Bürgerbegehren für bezahlbares Wohnen
Milieuschutzsatzung für zunächst 13 Wohngebiete abstimmen
dürfen. Modernisierungen, durch die Mieten steigen, müssten
dann künftig genehmigt werden.
Ein breites Bündnis aus zahlreichen Düsseldorfer Organisationen plant ein
Bürgerbegehren unter dem Titel „Wohnen bleiben im Viertel“. Ihr
Ziel ist es, dass für (zunächst) 13 Wohngebiete in der Stadt eine
sogenannte Milieuschutzsatzung erlassen wird, die starke
Mietsteigerungen verhindern soll. In den betroffenen Gebieten
würden teure Umbauten von Wohnungen, die über nötige
Sanierungen hinausgehen, genehmigungspflichtig; die
Umwandlung von Miet- und Eigentumswohnungen würde
eingeschränkt und die Stadt erhielte bei Grundstücks- und
Wohnungsverkäufen ein Vorkaufsrecht.
„Wir wollen, dass Mieter nicht mehr aus ihren angestammten Vierteln
verdrängt werden“, sagt Ben Klar, einer der
Vertretungsberechtigten des Bürgerbegehrens. Es gehe darum,
die noch bezahlbaren Wohnungen in der Stadt zu schützen. Im
Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Punkte.
Anliegen
Bezahlbarer Wohnraum in Düsseldorf ist knapp. Besonders nach
umfassenden Modernisierungen von Wohnungen drohen oft
Mieterhöhungen, die sich die bisherigen Mieter nicht leisten
können. So etwas soll künftig verhindert werden. „Das heißt nicht,
dass künftig gar nicht mehr saniert werden soll“, betont Klar. Es
gehe aber darum, dass dabei ein sinnvoller Rahmen eingehalten
werden solle – und Vermieter nicht Luxussanierungen nutzen
können sollen, um Mieter zu verdrängen. Der
Vertretungsberechtigte Rudi Voller (SKFM) betont, man
erfinde hier nichts Neues, sondern nutze die Möglichkeiten des
Gesetzes. „Viele Städte haben das so gemacht.“ Nicht klar ist
bisher, wie hoch die Folgekosten wären – denn die Stadt müsste die
Einhaltung der Satzung ja kontrollieren und etwa alle Anträge
auf Modernisierung in den entsprechenden Vierteln prüfen. Den
bürokratischen Aufwand, der der Stadt dabei entsteht, hält das
Bündnis für zu bewältigen.
Ablauf
Um einen Bürgerentscheid zu erreichen, wollen die
Organisationen zunächst 16.000 Unterschriften von
Befürwortern mit erstem Wohnsitz in Düsseldorf sammeln.
(Rechtlich nötig sind nur 14.130; das Bündnis will aber einen
Puffer schaffen, falls auch ungültige Unterschriften
abgegeben werden.) Diese müssen dann von der Stadt geprüft und
vom Rat bestätigt werden – letzteres ist laut Ben Klar eher „ein
formaler Akt“.
Danach käme dann der Bürgerentscheid, bei dem alle wahlberechtigten Einwohner in
Wahllokalen abstimmen dürfen. Er ist erfolgreich, wenn die
Mehrheit der Abstimmenden und insgesamt mindestens zehn Prozent
der wahlberechtigten Düsseldorfer mit „ja“ stimmen. Dann
müsste der Rat die Satzung erlassen. Um die Kosten für die
Abstimmung der Bürger niedrig zu halten, wird angestrebt, dass
sie zusammen mit der Kommunalwahl geschehen kann, sagen die
Organisatoren. Die sind im September; die Unterschriften
sollen deshalb nach dem Willen des Bündnisses bis Mai oder Juni
vorliegen. Die Listen sollen bald an vielen Stellen ausliegen.
Um welche Wohnviertel geht es?
