16. August 2016 | 07.51 Uhr
Bonner Münster verbietet Betteln
Wegen Streitereien vor der Basilika hat die Kirche ein Bettelverbot erlassen.
Bis Ende August hat der Kirchenvorstand des
Bonner Münsters befristete Platzverweise für Bettler ausgesprochen. "Wir
haben es uns nicht leicht gemacht, das war ein halbjähriger Prozess",
erklärt Sprecher Reinhard Sentis. "Am Ende mussten wir die Reißleine
ziehen." Laut Sentis kam es im vergangenen halben Jahr mit einer Gruppe
von Bettlern vermehrt zu Auseinandersetzungen vor der Basilika. Häufig
seien die Bettler alkoholisiert gewesen. Zuletzt habe es lautstarke
Streitereien um den Platz am Portal gegeben. Die Menschen dürften nun
vorerst weiter ins Münster kommen, nur nicht am Portal um Geld bitten.
Gemeinsam mit der Caritas arbeite man an einer Lösung.
Über Jahre war es üblich, dass Bettler Gottesdienstbesuchern oder
Touristen die schwere Tür der Basilika aufhielten und um eine Spende
baten. "Wir waren dankbar für den Dienst, weil der Eingang etwa für
Gehbehinderte schwierig ist", sagt der Sprecher. Als Regel galt: kein
Alkohol, keine Drogen. Wer sich nicht daran hielt, wurde angesprochen.
Grundsätzlich ist es so, dass Menschen auf öffentlichem Boden
überall und jederzeit betteln dürfen - nur nicht in Hauseingängen und
dort, wo andere Personen Hausrecht haben, wie eben auf dem Gelände des
Bonner Münsters. Doch sie dürfen nur dann um Geld bitten, wenn sie dabei
nicht aggressiv vorgehen. So besagt es die Straßenordnung der Städte.
Das beinhaltet, dass sie sich anderen Menschen nicht in den Weg stellen,
sie festhalten oder gar verfolgen dürfen. Auch bedrohlich wirkende
Hunde sind als Druckmittel nicht erlaubt. Wer dennoch bei Polizei oder
Ordnungsdienst auffällt, kassiert einen Platzverweis oder sogar ein
Bußgeld.
Dass sich Bettler und Obdachlose vor den Türen der christlichen
Kirchen aufhalten, das hat es schon immer gegeben, sagt Gerd Bachner,
Domprobst in Köln. "Wir vertreiben sie nicht, weil wir sagen, diese
Menschen haben ein Recht zu betteln." Ähnlich läuft es in anderen
Gemeinden. Vor der Düsseldorfer Andreaskirche etwa gebe es Obdachlose,
die regelmäßig friedlich um Geld bitten, sagt Pater Johannes
(Dominikaner). Nur einzelne, neue Gesichter fielen ab und zu durch
aggressives Verhalten auf. "Dann rufen wir auch schon mal die
Altstadtwache an", sagt Pater Johannes.
In Mönchengladbach würden manche Pfarrer die Menschen nicht direkt
am Portal haben wollen, sagt Gemeindeleiter Christoph Rütten. Am
Münster und an der Jugendkirche dürften sie sich dagegen aufhalten. "Man
kennt die Menschen über Jahre. Vor der Jugendkirche gibt es jemanden,
der auch auf die Kirche achtet. Das ist also in gewisser Hinsicht ein
Geben und Nehmen."
(das/emy)
http://www.rp-online.de/nrw/bonner-muenster-verbietet-betteln-aid-1.6189819