13. Oktober 2016 | 00.00 Uhr
Düsseldorf
In Düsseldorf sind immer mehr Alte arm
FOTO: dpa-Infografik
Düsseldorf.
Die Zahl der Rentner, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind, steigt von
Jahr zu Jahr. Aufhorchen lässt auch der Anteil der geringfügig
Beschäftigten. In keiner Großstadt ist der Wert höher.
Von Jörg Janssen
Wachstum und Erfolg der Landeshauptstadt haben auch Kehrseiten. Nicht alle Bürger profitieren vom Boom der Metropole am Rhein.
Rentenkaufkraft "Städte mit hoher Wertschöpfung,
zunehmender Erwerbstätigkeit, starker Einkommensentwicklung und
niedriger Arbeitslosigkeit bieten zwar gute Voraussetzungen, um hohe
Rentenansprüche zu erwerben, sind aber keine guten Orte zum Leben für
Rentner", sagt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. Mit ihrer Rente
könnten sich Ältere in diesen urbanen Zentren weniger leisten, weil
Mieten und Lebenshaltung eben teurer seien als andernorts. So hätten
München und Hamburg im Bundesvergleich die niedrigste Rentenkaufkraft,
"nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer großen Wirtschaftskraft". In
ähnlicher Weise gelte das für Düsseldorf. 1013 Euro verdient hier ein
Bürger, der exakt an der Armutsgrenze lebt. Die liegt eigentlich bei 917
Euro (60 Prozent des bundesweiten Durchschnittseinkommens). Den höheren
Betrag von 1013 Euro hat in einer aktuellen Studie das Institut der
deutschen Wirtschaft in Köln ermittelt. Die Autoren haben
berücksichtigt, was man in einer bestimmten Stadt oder Region
tatsächlich für sein Geld bekommt und dabei ermittelt, dass Bürger in
Düsseldorf eben 1013 Euro aufwenden müssen, um all das zu bekommen, was
im Bundesschnitt 917 Euro kostet. Gerade Rentner haben häufig weniger
als 1013 Euro.
Sozialleistungen Tatsächlich wächst die Zahl jener,
die im Alter (ab 65) auf staatliche Unterstützung (Grundsicherung nach
SGB XII) angewiesen sind. 2010 waren das in Düsseldorf 6701 Frauen und
Männer, 2015 bereits 8742. Entsprechend steigen die Ausgaben. Inklusive
der Erwerbsgeminderten auch unterhalb von 65 Jahren wandte die Stadt für
diese Grundsicherung 2010 exakt 53,8 Millionen Euro auf. im Jahr 2015
waren es bereits 79,5 Millionen Euro. Und der planerische Ansatz für
2016 liegt bei 84 Millionen Euro.
Transferleistungsdichte Im Vergleich mit anderen
Städten beziehen in der Landeshauptstadt überdurchschnittlich viele
Menschen ab 65 Jahren Grundsicherung. In Düsseldorf waren das 2015 genau
73 von 1000 Bürgern ab 65 Jahre. Einen Wert oberhalb von 70 erreichen
nach Angaben des Amtes für soziale Sicherung nur wenige Großstädte,
darunter Köln (74), Hannover (75) und Frankfurt mit dem Spitzenwert von
88.
Geringfügig Beschäftigte Dass sich die Perspektiven beim Thema Altersarmut ändern, ist unwahrscheinlich. Zum
einen sinkt das Rentenniveau insgesamt. Zum anderen ist der Anteil
geringfügig Beschäftigter in Düsseldorf besonders hoch. Kommen im
Mittelwert auf 1000 Einwohner 91 geringfügig Beschäftigte, sind es in
Düsseldorf mit 113 sowie in Stuttgart mit 112 Beschäftigten pro 1000
Einwohner deutlich mehr. In Berlin sind es 57, in Leipzig 62 von 1000
Einwohnern. "Düsseldorf erreicht hier innerhalb der von uns verglichenen
Großstädten den Spitzenwert", sagt Hintzsche. Der Stadtdirektor wertet
das als Indiz dafür, dass in Metropolen wie der Landeshauptstadt "das
Einkommen aus Erwerbsarbeit nicht ausreicht beziehungsweise Haushalte
auf ein zusätzliches Einkommen aus geringfügig entlohnter Beschäftigung
angewiesen sind".
Quelle: RP
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/in-duesseldorf-sind-imme...