62.400 Düsseldorfer sind pleite

24.01.2015 - 12:26 Uhr

Schuldenatlas. 62.400 Düsseldorfer sind pleite

Von
MARC HERRIGER

 

Diese Karte zeigt, in welchen Stadtteilen die  meisten Schuldner wohnen.

 

Diese Karte zeigt, in welchen Stadtteilen die meisten Schuldner wohnen.

Düsseldorf –  

Reiche Stadt. Arme Stadt. Düsseldorf wird immer mehr
zu einer Metropole der Extreme. Millionäre leben neben Habenichtsen. Das
zeigt der neue Schuldenatlas der Wirtschaftsauskunftei „Creditreform“.

Eine
erschreckende Zahl: 62.400 Düsseldorfer sind nach Erhebungen der
Creditreform heftig verschuldet oder bereits völlig überschuldet. Das
sind 12,34 Prozent der Bevölkerung. Und ein wenig mehr als im Vorjahr
(12,30 Prozent). „Die Schere zwischen Arm und Reich ist weiter
auseinandergegangen“, sagt Rainer Bovelet, der bei Creditreform den
Schuldenatlas zusammenstellt.

Der Blick in die
Stadtteile birgt Überraschungen. Die meisten Schuldner gibt es
prozentual gesehen in der Altstadt (29,13 Prozent). Fast jeder dritte
Altstädter ist pleite oder steht kurz davor. Auf den „Abstiegsplätzen“
folgen die Stadtmitte (23,47 %), Flingern-Süd (22,98 %, hat mit 14,37 %
den höchsten Anteil an völlig Überschuldeten in Düsseldorf), der Hafen
(20,77 % und Oberbilk (20,12 %). Auf der anderen Seite stehen die
„reichen Stadtteile“. Kaum Schuldner gibt es in Himmelgeist (4,04%),
Angermund (5,27%), Itter (5,32%), Wittlaer (5,33%) und Volmerswerth
(5,63%).

Die Ursachen für die hohen
Schuldnerquoten in den einzelnen Stadtteilen hat die Creditreform nicht
untersucht. Aber die grundsätzlichen Faktoren, die zu Überschuldung
führen: „Da ist zuallererst Arbeitslosigkeit zu nennen“, sagt Bovelet.
Aber auch soziologische Phänomene. In Düsseldorf gibt es sehr viele
Menschen, die nur im Hier und Jetzt leben, ihr Geld sofort für Konsum
ausgebene. Die Studie nennt sie „Hedonisten“. Dazu viele Kreative, die
„digitale Avantgarde“, die beim Geldausgeben auch sehr freizügig ist.

„Wenn
man dauerhaft mehr Geld ausgibt, als einnimmt, ist man überschuldet“,
sagt Bovelet. Dann bleibt nur noch der Gang zur Schuldnerberatung. Die
Stadt und fünf Partner (u.a. Awo und Verbraucherzentrale) helfen beim
Weg aus den Schulden. „Die Nachfrage ist gleichbleibend hoch“, sagt
Stadtsprecher Michael Bergmann.

Trotzdem geht die
Zahl der Privatinsolvenzen, die einen Ausweg aus der Überschuldung
bieten, zurück. Bovelet macht dafür eine Verschärfung der
Voraussetzungen für dieses Verfahren verantwortlich.

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