In den Fokus genommen sind ganz verschiedene Bereiche, bei
denen aber der Prozess der Gentrifizierung schon in Gang gesetzt
ist oder droht. Lichtenbroich, Rath/Mörsenbroich, Heerdt-West,
Stadtmitte-Ost, Flingern-Süd/Oberbilk, Flingern-Nord-Ost,
Bilk/Bilker Kirche, Gerresheim-Süd,
Friedrichstadt/Unterbilk-Ost, Lierenfeld-Süd/Eller-Nord,
Wersten-Süd/Holthausen, Hassels-Nord/Reisholz-Süd und Garath.
Schon eine Satzung für diese 13 Stadtteile werde Druck vom
Wohnungsmarkt nehmen, heißt es im Text des Bürgerbegehrens. Sie
könne dann aber auf alle Stadtteile ausgeweitet werden, die die
rechtlichen Voraussetzungen erfüllen.
Initiative
Die Initiative für das Bürgerbegehren kam vom Bündnis für
bezahlbaren Wohnraum, das sich schon häufig für Mieterbelange
in Düsseldorf eingesetzt hat.
Mit dabei
Caritasverband, Deutscher Gewerkschafts-Bund, Diakonie,
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Katholikenrat,
Katholische Arbeiter Bewegung, Mieterbund, Paritätische
Wohlfahrtsverband, Sozialdienst katholischer Frauen und
Männer
RP 16.12.20
SPD unterstützt Bürgerbegehren
Düsseldorfer sammeln Unterschriften für günstigeren Wohnraum – SPD will Vorkaufsrecht
Die Düsseldorfer SPD setzt sich für mehr bezahlbaren Wohnraum ein. „Unser
Ziel bleibt, dass sich jede und jeder eine Wohnung in Düsseldorf leisten
kann. Dafür braucht es viele Maßnahmen. Eine davon ist der Bau neuer
Wohnungen“, heißt es von den Sozialdemokraten. Neben dem Neubau von
günstigem Wohnraum gelte es auch, den Wohnungsbestand zu schützen.
Deswegen unterstützt die Düsseldorfer SPD das Bürgerbegehren „Wohnen
bleiben im Viertel“. Dessen Ziel ist es, Milieuschutzsatzungen für
mehrere Nachbarschaften zu erlassen. (NRZ berichtete am Dienstag) Die
Initiative konnte bereits 16.000 Unterschriften sammeln. Eine
Milieuschutzsatzung soll unter anderem Umbauten, Abrisse und
Modernisierungen in Gebieten, die besonders hart von
Mietpreissteigerungen betroffen sind, genehmigungspflichtig machen.
Für diese
Schutzsatzung gebe es laut SPD derzeit im Rat leider keine Mehrheit.
Dennoch: „Diese Satzungen geben der Stadt viele Möglichkeiten an die
Hand, bestehenden Wohnraum zu schützen“, heißt es in der Stellungnahme
der SPD. Marko Siegesmund, Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks 3: „Aus
Sicht der Düsseldorfer SPD ist es hier insbesondere das Vorkaufsrecht,
welches wir aktiv nutzen wollen. Damit erhält die Stadt ein
unkompliziertes Instrument, bezahlbaren Wohnraum zu sichern und diesen
bei Neubauten durchzusetzen.“ Dafür steigt die Stadt – beziehungsweise
ihre Wohnungsgesellschaft SWD – in Kaufverträge ein und übernimmt
Wohnungen und garantiert damit dauerhaft bezahlbare Mieten.
Alternativ können sogenannte Abwendungserklärungen mit den Käufern
vereinbart werden. Darin lassen sich dann Quoten preisregulierten
Wohnraums festschreiben. Städte wie Berlin oder München greifen bereits
auf dieses Instrument zurück, in Düsseldorf wird es bislang nicht
praktiziert. Zu diesem Zweck hat die Bilker SPD in die Bezirksvertretung
3 einen Antrag eingebracht, der den Ausschuss für Planung und
Stadtentwicklung sowie die Stadtverwaltung auffordert die erforderlichen
Grundlagen für ein solches Vorkaufsrecht zu schaffen. Mittel zum Zweck
sollen Erhaltungssatzungen für die Stadtteile Bilk, Friedrichstadt,
Oberbilk und Unterbilk sein. Mit diesen würde die Stadt ein
Vorkaufsrecht an Grundstücken und Gebäuden erhalten.
