Armut trifft immer mehr ältere Menschen. Insgesamt 15,5% armutsgefährdet

Armut trifft immer mehr ältere Menschen

Im früheren Bundesgebiet nimmt das Armutsrisiko der Rentner seit 2006 Jahr für Jahr zu.
Foto: Hildenbrand

Wiesbaden –  

Armut trifft immer mehr ältere Menschen in
Deutschland. Das Armutsrisiko der über 65-Jährigen steigt stärker als im
Bevölkerungsdurchschnitt und hat den höchsten Stand seit Einführung der
Statistik 2005 erreicht.

Unter den Rentnern im
Westen ist der Anteil armutsgefährdeter Menschen bereits etwas höher als
in der gesamten Bevölkerung, wie das Statistische Bundesamt in
Wiesbaden am Mittwoch mitteilte.

Fast jeder siebte
Ältere (14,8 Prozent) war 2013 in den alten Bundesländern von Armut
bedroht - das waren 0,4 Prozentpunkte mehr als im
Bevölkerungsdurchschnitt. In den neuen Bundesländern (einschließlich
Berlin) gilt zwar nur jeder achte Rentner (12,5 Prozent) als
armutsgefährdet. Deutlich höher ist jedoch das Risiko der
Gesamtbevölkerung im Osten: Fast jeder Fünfte (19,8 Prozent) lebt an der
Armutsschwelle.

Damit ist in ganz Deutschland
mehr als jeder Sechste (15,5 Prozent) von Armut bedroht - 1,5
Prozentpunkte mehr als 2006 und 0,5 Punkte mehr als 2011.
Armutsgefährdet ist nach der EU-Definition, wer von weniger als 60
Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung seines Landes lebt.
Dies sind nach der Haushaltsbefragung Mikrozensus 2013 für einen
Alleinlebenden 892 Euro im Monat.

Im Vergleich zu
2011 beträgt das Plus der armutsgefährdeten Rentner in West und Ost
jeweils 1,1 Prozentpunkte. Im Westen steigt die Quote seit 2006 (11,0
Prozent) von Jahr zu Jahr; im Osten (2006: 8,3 Prozent) gilt dies mit
einer Ausnahme.

«Besonders im Osten werden wir in
den kommenden Jahren eine Welle von Altersarmut erleben», mahnt der
AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. Schon bald gingen Menschen in
Rente, deren Erwerbsbiografien durch die Wiedervereinigung stark
zerrüttet worden seien. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike
Mascher, mahnte: «Das Problem ist akut wie nie und darf nicht mehr
wegdiskutiert werden.»

Im Saarland (19,2 Prozent),
Rheinland-Pfalz (17,8 Prozent) und Bayern (17,0 Prozent) ist das
Armutsrisiko für Menschen ab 65 Jahren laut Statistik am höchsten. Am
geringsten ist es in Berlin (11,0 Prozent), in Sachsen (11,5 Prozent)
und Hamburg ( 11,7 Prozent). (dpa)

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