursache

Obdachloser in Berlin: Im Winter ist das Fehlen eines Dachs überm Kopf für etliche Betroffene tödlich

Foto: Robert Schlesinger/dpa-Bildfunk

Hunderttausende Menschen in Deutschland haben keine Wohnung – Tendenz
steigend. Wie die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion
mitteilte, hat sich die Zahl der Betroffenen von 248.000 im Jahr 2010
auf 335.000 im Jahr 2014 und damit um mehr als ein Drittel erhöht.

Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Auskunft des
Bundessozialministeriums hervor. Danach waren auch 29.000 Minderjährige
betroffen. 220.000 der 306.000 registrierten erwachsenen Obdachlosen
waren Männer. In der Statistik erfasst sind auch diejenigen, die ohne
Mietvertrag in Wohnungen, Notunterkünften oder Heimen auf Kosten des
Staats untergebracht oder bei Verwandten untergekommen sind.

Das Ministerium stützt sich bei seinen Angaben allerdings auf bereits Ende
2015 publizierte Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG)
Wohnungslosenhilfe (jW berichtete darüber am 7.10.2015), weil
es keine amtliche Statistik dazu gibt. Die Angaben stammen aus dem Jahr
2014. Das Problem dürfte sich seither noch deutlich verschärft haben.
Die BAG hat prognostiziert, dass die Zahl der Wohnungslosen bis 2018 auf
536.000 steigen wird.

Aus dem Haus von Andrea Nahles (SPD) hieß es, man nehme das Problem
ernst. Zugleich stellte das Ministerium klar, von der Regierung sei auch
in Zukunft keine Statistik dazu geplant. »Wohnungslosigkeit liegt
vielfach nicht in fehlendem Wohnraum begründet, sondern hat in der Regel
eine Reihe anderer sozialer und zum Teil auch psychosozialer Ursachen«,
ist in der Regierungsantwort zu lesen. Oft spielten familiäre Probleme,
Sucht oder Krankheiten eine Rolle.

Dieser Einschätzung
widersprach die Linke-Abgeordnete und stellvertretende
Fraktionsvorsitzende Sabine Zimmermann, die die Auskünfte erfragt hatte.
Die Regierung verschließe »die Augen vor der Realität«, kritisierte
sie. Denn die Kombination von immer weniger bezahlbaren Wohnungen und
einer »verfestigten und steigenden Einkommensarmut breiter
Bevölkerungsschichten« sei sehr wohl oft der Grund für den Verlust der
Unterkunft. »Es ist unerträglich, dass die Bundesregierung so tut, als
ginge sie das alles nichts an«, sagte Zimmermann am Montag in Berlin.
Der Wohnungslosigkeit müsse endlich »der Kampf angesagt werden«,
forderte sie. Hierzu sei unter anderem eine »deutliche Ausweitung des
sozialen Wohnungsbaus« erforderlich. (dpa/jW)

https://www.jungewelt.de/2016/12-06/009.php

 

Zahl der Obdachlosen nimmt zu

FR 6.12.16