Armutsrisiko in NRW leicht gesunken

 

Armutsrisiko in NRW leicht gesunken

Allerdings: Die Zahl älterer Menschen in Not steigt. Vöge (VdK) kritisiert Niedriglohn-Jobs

 
Die Armut in NRW nimmt leicht ab, trifft aber mehr Alte. dpa

Jan Jessen

An Rhein und Ruhr Das Risiko, in
die Armut abzurutschen, ist für die Menschen in NRW im vergangenen Jahr
ein wenig gesunken. Das ist die positive Nachricht der aktuellen
Sozialberichterstattung des Landesarbeitsministeriums. Die schlechte:
Das trifft nicht für alle zu. Die Zahl armer alter Menschen hat
zugenommen. Der Sozialverband VdK fordert deswegen eine grundlegende
Veränderung des Rentensystems.

Die wichtigsten Kennziffern in dem Bericht: Im vergangenen Jahr waren
16,6 Prozent der Menschen an Rhein und Ruhr von relativer
Einkommensarmut betroffen, das heißt: sie verfügten über weniger als 60
Prozent des mittleren Einkommens in NRW. Konkret hieß das im vergangenen
Jahr: weniger als 1006 Euro netto für einen Ein-Personen-Haushalt. 2017
lag die Quote noch bei 17,2 Prozent. Wie in den Vorjahren waren vor
allem Erwerbslose, Geringqualifizierte, Alleinerziehende und Ausländer
armutsgefährdet.

Auch die Arbeitslosenquote in Nordrhein-Westfalen sank im vergangenen
Jahr im Vergleich zu 2017, nämlich von 7,0 Prozent auf 6,4 Prozent.
Allerdings weist Horst Vöge, der Landesvorsitzende des VdK, darauf hin,
dass die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch ihre
Schattenseiten habe. So müssten insbesondere viele junge Leute in
prekären, also niedrig bezahlten, befristeten und sozial kaum
abgesicherten Jobs arbeiten. Damit sei für manchen der Weg in die
Altersarmut vorgezeichnet, warnt Vöge.

Die hat in NRW weiter zugenommen. Die Zahl der Empfänger von
Grundsicherung stieg laut der Sozialberichterstattung um 6000 auf
282.000. „Ein Wermutstropfen“, kommentierte NRW-Arbeitsminister
Karl-Josef Laumann (CDU). Die Entwicklung zeige, wie wichtig die
Einführung der Grundrente sei, auf die sich die Große Koalition nach
langem Zank kürzlich geeinigt hatte.

Der sozialpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Josef
Neumann, stieß in das gleiche Horn: „Die Grundrente wird dabei helfen,
die soziale Lage der Menschen in Nordrhein-Westfalen zu verbessern“, so
Neumann.

VdK-Landeschef Vöge hingegen ist überzeugt, dass die Grundrente nicht
ausreicht. „Die Erwerbsbiografien zerbröckeln immer mehr. Deswegen
brauchen wir ein verändertes Rentensystem.“ Vöge plädiert für eine
Ausweitung der staatlichen Unterstützung für das Rentensystem, also
deutlich mehr Steuermittel, um das Rentenniveau stabil zu halten, „damit
es zum Leben reicht“, sagte er der NRZ. NRZ/dpa