Düsseldorf Hat die Bundespolizei ein Rumänen-Camp am Bahngleis verwüstet?

 

Düsseldorf Hat die Bundespolizei ein Rumänen-Camp am Bahngleis verwüstet?

Scheiben eingeschlagen, Türen herausgerissen. Mihai Lupu steht vor den Überresten seiner aus Sperrmüll gebauten Hütte.

Foto: Ingo Lammert

Düsseldorf -

Düsseldorf ganz unten: In Bretterverschlägen neben einem Güterbahngleis hausen neun Menschen aus Rumänien. Das wenige, was sie haben, ist jetzt auch noch zerstört. Durch Beamte der Bundespolizei – behaupten die Rumänen. Die will den Vorwürfen jetzt nachgehen.

Armut neben Glitzerwelt

Die Glitzerwelt der Kö. Teure Pelze, dicke Autos, funkelnde Juwelen. Zwei Kilometer Luftlinie entfernt sieht Düsseldorf ganz anders aus: Zwischen ein paar Birken stehen Bretterbuden. Aus Sperrmüll zusammengezimmert. Darin ein paar Lattenroste, ein paar Matratzen, ein bisschen feuchter Teppich.

Hier, direkt neben der Güterzuglinie zwischen Düsseldorf und Köln hinter dem Gerichtszentrum in Oberbilk wohnen seit fast einem Jahr Menschen.

Lucian Cosmin Lupsor und Nicoleta Ciuli stehen vor der demolierten Tür ihrer Baracke an den Bahngleisen in Oberbilk.

Foto: Ingo Lammert

Es sind Rumänen, allesamt Roma. Schon in ihrer Heimat Ausgestoßene. „Sie leben teilweise seit sieben Jahren in Düsseldorf, einige  sind unsere langjährigen Verkäufer. Vernünftige Leute“, erklärt Oliver Ongaro von der Obdachloseninitiative „fiftyfifty“.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag verloren die Rumänen auch ihr letztes Hab und Gut. „Gegen 0.30 Uhr kamen vier Bundespolizisten und forderten die Menschen auf, zu verschwinden“, sagt „fiftyfifty“-Sozialarbeiter Ralf Brunner. Um 3.30 Uhr kehren die Polizisten zurück, diesmal mit einem Diensthund.

Vor dem "Besuch" der Bundespolizei sahen die Hütten der Rumänen so aus.

Foto: fiftyfifty

Die Rumänen flüchten Hals über Kopf. „Einer soll einen Schlag in den Nacken bekommen haben, ein anderer verletzte sich am Fuß“, sagt Brunner.

Als die Bewohner am Freitag  in ihr Camp zurückkehren, ist es total verwüstet. Türen sind eingetreten, Fensterscheiben eingeschlagen, Mobiliar und Fahrräder schwer beschädigt. War es die Bundespolizei?

"In Rumänien ist es schlimmer"

„Ich kann bestätigen, dass es einen Einsatz gegeben hat“, sagt Sprecherin Dajana Burmann. „Wir gehen den Vorwürfen nach, wollen selbst auch wissen, ob da etwas war“, sagt die Sprecherin. Im Laufe der Woche könne man eventuell Genaueres dazu sagen.

Das hilft den Roma nicht. Sie sollen auch auf Betreiben der Deutschen Bahn weg von den Gleisen. „Aber wir wissen nicht, wohin“, sagt Bewohner Nicolae Grancae. Aber eines weiß der sechsfache Vater, der seine Kinder in der Heimat durch das Verkaufen des „fiftyfifty“-Straßenmagazins durchbringt: „In Rumänien ist es noch tausendmal schlimmer.“

(exfo)

– Quelle: https://www.express.de/28839250 ©2017

  

Nächtlicher Polizeieinsatz gegen wildes Camp

Von Dieter Sieckmeyer

13. November 2017 - 17:15 Uhr

Anwohner hatten sich beschwert. In der Nacht zum vergangenen Freitag griff die Bundespolizei
dann durch. Eine Gruppe von Rumänen mussten nachts das Gelände hinter
dem Gericht verlassen. Mitarbeiter von Fifty-Fifty fanden die Aktion
unverhältnismäßig.

Aus Bretterbuden haben sich die Rumänen ein Camp neben den Bahngleisen gebaut.

Düsseldorf. Es sieht ein bisschen aus wie eine heruntergekommene Kleingartenanlage. Seit etwa einem Jahr hat sich eine

 Gruppe von Rumänen mit Bretterbuden ein Camp auf dem Bahngelände hinter
dem Amts- und Landgericht an der Werdener Straße gebaut. Mehrfach
hatten sich Anwohner beschwert. In der Nacht zum vergangenen Freitag
griff die Bundespolizei dann durch. Um 0.30 Uhr sprachen die Beamten
einen Platzverweis gegen die Bewohner aus. Um 3.30 Uhr wurde der dann
auch durchgesetzt. „Daran war auch ein Diensthund beteiligt“, erklärte
Dajana Burmann, die Sprecherin der Bundespolizei.

Fifty-Fifty findet die Aktion absolut unverhältnismäßig

Absolut unverhältnismäßig finden die Mitarbeiter von Fifty-Fifty
die Aktion. Mehrere Rumänen sind für die Obdachlosen-Initiative im
Einsatz und verkaufen das Straßenmagazin. Man sei in Verhandlungen mit
der Stadt, so Sozialarbeiterin Julia van Lindern. Es habe die Zusage
gegeben, dass eine Räumung ohne jede Absprache nicht stattfinden soll.

Warum die Bundespolizei ausgerechnet am vergangenen Freitag
anrückte, ist noch unklar. Die Rumänen behaupten allerdings, dass sie
von den vier Polizisten auch bedroht worden seien. Außerdem hätten die
Beamten Türen eingetreten und Fensterscheiben zerstört. Zu den Vorwürfen
konnte Dajana Burmann am Montag nichts sagen, man werde das aber
prüfen.

Dauerhaft bleiben können die Obdachlosen in dem Camp auf keinen
Fall. Wie die Deutsche Bahn als Eigentümer erklärt, sei das viel zu
gefährlich. Denn nur wenige Meter entfernt befinden sich die Bahngleise.

http://www.wz.de/lokales/duesseldorf/naechtlicher-polizeieinsatz-gegen-w...