Flüchtlinge
Aufgeheizte Stimmung im Düsseldorfer Osten
10.02.2015 | 22:26 Uhr
Etwa 600 Bürger aus Hubbelrath, Ludenberg, Knittkuhl und
Gerresheim nahmen Dienstagabend an einer Bürgerversammlung zur geplanten
Unterbringung von Flüchtlingen im Düsseldorfer Osten teil.Foto: NRZ
Emotionen kochten am Dienstag Abend hoch bei einer Bürgerinfo mit
Oberbürgermeister Thomas Geisel zur Flüchtlings-Unterbringung in den
Düsseldorfer Stadtteilen Hubbelrath und Ludenberg.
Es war das erste Mal, dass sich Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD)
bei einer Bürgerveranstaltung zum Thema Flüchtlingsunterbringung in
Düsseldorf stellte: Etwa 600 Personen folgten seiner Einladung gestern
Abend ins Gymnasium am Poth in Gerresheim. Bei dieser mehrstündigen
Veranstaltung lieferten Geisel, zwei seiner Dezernenten,
Flüchtlinsgbeauftragte Miriam Koch und weitere Vertreter städtischer und
privater Einrichtungen Informationen und beantworteten Fragen der
zumeist besorgten Bürger. Die Emotionen kochten dabei hoch, immer wieder
gab es teils unqualifizierte Zwischenrufe, der Stadtverwaltung wurde
unterstellt, sie würde bei ihren Informationen „lügen“. Deutlich wurde
bei fast allen Statements oder Fragen der Bürger: Im Düsseldorfer Osten,
wo vor allem in Hubbelrath und Ludenberg Bürgerkriegsflüchtlinge
untergebracht werden sollen, sind diese Menschen nicht erwünscht.
Perfide dabei: Die Düsseldorfer auf dem „Millionärshügel“, der im
Bereich Gallberg am Gerresheimer Krankenhaus beginnt und sich hoch bis
Hubbelrath zieht, wollen keine Flüchtlinge. Selbstverständlich wurden
die Ablehnungen fast immer mit den einleitenden Worten „Ich bin nicht
fremdenfeindlich, aber...“ oder „Ich habe nichts gegen Ausländer,
aber...“ begonnen.
Zu Beginn stellte OB Geisel die Planung für den Stadtbezirk 7 vor:
-
In leerstehenden Gebäuden der Bergischen Kaserne in Hubbelrath will das
Land eine Erstaufnahmestelle für etwa 600 Bürgerkriegsflüchtlinge
einrichten (NRZ von gestern). Die Menschen werden hier registriert,
gesundheitlich gecheckt, beraten und bereits nach zwei bis zehn Tagen
auf andere NRW-Städte verteilt.
- An der Blanckertzstraße in
Ludenberg, einer Nebenstraße der Bergischen Landstraße, wird nahe des
Senioren- und Pflegezentrums Gallberg und des Rewe-Marktes von der Stadt
auf einer Grünfläche ein Containerdorf für bis zu 200 Flüchtlinge
eingerichtet. Das hat hohe Priorität.
- Sollte weiterer Bedarf
bestehen, entsteht Am Bongard in Ludenberg, wenige hundert Meter
Luftlinie entfernt von der Blankertzstraße ebenfalls in einer
Seitenstraße der Bergischen Landstraße, ein weiteres Containerdorf für
bis zu 200 Menschen.
- Die Stadt prüft, ob leerstehende Gebäuden der
LVR-Klinik an der Bergischen Landstraße in Gerresheim zur Unterbringung
von Flüchtlingen genutzt werden können
Der Standort Blanckertzstraße wurde unter anderem wegen der
unmittelbaren Nähe zum Alten- und Pflegeheim abgelehnt. „Das ist kein
Ausschlusskriterium, im Gegenteil“, so der OB, schließlich sind etwa ein
Drittel der Flüchtlinge Kinder, das sei eine Bereicherung. Mit Blick
auf die Senioren fügte eine Bürgerin hinzu: „Lieber mit Kindern spielen
als Entchen füttern...“
Der Standort Am Bongard, der nicht höchste Priorität hat, wurde von
Bürgern unter anderem wegen denkmalgeschützter Umgebung und aus
Naturschutzgründen in Frage gestellt. Die Stadt teilte aber mit, dass es
seit Herbst vereinfachte Voraussetzung für den Bau von
Flüchtlingsunterkünften gibt.
Viele Anwohner kritisierten die aus ihrer Sicht überdimensionierte
Unterbringung von 200 Menschen. Außerdem solle man Flüchtlinge nicht in
Ludenberg am Stadtrand konzentrieren.
OB Geisel betonte, dass es der Stadt am liebsten wäre, möglichst
viele Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen. Aufgrund rasant
steigender Zuweisungszahlen habe die Stadt aber nicht genügend
Wohnbestand. Daher werden in allen Stadtteilen Standorte für
Containerdörfer gesucht. mehr als 200 Menschen sollen pro Standort aber
nicht untergebracht werden.
Wichtiger Aspekt: Hans-Joachim Kensbock-Rieso, Leiter der
Polizeiinspektion Nord sagte, dass es in der Umgebung von
Erstaufnahmestelle in anderen Städten und auch in der Umgebung von
Flüchtlingsunterkünften keine negative Kriminalitätsentwicklung gibt.
Derzeit leben in Düsseldorf 2250 asylsuchende
Menschen, bis Ende des Jahres wird sich die Zahl auf etwa 5000 mehr als
verdoppeln.
Götz Middeldorf
Herzlich willkommen!
Ein Kommentar von Götz Middeldorf
„Ich habe nichts gegen Fremde – aber vor meiner Haustüre sollen sie
nicht wohnen!“ Nicht so deutlich wurde es am Dienstag Abend
ausgesprochen, aber das war der Tenor der meisten Wortmeldungen bei der
Bürgerversammlung. Das ist einfach nur perfide. Wir als Düsseldorfer,
die in einer reichen, wohlhabenden Stadt leben, sollten uns schämen,
wenn wir nicht in der Lage sind Menschen aufzunehmen und willkommen zu
heißen, die vor Krieg, Verfolgung und Angst um ihr Leben aus ihrer
Heimat zu uns geflüchtet sind. Lasst es uns positiv sehen wie Pfarrerin
Oswald aus Gerresheim: Diese Menschen vieler Nationen, so sagt sie, sind
eine Bereicherung für uns. Wir müssen es nur annehmen!
Ich jedenfalls, der an der Bergischen Landstraße wenige Meter
entfernt lebt von der geplanten Flüchtlingsunterbringung
Blanckertzstraße, freue mich auf meine künftigen Nachbarn. Und ich finde
es toll, dass es noch andere Ludenberger gibt, die das auch tun – auch
wenn es noch zu wenige sind.
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Unterkunft für Flüchtlinge: 600 Bürger diskutieren mit Geisel
Von Alexander Schulte
OB Geisel „stellte“ sich den Bürgern und informierte über die Unterbringung.
http://www.wz-newsline.de/lokales/duesseldorf/unterkunft-fuer-fluechtlin...