Die Zahl der Drogentoten steigt
Stand: 25.03.2021 10:07 Uhr
Im vergangenen Jahr sind 1581 Menschen wegen des Konsums
illegaler Drogen gestorben - 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Das dürfte
auch an der Corona-Pandemie liegen.
Von Birgit Schmeitzner,
ARD-Hauptstadtstudio
Heroin, Morphin, Amphetamine, Kokain und Crack: Für 1581
Menschen führte die Drogen-Abhängigkeit im vergangenen Jahr in den Tod.
Das sind 13 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr.
Birgit Schmeitzner
ARD-Hauptstadtstudio
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, sagte dem ARD-Hauptstadtstudio,
sie führe den Anstieg auch auf die Corona-Pandemie zurück. "Bei einem
Süchtigen ist alles instabil: der Körper, die Seele, das soziale Umfeld.
Und wenn dann eine Ausnahmesituation wie ein Lockdown dazukommt, wirkt
sich das extrem gravierend aus."
Der fehlende Kontakt zur Suchthilfe oder zum Drogenhelfer auf
der Straße ist nach Ansicht der CSU-Politikerin für einen
schwerstabhängigen Menschen "das Schlimmste, was ihm passieren kann".
572 Tote und damit gut ein Drittel der Fälle gehen auf den
Konsum von Opioiden oder Opiaten zurück, teils in Verbindung mit anderen
Stoffen. Die zweithäufigste Todesursache sind laut Ludwig
Langzeitschädigungen durch Drogenkonsum, hier belegt die Statistik 432
Fälle.
Dazu kommen Suizide: 121 es waren es im vergangenen Jahr - auch
das ein Anstieg, den die Drogenbeauftragte zumindest zum Teil auf mehr
Vereinsamung durch die Pandemie zurückführt.
Geld für Suchthilfe trotz klammer Kassen
Die Drogenbeauftragte fordert Länder und Kommunen dazu auf, die
Suchthilfe gerade jetzt in der Krise aufrechtzuerhalten. Auch wenn die
Kassen klamm sein sollten. Die Hilfe für suchtkranke Männer, Frauen und
vor allem deren Kinder zahle sich langfristig aus, und zwar
gesundheitlich wie finanziell. Es gehe darum, Leben zu retten.
Zum Beispiel über Drogenkonsumräume. Dort bekommen Süchtige
sterile Spritzen, anstatt sich eine Spritze mit anderen zu teilen und
Gefahr zu laufen, sich mit Hepatitis C anzustecken. Ludwigs Appell:
"Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger einem Drogensüchtigen
gegenüberstehen, sondern ihm die helfende Hand reichen!"
Geschulte Laien können Leben retten
Das hat nach Ansicht der Drogenbeauftragten nichts damit zu tun,
Drogen zu legalisieren. Ludwig findet das Schlagwort
"Schadensminimierung" passender. Und sie führt ein konkretes Beispiel
an: das Nasenspray Naloxon, das gegen eine Atemdepression, also flache
Atmung bei einer Opioid-Vergiftung hilft. Laut Ludwig ist Naloxon in der
Handhabung aber anders als ein landläufiges Nasenspray gegen Schnupfen,
deshalb brauche es Schulungen.
Ein Modellprojekt unter Federführung der Universität Regensburg
habe gute Ergebnisse gebracht. Jetzt gehe es darum, das auf ganz
Deutschland auszuweiten. Die Ausschreibung laufe. Im Sommer werde klar
sein, wer mitmachen will.
https://www.tagesschau.de/inland/drogentote-113.html
37 Prozent mehr Drogentote in NRW
DÜSSELDORF |(dpa)
In NRW hat es im Jahr 2020 insgesamt 401 Drogentote gegeben –
2019 waren es noch 292 Tote. Dass die Zahl der Drogentoten erneut
deutlich steigt, ist ein bundesweiter Trend, wie die
Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) am Donnerstag
mitteilte. Wegen des Konsums illegaler Substanzen starben im
vorigen Jahr 1581 Menschen in Deutschland. Das waren 183
gemeldete Fälle (13 Prozent) mehr als 2019. In NRW lag der Zuwachs
sogar bei 37 Prozent.
RP 26.3.21