„Wir versprechen uns davon, dass in Zukunft Situationen wie beim
Kronenhaus in Unterbilk oder der Brause in Friedrichstadt verhindert
werden können, denn dann haben wir einen Fuß in der Tür“, so die
stellvertretende Vorsitzende der SPD Bilk Sabrina Proschmann. „Wir
wollen sicherstellen, dass Wohnen in Düsseldorf wieder bezahlbar wird –
entweder durch das übernehmen von Bestandswohnungen durch die SWD oder
indem wir Investoren dazu verpflichten, einen Anteil geförderten
und/oder preisregulierten Wohnraums zu schaffen.“
Auch der wohnungspolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Matthias
Herz, unterstützt das Bürgerbegehren: „Die SPD hat als treibende Kraft
der Ampel sehr viel für mehr bezahlbaren Wohnraum und den Bestandsschutz
erreicht. Neben der bereits verabschiedeten Wohnraumschutzsatzung sind
aber auch Milieuschutzsatzungen ein weiteres Instrument, um bezahlbaren
Wohnraum zu sichern und die gewachsene Struktur in den Vierteln zu
erhalten. Nur im Zweiklang von Neubau und Bestandsschutz kann es
gelingen, die Wohnwende in Düsseldorf zu verwirklichen.“
NRZ 16.12.20
Bürgerbegehren stemmt sich gegen Miethaie
Neu-Bündnis sammelte 16.000 Unterschriften
Es wird ein breites Bündnis sein, das sich am morgigen Mittwoch mit einem
neuen Bürgerbegehren im DGB-Haus an der Friedrich-Ebertstraße 34
vorstellt: Auf Initiative des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum, das
ohnehin aus vielen verschiedenen Mitgliedern besteht, haben sich nun die
Düsseldorfer Organisationen AStA an der Hochschule, Caritasverband,
DGB, Diakonie, Katholikenrat, Katholische Arbeiter Bewegung, Mieterbund,
Paritätische Wohlfahrtsverband, Sozialdienst katholischer Frauen und
Männer, Verdi und das Zakk zusammengetan, um das Bürgerbegehren „Wohnen
bleiben im Viertel“ zu unterstützen. Mit Hilfe von bislang 16.000
Unterschriften will das Bündnis den Düsseldorfer Stadtrat auffordern,
für bestimmte Gebiete Schutzsatzungen für Mieter zu verabschieden.
So soll eine so genannte Milieuschutzsatzung Umbauten, Abrisse und
Modernisierungen sowie das Umwandeln von Miet- in Eigentumswohnungen in
Gebieten, die besonders hart von Mietpreissteigerungen betroffen sind,
genehmigungspflichtig machen. Außerdem soll der Stadt mit Hilfe der
geforderten Satzung die Möglichkeit gegeben werden, ihr Vorkaufsrecht
beim Verkauf von Häusern geltend zu machen. „Wir wollen vor allem den
Bestand der derzeit noch bezahlbaren Wohnungen in Düsseldorf schützen,
damit Mieter nicht aus ihrem Viertel vertrieben werden“, sagt Ben Klar
von der Linkspartei als Vertretungsberechtigter des Bürgerbegehrens.
Im vergangenen Jahr hat das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum einige
Fälle öffentlich gemacht, bei denen Mieter nach dem Verkauf ihres Hauses
Probleme mit neuen Eigentümern bekamen. Auch in solchen Fällen könne
die Milieuschutzsatzung helfen. „Denn viele Mieter fühlen sich bei einem
Hausverkauf schutzlos ausgeliefert, da zum Beispiel durch
Modernisierungen die Mieten unbezahlbar werden. Würde die Stadt ihr
Vorkaufsrecht nutzen, könnten bekannte Miethaie aus dem Verkehr gezogen
werden.“ sagt Klar. nrz 14.12.20
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-duesseldorf/video-kompakt-34078.html
https://www.antenneduesseldorf.de/artikel/neues-buergerbegehren-fuer-bezahlbaren-wohraum-469317.html